Uroonkologie: Fehler bei Therapie mit neuen oralen Antitumorwirkstoffen sind häufig

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Erlangen/Nürnberg − Patienten mit Prostatakarzinom (PC) oder Nierenzellkarzinom (RCC), die mit neuen oralen Antitumorwirkstoffen (OAT) behandelt werden, sind eine Hochrisikopopulation für Medikationsfehler. Das zeigt eine bei der Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie in Wien vorgestellte Studie.

Die orale Tumortherapie bei urologischen Krebserkrankungen werde immer komplexer und stelle Patienten und Behandlungsteam vor Herausforderungen, sagte Lisa Cuba vom Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Gründe für Medika­tionsfehler seien zum Beispiel Polymedikation, variierende Wechselwirkungsprofile der OAT und die Einnahme von Arzneimitteln unabhängig von der Krebstherapie.

Cuba und ihr Team untersuchten die Häufigkeit und die Art von Medikationsfehlern bei Patienten mit PC oder RCC, die mit OAT behandelt wurden, auch um Empfehlungen für die klinische Praxis zu formulieren. Ihre Studie basiert auf dem Datensatz der jüngst publizierten AMBORA-Studie (2017-2020, Journal of Clinical Oncology 2021, Doi: 10.1200/JCO.20.03088).

Fast zwei Medikationsfehler pro Patient

Klinischen Pharmakologen und Pharmazeuten überprüften die Arzneimitteltherapien von 20 PC-Patienten und 18 RCC-Patienten umfassend. Sie konnten bei allen 38 Patienten im Verlauf von 12 Wochen insgesamt 67 Medikationsfehler identifizieren. Das entspricht 1,8 Medikationsfehlern pro Patient.

Bei 31 % der Medikationsfehler war der OAT involviert. Der Großteil (55%) der Medikationsfehler wurde sofort beim Therapiestart entdeckt.

27 % der Fehler verursachten die Patienten und 16 % führten zu einer vorübergehenden Schädigung des Patienten. Bei 25 % der Medikationsfehler spielten Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Wechsel­wirkungen zwischen Medikamenten und Lebensmitteln eine Rolle. Der OAT war an 59 % dieser Medikations­fehler beteiligt.

Checkliste für die klinische Praxis erstellt

„Wir haben Situationen, die besonders häufig Probleme verursachen, in einer Tabelle zur Arzneimitteltherapie­sicherheit zusammengefasst“, berichtete Cuba, „und darüber hinaus eine Checkliste für die klinische Praxis erstellt.“

Die Forschungsgruppe empfiehlt, bei der Behandlung mit OAT regelmäßig auf Wechselwirkungen zwischen Medikamenten oder zwischen Medikamenten und Lebensmitteln zu prüfen. Außerdem sollte eine Beratung der Patienten durch klinische Pharmakologen beziehungsweise Pharmazeuten erfolgen, um die Arzneimittel­therapiesicherheit zu verbessern. Dies sollte ein Bestandteil der klinischen Routineversorgung uroonkologi­scher Patienten werden, so die Wissenschaftler. © nec/aerzteblatt.de