Prostatakrebs: Auch fünf Jahre nach Bestrahlung leiden Patienten noch an Fatigue

Patienten haben auch noch nach Jahren nach der Bestrahlung mit Fatigue-Symptomen zu kämpfen.
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Eine Radiotherapie kann Langzeitfolgen mit sich bringen. Inwiefern die Betroffenen auch Jahre danach noch unter einer verminderten Lebensqualität oder Fatigue leiden, evaluierten Forschende aus Heidelberg in einer internationalen Beobachtungskohorte.

Dr. Petra Seibold, DKFZ Heidelberg, präsentierte eine Studie zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität und Fatigue bei Prostatakrebspatienten. Ziel war es u.a., den Verlauf der beiden Domänen in einer internationalen multizentrischen Kohorte bis zu fünf Jahre nach der Radiotherapie zu evaluieren. Die Kohorte entstammte dem Requite-Projekt, in das über 4.400 Personen mit Brust-, Prostata- und Lungenkrebs eingeschlossen wurden, die eine Bestrahlung erhalten hatten. Die Rekrutierung der Teilnehmenden erfolgte vor der Radiatio durch mehr als 20 Strahlentherapie-Abteilungen in sieben europäischen Ländern und den USA.

Die Prostatakohorte umfasste knapp 1.700 erwachsene Männer mit nicht-metastasierten Tumoren, die mit einer externen Bestrahlung und/oder einer Brachytherapie nach lokalem Standard of Care behandelt worden waren. Rund 70 % der Betroffenen hatten eine Hormontherapie erhalten und ein Drittel eine Prostatektomie, so Dr. Seibold. Jährlich erfolgten prospektive Symptomevaluationen und Patient Reported Outcomes (PRO). Nach fünf Jahren lagen noch Daten von ca. 500 Patienten vor. Als Fragebogen nutzten die Forschenden den EORTC QLQ C30; die beiden Domänen gesundheitsbezogene Lebensqualität und Fatigue ermittelten sie zu sieben verschiedenen Zeitpunkten zwischen Baseline und fünf Jahre danach.

Die Lebensqualität sank nach der Bestrahlung geringfügig, stieg aber bereits nach zwölf Monaten wieder auf das Baseline-Niveau. Die Fatigue-Symptomatik erhöhte sich direkt nach der Radiatio, aber auch sie ging nach zwölf Monaten wieder auf das Grundniveau zurück. Die Wissenschaftler:innen evaluierten zudem den Anteil der Männer, die unter einer schweren Fatigue (Score ≥ 39) litten. Zum Ende der Radiotherapie waren davon etwa ein Viertel der Patienten betroffen; nach fünf Jahren wiesen aber noch mehr als 10 % klinisch relevante Fatigue-Werte auf. Als Risikofaktoren wurden Baseline-Fatigue-Wert, Alter und der Gleason-Score identifiziert. 

PRO sollten routinemäßig erhoben werden, um „unmet health needs“ wie Fatigue frühzeitig zu erkennen, resümierte Dr. Seibold. Sie und ihr Team wollen zukünftig u.a. den gesamten EORTC-QLQ-C30-Fragebogen auswerten und die multivariaten Auswertungen weiterführen.

Quelle: Seibold P. DKK 2022; Abstract 946, 35. Deutscher Krebskongress