Lokalisiertes Prostata-CA: 6-Jahres-Daten sprechen für ultra-hypofraktionierte Bestrahlung

  • Lancet Oncology
  • von Michael Simm
  •  Studien – kurz & knapp
  •  27.01.2021

Kernbotschaften

Beim lokalisierten Prostatakarzinom kann eine, gegenüber der konventionellen Bestrahlung annährend halb so hohe Dosis mit einem Sechstel der Fraktionen in nur 2,5 statt 8 Wochen verabreicht werden (ultra-hypofraktionierte Bestrahlung). Dies führt zwar akut zu heftigerer Darmsymptomatik, ist aber langfristig bezüglich der Lebensqualität eine mindestens ebenso gute Alternative.

Hintergrund

Eine ultra-hypofraktionierte Strahlentherapie war bei Patienten mit lokalisiertem Prostatakrebs gegenüber einer konventionell fraktionierten Bestrahlung in der HYPO-RT-PC-Studie bezüglich dem Überleben ohne Therapieversagen und der Toxizität nicht unterlegen. Hier werden nun die Daten zur Lebensqualität berichtet.

Design

Offene, randomisierte und kontrollierte Studie der Phase 3 mit 1180 Patienten, die an histologisch verifizierten intermediären bis hoch-Risiko-Prostatakarzinomen litten, und an 12 Kliniken in Schweden und Dänemark behandelt wurden. Sie waren maximal 75 Jahre alt, hatten einen WHO-Performance-Status 0 – 2, und hatten entweder eine konventionelle Bestrahlung mit 78,0 Gy in 39 Fraktionen 5-mal pro Woche über 8 Wochen erhalten oder eine ultra-hypofraktionierte Bestrahlung mit 42,7 Gy in 7 Fraktionen an 3 Tagen der Woche über 2,5 Wochen. Die Lebensqualität wurde mit der PCSS (Prostate Cancer Symptom Scale) und dem Fragebogen QLQ-C30 der EORTC (European Organization for Research and Treatment of Cancer) an 10 verschiedenen Zeitpunkten vor Behandlungsbeginn bis 15 Jahre danach erhoben.

Ergebnisse

  • Von 1180 Patienten konnten 1165 in die Analyse mit einbezogen werden, darunter komplettierten 71 % der konventionell bestrahlten Patienten und 66 % mit Ultra-hypofraktionierter Bestrahlung die Fragebögen nach 6 Jahren. Die mediane Nachverfolgungszeit betrug 48 Monate.
  • Bei 7 von 10 Symptomen oder Problemen des Bauches waren klinisch relevante Störungen zum Ende der Ultra-hypofraktionierten Bestrahlung signifikant häufiger als nach konventioneller Bestrahlung: Häufigkeit des Stuhlgangs, Stuhldrang, Flatulenz, Bauchkrämpfe, Schleim bzw. Blut im Stuhl, und Einschränkungen der täglichen Aktivitäten (p zwischen < 0,0001 bis 0,0014).
  • Weder bei 14 urinären Symptomen oder Problemen noch beim Sexualleben fanden sich am Therapieende Unterschiede zwischen den Gruppen.
  • Beim Follow-Up nach 6 Jahren hatte in den 4 untersuchten Bereichen (Harn / Stuhl / Sex / QOL) jeweils grob ein Drittel der Patienten Beschwerden. Deren Häufigkeit war nach der Ultra-fraktionierten Bestrahlung in der Tendenz geringer (ca. 5 – 9 Prozentpunkte), jedoch erreichten diese Unterschiede in keinem der 4 Bereiche statistische Signifikanz.

Klinische Bedeutung

Die ultra-hypofraktionierte Bestrahlung war zwar mit einer höheren akuten Toxizität assoziiert. Langfristig wurde sie aber gut vertragen und es wurden tendenziell weniger langfristige Folgeschäden bei mindestens so guter Lebensqualität registriert. Die Autoren sehen ihre Studie jedenfalls als weiteres Argument dafür, die ultra-hypofraktionierte Strahlentherapie in dieser Indikation zum Standard zu machen. Allerdings seien weitere Langzeitstudien nötig, um dies zu bestätigen.

Finanzierung: Nordische Krebs-Vereinigung, Schwedische Krebsgesellschaft, Schwedischer Forschungsrat.