Tastuntersuchungen verbessern Effektivität des Screenings für Prostatakrebs nicht

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Wien – Die digital-rektale Untersuchung bietet gegenüber dem Bluttest keine Vorteile zur Früherkennung von Prostatakrebs. Die PSA-Testung (Prostata-spezifisches Antigen) lieferte in dieser Metaanalyse eine höhere diag­nostische Genauigkeit, so dass auf Tastuntersuchungen beim Screening gegebenenfalls verzichtet werden könnte (European Urology Oncology 2024; DOI: 10.1016/j.euo.2023.12.005).

„Die Aussagekraft der rektalen Untersuchung bei der Erkennung von Prostatakrebs ist nicht besonders beein­druckend, was darauf hindeutet, dass es möglicherweise nicht notwendig ist, diese Untersuchung routinemäßig als Teil eines Screenings durchzuführen, wenn keine klinischen Symptome und Anzeichen vorliegen“, sagte Studienleiter Shahrokh Shariat, Leiter der Universitätsklinik für Urologie an der Medizinischen Universität Wien.

Etablierte Methoden zur Früherkennung des Prostatakarzinoms (PCA) umfassen die digitale rektale Untersu­chung (DRE) und ein Prostata-spezifischer Antigen-(PSA-) Test. Um den diagnostischen Stellenwert von DRE beim PCA-Screening noch besser einzuschätzen, setzte eine Arbeitsgruppe aus Österreich eine Metaanalyse an, um die Vorhersagekraft (positive predictive value, PPV) und Krebsdetektionsrate (cancer detection rate, CDR) der DRE mit dem PSA-Test sowohl allein als auch in Kombination zu vergleichen.

Berücksichtigt wurden acht verschiedene Arbeiten mit 85.738 Teilnehmern. Die gepoolten Daten lieferten für DRE einen PPV von 0,21 (95-%-Konfidenzintervall (95 % CI) 0,13–0,33) und für den PSA-Test ein ähnlich hohes Ergebnis von 0,22 (95 % CI 0,15–0,30; p = 0,9). Eine Screening-Strategie, die beide Untersuchungen kombinierte lieferte keinen relevanten zusätzlichen Verbesserungen hinsichtlich des PPVs (0,19; 95 % CI 0,13–0,26; p = 0,5).

Die CDR für DRE war signifikant niedriger (0,01; 95 % CI 0,01–0,02) als der Wert von der PSA-Wert-Bestimmung (0,03; 95 % CI 0,02–0,03; p < 0,05). Die Kombination von DRE und PSA lieferte auch hinsichtlich dieses Parameters keine besseren Screening-Ergebnisse (0,03; 95 % CI 0,02–0,04; p < 0,05).

Diese Metaanalyse deutet darauf hin, dass DRE sowohl als unabhängiger Test, als auch als ergänzende Untersu­chung zur Detektion des PCA keine Vorteile bietet und somit von niedrigerem diagnostischem Wert zu sein scheint.

So weist DRE zum Beispiel eine signifikant niedrigere CDR im Vergleich zum PSA-Test auf, so dass auf diese Untersuchung beim PCA-Screening möglicherweise verzichtet werden könnte, schlagen die Studienautoren vor. Folglich könnte der PSA-Test allein eine ausreichende Methode für das PCA-Screening zu sein.

Die Studienautoren geben zu bedenken, dass sich innerhalb der eingeschlossenen Studien die Einschlusskrite­rien und somit auch die untersuchten Kohorten unterschieden. Zudem variierten die Definitionen verdächtiger oder abnormaler DRE-Befunde und die Schwellenwerte für einen erhöhten PSA-Wert sowie die Biopsie-Metho­den bis zu einem gewissen Grad. © cw/aerzteblatt.de