Krebspatienten profitieren von Sport während und nach der Chemotherapie

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Groningen – Auch während einer Chemotherapie ist sportliche Betätigung sicher und verbessert langfristig die kardiorespi­ratorische Fitness. Die körperliche Aktivität kann sogar einige der Nebenwirkungen der Krebsbehandlung lindern, wie eine in JACC: CardioOncology veröffentlichte Studie zeigt.

Die Autoren betonen: Falls es den Patienten während der Chemotherapie nicht möglich sei, Sport zu treiben, könnten sie mit einem Trainingsprogramm danach das gleiche Funktionsniveau erreichen (2022; DOI: 10.1016/j.jaccao.2022.07.006).

Die kardiorespiratorische Fitness, gemessen anhand der der maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2max), gilt als einer der wich­tigsten Prädiktoren für die kardiovaskuläre Gesundheit. Während einer Krebsbehandlungen kann sich die VO2max um bis zu 25 % verschlechtern. Körperliche Aktivität kann die damit eingehenden Risiken abmildern.

„Es ist weithin anerkannt, dass Krebspatienten von sportlicher Betätigung profitieren“, sagt Annemiek M.E. Walenkamp, Senior­autorin der Studie und medizinische Onkologin am Universitätsklinikum Groningen, Groningen, Niederlande. „Aber es gibt nicht viel Evidenz zum optimalen Timing einer Trainingsintervention zur Verbesserung der langfristigen kardiorespiratorischen Fitness von Patienten mit Krebserkrankungen.“

Bewegungsintervention während oder nach der Chemotherapie im Vergleich

In der prospektiven, randomisierten Studie verglichen die Forschenden, welchen Nutzen eine Trainingsinter­vention während oder nach der Chemotherapie für die langfristige kardiorespiratorische Fitness hat.

An der Studie nahmen 266 Erwachsene teil, bei denen kurz zuvor Brustkrebs, Darmkrebs, Hodenkrebs oder ein B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom diagnostiziert worden war und bei denen eine kurative Chemotherapie geplant war.

Die Studienteilnehmer wurden auf eine 24-wöchige Trainingsintervention randomisiert, die entweder wäh­rend oder nach der Chemotherapie begann. Die Intervention umfasste moderates bis intensives Training auf einem Standfahrrad, Krafttraining an Maschinen oder mit Hanteln sowie Badminton.

Weniger Erschöpfung, mehr Lebensqualität

Es zeigte sich, dass sich die VO2max direkt nach der Trainingsintervention sowie 1 Jahr nach der Trainingsin­tervention nicht zwischen den beiden Gruppen unterschied.

In beiden Gruppen war die VO2max nach der Chemotherapie signifikant reduziert. Aber die Gruppe, die während der Chemo­therapie mit dem Sport beginnen hatte, litt direkt danach weniger unter Erschöpfung. Sie waren außerdem körperlich aktiver und ihre VO2max, gesundheitsbezogene Lebensqualität und Muskelkraft nahmen weniger stark ab.

Aber 3 Monate nach der Chemotherapie wies die Gruppe, die nach der Chemotherapie mit dem Training begonnen hatte, die gleichen Werte auf wie die Gruppe, die früher begonnen hatte. Unabhängig vom Zeitpunkt, zu dem die Intervention stattfand, wiesen alle Studienteilnehmer nach 1 Jahr wieder die gleiche kardiorespiratorische Fitness auf wie zu Anfang.

Späterer Sport ist besser als kein Sport

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der beste Zeitpunkt, um mit sportlicher Betätigung zu beginnen, während der Chemotherapie ist. Aber mit einem Trainingsprogramm nach der Chemotherapie anzufangen, ist ebenfalls eine gangbare Option, wenn Sport während der Chemotherapie nicht möglich ist“, sagt Walenkamp. „Wir hoffen, dass unsere Erkenntnisse Ärzte dazu motivieren werden, ihren Patienten zu sportlicher Aktivität während der Krebsbehandlung zu animieren.“ © nec/aerzteblatt.de