Ehrenamtliche Tätigkeiten: Wohltaten für das alternde Gehirn

Megan Brooks  Medizinische Nachrichten  08.08.2023

Eine ehrenamtliche Tätigkeit kann das alternde Gehirn vor kognitivem Abbau und Demenz schützen. Dies geht aus einer neuen Forschungsarbeit hervor, doch ein Experte weist darauf hin, dass weitere Forschung erforderlich sei, um den Zusammenhang genauer zu erforschen.

In der Studie wurde eine breit aufgestellte Gruppe von Seniorinnen und Senioren untersucht, wobei festgestellt wurde, dass diejenigen, die ehrenamtlichen Tätigkeiten nachgingen, eine bessere kognitive Funktion aufwiesen als Gleichaltrige ohne Ehrenamt, insbesondere im Hinblick auf exekutive Funktionen und das episodische Gedächtnis.

„Ehrenamtliche Tätigkeiten beinhalten viele Aspekte, von denen wir wissen, dass sie mit einer besseren Gehirngesundheit verbunden sind, wie z. B. erhöhte körperliche Aktivität, mehr soziale Interaktionen und höheres geistiges Engagement. Dazu kommt die Zufriedenheit zu wissen, dass man jemandem hilft“, sagte der Prüfarzt Yi Lor, ein Doktorand im Bereich Epidemiologie an der University of California in Davis. Die Studie wurde auf der Alzheimer’s Association International Conference (AAIC) 2023 vorgestellt.

Gut für das Gehirn und das Gemeinwesen

Die Forscherinnen und Forscher untersuchten die ehrenamtlichen Aktivitäten von 2476 Erwachsenen (mittleres Alter: 74 Jahre; 48 % Schwarze, 20 % Weiße, 17 % Asiatinnen und Asiaten, 14 % Lateinamerikanerinnen und Lateinamerikaner), die an der Kaiser Healthy Aging and Diverse Life Experiences Study (KHANDLE) und der Study of Healthy Aging in African Americans (STAR) teilnahmen. Insgesamt gaben 1167 Seniorinnen und Senioren (43 %) an, im vergangenen Jahr ehrenamtlich tätig gewesen zu sein.

Nach Bereinigung um relevante Kofaktoren wiesen die Teilnehmer mit Ehrenamt zur Baseline im Durchschnitt höhere exekutive Funktionen (β = 0,178) und ein besseres verbales episodisches Gedächtnis (β = 0,111) auf als diejenigen ohne Ehrenamt.

Ehrenamtliche Tätigkeiten zwei- bis dreimal pro Monat (β = 0,216) bis zu einigen Malen pro Woche (β = 0,281) waren ebenfalls mit höheren exekutiven Funktionen und einem besseren verbalen episodischen Gedächtnis zur Baseline assoziiert.

Ehrenamtliche Tätigkeiten waren zudem mit einem tendenziell geringeren Rückgang der kognitiven Fähigkeiten über die Nachbeobachtungszeit von 1,2 Jahren assoziiert, wobei dieser Zusammenhang gemäß den Forschenden keine statistische Signifikanz erreichte.

„Ehrenamtliche Tätigkeiten könnten für eine bessere Kognition im späten Leben wichtig sein und können als einfache Intervention bei allen älteren Erwachsenen dienen, um sie vor dem Risiko für die Alzheimer-Krankheit und damit verbundene Demenzen zu schützen“, sagte Lor in einer Erklärung im Rahmen der Konferenz.

Laut Lor bestehe eines der Ziele zukünftiger Forschungsarbeiten darin zu bestimmen, wie ehrenamtliche Tätigkeiten bei unterschiedlichen ethnischen Gruppen zum Schutz vor kognitivem Abbau und Demenz beitragen können.

„Spannende Korrelation“

In einem Interview sagte Dr. Percy Griffin, bei der Alzheimer’s Association als Director of Scientific Engagement tätig, dass diese Studie „eine spannende Korrelation“ zwischen ehrenamtlichen Tätigkeiten und besserer Kognition im späteren Leben aufzeige. „Sie beweist jedoch nicht eindeutig, dass ehrenamtliche Tätigkeiten das Gedächtnis und die Denkfähigkeit bewahren. Es könnte auch sein, dass Menschen mit guter Kognition eher ehrenamtlich tätig sind. Daher ist weitere Forschung erforderlich, um diesen Zusammenhang besser zu untersuchen“, wandte Griffin ein.

„Freiwillige Helferinnen und Helfer sind die Eckpfeiler des Gemeinwesens und unerlässlich für den Erfolg und die Wirkung vieler Organisationen, so auch die der Alzheimer’s Association“, fügte Donna McCullough (Chief Mission and Field Operations Officer der Alzheimer’s Association) in einer Stellungnahme hinzu. „Wir hoffen, dass diese neuen Daten Personen in jedem Alter und mit jedem Hintergrund dazu ermutigen, sich in ihrem Umfeld ehrenamtlich zu engagieren – nicht nur, um in ihren Gemeinden etwas zu bewirken, sondern möglicherweise auch, um ihre eigene Kognition und Gehirngesundheit zu fördern“, so McCullough.

Dieser Artikel wurde ursprünglich auf medscape.com veröffentlicht.