Vorsicht Wechselwirkungen: Diese 7 Nahrungsmittel können mit verschiedenen Medikamenten interagieren

Dr. Dr. Ulrich Grass

Die Wirkung von Arzneimitteln kann durch gleichzeitige Nahrungsaufnahme verstärkt oder abgeschwächt werden, oder es können unerwünschte Wirkungen auftreten. Lesen Sie hier klinisch relevante Wechselwirkungen im Überblick [1,2].

1. Kalzium-haltige Lebensmittel: Milch & Co.

Milch, Milchprodukte, Kalzium-angereicherte Fruchtsäfte und Kalzium-reiche Mineralwässer können mit folgenden Arzneistoffen interagieren: 

  • Schilddrüsenhormone: Symptome einer Hypothyreose wie Müdigkeit, Gewichtszunahme und Kälteintoleranz;
  • Bisphosphonate: je nach Einsatzgebiet zum Beispiel verminderte Knochendichte und Hyperkalzämie;
  • Gyrasehemmer und Tetracycline: verminderte antimikrobielle Wirksamkeit und damit Therapieversagen.

Wirkmechanismen von Kalzium-Ionen

Kalzium-Ionen bilden mit den Arzneistoffen der oben aufgeführten Arzneistoffgruppen Komplexe, die nur schwer resorbierbar sind. Bei den Gyrasehemmern ist eine klinisch relevante Komplexbildung mit Kalzium-Ionen nur für Ciprofloxacin und Norfloxacin beschrieben.

Derselbe Wirkmechanismus trifft auch auf Magnesium zu. Da viele Patienten freiverkäufliche Magnesiumpräparate einnehmen, wird angeraten, zu Ca- und Mg-haltigen Produkten mindestens einen halben Tag Abstand einzuhalten.

Take-Home-Message

Die aufgeführten Arzneistoffe dürfen nicht mit Kalzium-reichen Nahrungsmitteln eingenommen werden, der Abstand sollte mindestens 2 bis 3 Stunden betragen. Die Einnahme der Medikamente sollte mit Leitungswasser erfolgen. 

Die Apothekerkammer Niedersachsen rät: Bei Einnahme von Bisphosphonaten muss konsequent mindestens 1 Stunde vor und mindestens 2 Stunden nach der Mahlzeit auf die Einnahme von Calcium-haltigen Mitteln verzichtet werden.

2. Koffein-haltige Nahrungsmittel: Kaffee, Cola & Tee

Kaffee, Tee, Cola, Mate, Energy Drinks und größere Mengen Bitterschokolade können mit folgenden Arzneistoffen interagieren: 

  • Clozapin (atyp. Neuroleptikum): mögliche Verstärkung von Wirkung und Nebenwirkungen. Bei einer Koffeinkarenz nach längerem Koffeinkonsum verminderte Wirksamkeit möglich. 
  • Gyrasehemmer (Enoxacin, unter bestimmten Voraussetzungen auch Ciprofloxacin und Norfloxacin): Die Folge der Wirkverstärkung von Koffein sind Erregung, Unruhe, Schlaflosigkeit, Halluzinationen.

Wirkmechanismus von Koffein

Clozapin: Die Metabolisierung von Koffein und Clozapin erfolgt über CYP1A2. Koffein selbst wirkt zudem als schwacher CYP1A2-Inhibitor. Hierdurch kann der Clozapin-Plasmaspiegel erhöht werden. Nach 5 Tagen Koffeinkarenz kann der Clozapin-Plasmaspiegel aufgrund der nicht mehr vorhandenen Enzyminhibition laut Fachinformation um etwa 50% sinken. 

Die Wirkung von Arzneimitteln kann durch gleichzeitige Nahrungsaufnahme verstärkt oder abgeschwächt werden, oder es können unerwünschte Wirkungen auftreten. Lesen Sie hier klinisch relevante Wechselwirkungen im Überblick [1,2].

1. Kalzium-haltige Lebensmittel: Milch & Co.

Milch, Milchprodukte, Kalzium-angereicherte Fruchtsäfte und Kalzium-reiche Mineralwässer können mit folgenden Arzneistoffen interagieren: 

  • Schilddrüsenhormone: Symptome einer Hypothyreose wie Müdigkeit, Gewichtszunahme und Kälteintoleranz;
  • Bisphosphonate: je nach Einsatzgebiet zum Beispiel verminderte Knochendichte und Hyperkalzämie;
  • Gyrasehemmer und Tetracycline: verminderte antimikrobielle Wirksamkeit und damit Therapieversagen.

Wirkmechanismen von Kalzium-Ionen

Kalzium-Ionen bilden mit den Arzneistoffen der oben aufgeführten Arzneistoffgruppen Komplexe, die nur schwer resorbierbar sind. Bei den Gyrasehemmern ist eine klinisch relevante Komplexbildung mit Kalzium-Ionen nur für Ciprofloxacin und Norfloxacin beschrieben.

Derselbe Wirkmechanismus trifft auch auf Magnesium zu. Da viele Patienten freiverkäufliche Magnesiumpräparate einnehmen, wird angeraten, zu Ca- und Mg-haltigen Produkten mindestens einen halben Tag Abstand einzuhalten.

Take-Home-Message

Die aufgeführten Arzneistoffe dürfen nicht mit Kalzium-reichen Nahrungsmitteln eingenommen werden, der Abstand sollte mindestens 2 bis 3 Stunden betragen. Die Einnahme der Medikamente sollte mit Leitungswasser erfolgen. 

Die Apothekerkammer Niedersachsen rät: Bei Einnahme von Bisphosphonaten muss konsequent mindestens 1 Stunde vor und mindestens 2 Stunden nach der Mahlzeit auf die Einnahme von Calcium-haltigen Mitteln verzichtet werden.

2. Koffein-haltige Nahrungsmittel: Kaffee, Cola & Tee

Kaffee, Tee, Cola, Mate, Energy Drinks und größere Mengen Bitterschokolade können mit folgenden Arzneistoffen interagieren: 

  • Clozapin (atyp. Neuroleptikum): mögliche Verstärkung von Wirkung und Nebenwirkungen. Bei einer Koffeinkarenz nach längerem Koffeinkonsum verminderte Wirksamkeit möglich. 
  • Gyrasehemmer (Enoxacin, unter bestimmten Voraussetzungen auch Ciprofloxacin und Norfloxacin): Die Folge der Wirkverstärkung von Koffein sind Erregung, Unruhe, Schlaflosigkeit, Halluzinationen.

Wirkmechanismus von Koffein

Clozapin: Die Metabolisierung von Koffein und Clozapin erfolgt über CYP1A2. Koffein selbst wirkt zudem als schwacher CYP1A2-Inhibitor. Hierdurch kann der Clozapin-Plasmaspiegel erhöht werden. Nach 5 Tagen Koffeinkarenz kann der Clozapin-Plasmaspiegel aufgrund der nicht mehr vorhandenen Enzyminhibition laut Fachinformation um etwa 50% sinken. 

Gyrasehemmer: Die Metabolisierung von Koffein erfolgt über CYP1A2. Einige Gyrasehemmer hemmen CYP1A2. Am stärksten interagiert Enoxacin, gefolgt von Ciprofloxacin und Norfloxacin. Die übrigen Gyrasehemmer scheinen nicht zu interagieren.

Take-Home-Message

Patienten sollten während der Clozapin-Therapie auf konstanten Koffeinkonsum achten und abrupte Veränderungen des Koffeinkonsums mit ihrem Arzt abstimmen, da eine Dosisanpassung notwendig werden kann. 

Während der Behandlung mit Enoxacin sollten Patienten auf koffeinhaltige Nahrungsmittel verzichten. Dasselbe gilt für die Behandlung mit Cipro- und Norfloxacin bei Patienten mit Krampfanfällen oder Herzrhythmusstörungen in der Anamnese.

3. Grapefruit und Pomelo

Grapefruit (Citrus paradisi L.) und Grapefruitsaft können mit folgenden Arzneistoffen interagieren: 

  • Wirkungsverstärkung: Kalziumantagonisten des Nifedipin-Typs (Nifedipin und Nitrendipin) sowie Verapamil,Cholesterinsenker (Atorvastatin, Lovavastatin, Simvastatin), Immunsuppressiva (Ciclosporin, Tacrolimus, Everolimus und Sirolimus), Ivabradin, Ivacaftor, Lomitapid, Ranolazin, Colchicin, Terfenadin. 
  • Wirkungsabschwächung: verminderte Resorption von Aliskiren, Bilastin, Fexofenadin, Celiprolol (evtl. Atenolol); verminderte Aktivierung von Cylophosphamid und Ifosfamid.

Wirkmechanismen von Grapefruit-Inhaltsstoffen

Grapefruit-Inhaltsstoffe hemmen irreversibel das Enzym CYP3A4 in der Darmwand. Als Konsequenz können die Plasmaspiegel der Substanzen, die Substrat von CYP3A4 sind, ansteigen und Nebenwirkungen auftreten. Stoffe, die durch CYP3A4 bioaktiviert werden, können dadurch weniger wirksam werden. Die Hemmung beginnt wenige Stunden nach Einnahme von Grapefruit und kann einige Tage anhalten. 

Grapefruit-Inhaltsstoffe hemmen außerdem die Organischen-Anionen-Transporter-Peptide (OATP) und damit die Resorption bestimmter Arzneistoffe.

Take-Home-Message

Während der Behandlung mit den betroffenen Arzneistoffen soll auf den Konsum von Grapefruits und deren Saft gänzlich verzichtet werden. Auch die Pomelo, eine Kreuzung aus Pampelmuse (Citrus maxima) und Grapefruit (Citrus paradisi), kann mit verschiedenen Arzneistoffen interagieren. Um sicherzugehen, sollte auch auf diese Früchte verzichtet werden.

4. Echte Lakritze

Lakritze mit Extrakt aus der Süßholzwurzel (Liquiritiae radix) kann mit Antihypertensiva, insbesondere kaliuretischen Diuretika interagieren

  • Mögliches Auftreten einer Hypokaliämie (Serum-Konzentration <3,5 mmol/l) mit Muskelschwäche, Hyporeflexie, Somnolenz, und typischen EKG-Veränderungen mit der Gefahr von Herzrhythmusstörungen. 
  • Zudem ist ein Blutdruckanstieg möglich.

Wirkmechanismus von Lakritze

Der in echter Lakritze enthaltene Extrakt aus Süßholzwurzel beinhaltet relevante Mengen an Glycyrrhizinsäure, die eine indirekte mineralokortikoide Wirkung hat. Als Folge kann es zu einem erhöhten renalen Verlust an Kalium, einer verstärkten renalen Rückresorption von Kochsalz und Wasser sowie einem sich daraus ergebenden Blutdruckanstieg kommen.

Take-Home-Message

Hypertoniker sollten Lakritze nur in Maßen oder gar nicht zu sich nehmen.

5. Gerbstoffe

Schwarzer Tee und Kaffee können mit Eisenpräparaten interagieren: Dies kann zu einer verminderten Eisenresoprtion führen. Die unspezifischen Symptome einer Eisenmangelanämie sind z. B. Müdigkeit, Appetitlosigkeit, blasse Haut, Schwindel, Kopfschmerzen.

Wirkmechanismus von Tanninen

Die in schwarzem Tee und Kaffee enthaltenen Gerbstoffe (Tannine) bilden wahrscheinlich mit Eisensalzen schwerlösliche Komplexe und vermindern auf diese Weise die Eisenresorption.

Take-Home-Message

Die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände empfiehlt die nüchterne Einnahme von Eisenpräparaten mit Leitungswasser oder mit sauren Vitamin C-haltigen Fruchtsäften möglichst 1 Stunde vor dem Frühstück oder zwischen den Mahlzeiten. Zu Kaffee oder Tee sollte ein 2-stündiger Abstand eingehalten werden. 

Werden Arzneimittel eingenommen, bei denen ein gleichmäßiger Blutspiegel elementar ist, wie z.B. bei Psychopharmaka, sollten gerbstoffhaltige Getränke komplett gemieden werden, so die Apothekerkammer Niedersachsen.

6. Vitamin-K-haltige Nahrungsmittel

Blattsalate, Spinat, Brokkoli und verschiedene Kohlsorten können mit Vitamin-K-Antagonisten (Cumarine), wie etwa Phenprocoumon, Warfarin, interagieren: Die blutgerinnungshemmende Wirkung der Cumarine kann durch einen vermehrten Verzehr von Vitamin-K-haltigen Nahrungsmitteln abgeschwächt werden (erhöhtes Thromboembolie-Risiko). 

Bei einem reduzierten Verzehr von Vitamin-K-haltigen Nahrungsmitteln kann die blutgerinnungshemmende Wirkung der Cumarine verstärkt werden (erhöhtes Blutungs-Risiko).

Wirkmechanismus von Vitamin-K-haltigen Lebensmitteln

Vitamin-K-Antagonisten hemmen die Vitamin-K-abhängige Carboxylierung von Vorstufen der Gerinnungsfaktoren. Eine Vitamin-K-reiche Ernährung kann die Wirkung der Cumarine abschwächen, da sie als Gegenspieler des Vitamin K bei der Synthese von Gerinnungsfaktoren wirken. Wegen der langen Halbwertszeiten der Gerinnungsfaktoren werden Änderungen im Vitamin K-Status erst mit Verzögerung manifest.

Take-Home-Message

Patienten, die Phenprocoumon oder Warfarin einnehmen, sollten darauf achten, jeden Tag eine möglichst ähnliche Menge an Vitamin K zu sich zu nehmen. Abrupte Veränderungen ihrer Ernährungsgewohnheiten gilt es im Vorfeld mit dem Arzt abzustimmen.

7. Alkohol

Alkohol interagiert auf sehr unterschiedliche Weise mit vielen verschiedenen Arzneimitteln. 

Dabei sind folgende Mechanismen zu beachten:

  • Abbauverzögerung der Arzneimittel (z.B. Verapamil, Ranitidin, Benzodiazepine, Barbiturate, Phenytoin) und dadurch Wirkverstärkung sowie Abbauverzögerung des Alkohols (beides wegen der Doppelbelastung der Leber).
  • Verstärkung der leberschädigenden Wirkung von Methotrexat, Paracetamol (wichtig!) ebenfalls wegen Doppelbelastung der Leber.
  • Verminderte Sensitivität gegenüber ZNS-wirksamen Medikamenten (wegen der ZNS-Wirkung von Alkohol), z.B. bei Antidepressiva, Hypnotika und Benzodiazepinen.
  • Hemmung von CYP2E1 durch Alkohol. Dadurch Wirkverstärkung von Koffein und Phenytoin (ebenfalls 2E1).
  • Hemmung der Aldehyddehydrogenase (ALDH) durch z.B. Metronidazol, Chloramphenicol, Sulfonamide, Griseofulvin, Procarbazin. Dadurch verstärkte Nebenwirkungen von Alkohol: Flush, Herzrasen, Übelkeit.
  • Verzögerte Magenentleerung, dadurch Peak-Wirkung von Retard-Arzneimitteln möglich.
  • Verstärkung der Gefahr von Magenulzera bei NSAR plus Alkohol.
  • Verstärkung der Gefahr von Laktazidose bei Metformin plus Alkohol.

Für eine bessere Übersicht haben wir auf Basis der Informationen der ABDA wichtige Wechselwirkungen und entsprechende Maßnahmen in folgender Tabelle zusammengefasst.

Der Beitrag wurde zuerst 2019 veröffentlicht und am 21. Januar 2023 durch Dr. Dr. Ulrich Grass, Arzt und Apotheker, überarbeitet und aktualisiert.