Zugang zu neuen Krebsmedikamenten in Deutschland schneller als in anderen Ländern

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Berlin – In Deutschland stehen neue onkologische Medikamente für Patienten schneller bereit als in jedem anderen europäischen Land – im Durchschnitt 82 Tage nach der euro­päischen Zulassung. Zu diesem Ergebnis kommt das Wissenschaftliche Institut der priva­ten Kran­ken­ver­siche­rung (WIP). Laut der Studie braucht der Marktzugang in den Nieder­landen 163 Tage und in der Schweiz 309 Tage. Der europäische Durchschnitt liege bei 445 Tagen.

Zudem sind laut WIP in keinem anderen Land in Europa so viele neuentwickelte Krebs­me­dikamente verfügbar. Von den 31 in den Jahren 2015 bis 2017 zugelassenen onkologi­schen Arzneimitteln sind laut Studie in Deutschland 30 auf dem Markt. Zum Vergleich die Zahlen anderer Länder: Niederlande (29), Schweiz (27), Finnland (21), Spanien (19), Nor­we­gen (17), Estland (6), Polen (5).

Ähnlich wie bei den onkologischen Präparaten verhält es sich laut der Analyse bei den „Orphan Drugs“, also Arzneimitteln für seltene Erkrankungen: „In keinem anderen euro­päischen Land sind Orphan Drugs bereits so schnell nach der Zulassung auf dem Markt wie in Deutschland. Im Durchschnitt dauert es nur 113 Tage. Bereits bei der zweitplat­zier­ten Schweiz sind es mit 207 Tagen fast doppelt so viele Tage. Der EU-Durchschnitt beträgt 493 Tage“, schreiben die WIP-Autoren.

Gründe für die rasche und umfassende Verfügbarkeit der Präparate in Deutschland sind dem WIP zufolge die Attraktivität des Pharmamarktes Deutschland für die forschenden Pharmaunternehmen sowie „die sehr gute medizinische Infrastruktur, die bei vielen neu­en onkologischen Präparaten unerlässlich ist“, so die WIP-Autoren.

Von besonderer Bedeutung sei zudem, dass die Erstattung der Arzneimittel in Deutsch­land bereits erfolge, bevor der Gemeinsame Bundes­aus­schuss eine frühe Nutzenbewer­tung vorgenommen habe. In anderen Ländern seien diese Bewertungen zum Teil eine Voraussetzung dafür, dass Ärzte die Präparate anwenden dürften – die Arzneimittel seien daher oft erst nach einem langwierigen Prozess verfügbar. © hil/aerzteblatt.de