„Prähabilitation“ soll OP-Risiken mindern

Mittwoch, 1. September 2021

/Universitätsklinikum Heidelberg

Berlin – Viele Menschen, die sich einer Operation unterziehen müssen, sind mehrfach erkrankt und mit­unter in einem schlechten Allgemeinzustand. Eine Prähabilitation, eine Wortschöpfung aus „Präoperativ“ und „Rehabilitation“, bewährt sich laut der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) für diese Patienten.

„Ziel ist es, das Komplikationsrisiko zu verringern und dafür zu sorgen, dass sich Patienten nach der Operation möglichst schnell wieder erholen“, erklärte Natascha Nüssler, Präsidentin der DGAV.

Voraussetzung dazu sei ein gut zusammenarbeitendes, interdisziplinäres Team. Dieses sollte neben dem ärztlichen und pflegerischen Bereich auch die Psychologie, Ernährungswissenschaften, Diätetik sowie Ergo- und Physiotherapie umfassen.

„Prähabilitation funktioniert nur, wenn Kollegen aus unterschiedlichen Disziplinen und Professionen gemeinsam individuell auf den jeweiligen Patienten abgestimmte Maßnahmen treffen“, betonte sie. Davon profitierten vor allem schwer Erkrankte.

Zur Prähabilitation gehört laut der Fachgesellschaft, eine Mangelernährung möglichst auszugleichen. „Krebspatienten sind oft mangelernährt, auch wenn sie nicht untergewichtig sind“, sagte Nüssler. Ihnen fehlten dann für die Operation und insbesondere für die Heilung wichtige Ressourcen. Diese Reserven vor der OP wieder aufzufüllen, sei oberstes Ziel, so die Expertin.

Eine Tabakentwöhnung oder zumindest Verringerung des Tabakkonsums könne ebenfalls zu den Maß­nahmen gehören. Außerdem bereiteten Physiotherapeuten die Betroffenen bereits vor der Operation darauf vor, sich nach dem Eingriff möglichst schmerzfrei bewegen zu können.

„Fester Bestandteil ist bei uns auch das sogenannte Patient-Blood-Management. Dazu gehören neben blutsparenden Operationstechniken auch die präoperative Behandlung der vor allem bei Krebspatienten häufig anzutreffenden Blutarmut mittels Auffüllen der körpereigenen Eisenspeicher“, so Nüssler.

Problematisch bei der Prähabilitation sei allerdings, dass sie häufig längere Zeit benötige. „Es liegt dann an uns, den Betroffenen die Vorteile der Prähabilitation zu erklären und ihnen zu erläutern warum es sich lohnt, die OP gegebenenfalls um einige Wochen zu verschieben“, so die DGAV-Präsidentin. © hil/aerzteblatt.de