Univadis Medical News 12.03.2021
Aufgrund der enormen Dynamik der COVID-19-Pandemie m ö chten wir von Medscape die wichtigsten und klinisch relevanten Artikel der vergangenen Woche mit Ihnen teilen.
Es handelt sich dabei um eine Momentaufnahme nach bestem Wissen und Gewissen während einer sich schnell entwickelnden Pandemie. Jede und alle verfügbaren Informationen zu COVID-19 k ö nnen sich mit neuen wissenschaftlichennErkenntnissen ändern. Einigen der unten stehenden Informationen kann auch von nationalen oder internationalen Gesundheitsbeh ö rden widersprochen werden.
Chinahat ein digitales Impfzertifikat für diejenigen seiner Einwohner eingeführt, die grenzüberschreitende Reisen in Betracht ziehen. Der erste „COVID-19-Pass“ seiner Art zeigt den aktuellen Impfstatus seines Besitzers sowie kürzlich zurückliegende Testergebnisse.
Israelhat ebenfalls ein ähnliches System eingeführt, den „Grünen Pass“, der vollständig geimpften Personen und denjenigen, die sich von einer COVID-19-Erkrankung erholt haben, den Zugang zu öffentlichen Einrichtungen erlaubt, die ansonsten nicht zugänglich wären. Mehr als 3,7 Millionen der 9,3 Millionen starken Bevölkerung des Landes haben bis zum heutigen Zeitpunkt beide Dosen des COVID-19-Impfstoffs erhalten.
Japan hat aufgrund der Bedenken über COVID-19 in der Bevölkerung beschlossen, die 2020er Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokio ohne ausländische Zuschauer durchzuführen. Die Olympischen Sommerspiele, die aufgrund der COVID-19-Pandemie um ein Jahr verschoben wurden, sollen planmäßig am 23. Juli beginnen. Zudem scheinen in Japan Personen, die den COVID-19-Impfstoff von Pfizer Inc. erhalten haben, mit einer höheren Rate Anaphylaxien erlitten zu haben als in den Vereinigten Staaten und Europa, sagte der für die Impfkampagnen zuständige Minister laut den Japan Times am Mittwoch. Er berichtete von 17 Anaphylaxie-Fällen, schweren und potenziell tödlichen allergischen Reaktionen, unter den 107.558 Mitarbeitern des Gesundheitswesens, die bis Dienstag geimpft wurden. Die Rate entspricht 5 Fällen pro 1 Million verabreichter Dosen in den Vereinigten Staaten und 20 Fällen pro 1 Million verabreichter Dosen in Großbritannien.
Vietnamstartete sein COVID-19-Impfprogramm am 8. März, wobei Mitarbeiter des Gesundheitswesens die ersten sind, die die Impfung erhalten. Vietnam wurde weltweit für seinen erfolgreichen Kampf gegen COVID-19 gelobt. Das 96 Millionen Einwohner starke Land hat bis zum heutigen Zeitpunkt 2.500 COVID-19-Fälle und 35 Todesfälle verzeichnet.
Neuseeland unterzeichnete eine Vereinbarung, um sich zusätzliche 8,5 Millionen Dosen des COVID-19-Impfstoffs von Pfizer-BioNTech zu sichern, um den derzeitigen Bestand von 1,5 Millionen Impfdosen zu erweitern. Zusammen sind das genug Dosen, um seine 5 Millionen starke Bevölkerung vollständig durchzuimpfen.
Belgien entschied, dass das Standardintervall zwischen zwei Injektionen des Pfizer-Impfstoffs auf 35 Tage (fünf Wochen) ausgedehnt wird. Diese Entscheidung, die zweite Impfung zu verzögern, bedeutet, dass die Impfstoffkampagne des Landes endlich beschleunigt wird. Bisher haben lediglich 6 % der Bevölkerung mindestens eine Dosis des COVID-19-Impfstoffs erhalten. Mit der Impfung von Pflegern wurde gerade erst begonnen.
In Frankreich steigt die Zahl der COVID-19-Fälle weiterhin an und die Krankenhäuser und Kliniken in Ile-de-France wurden dazu aufgerufen, 40 % der chirurgischen Eingriffe abzusagen, um Krankenhausbetten frei zu machen. Hinsichtlich der Impfung erhielten 8,2 % der erwachsenen Bevölkerung eine erste Impfdosis und 4 % erhielten zwei Injektionen. Aufgrund der geringen Impfrate unter Mitarbeitern des Gesundheitswesens empfiehlt die Nationale Akademie der Medizin (National Academy of Medicine), eine Anti-COVID-19-Impfung für Pfleger verpflichtend zu machen. Auch haben private Ärzte aus ihrer Unzufriedenheit über die Verzögerungen in der Impfstoffverabreichung und darüber, dass Bestellungen von Impfdosen diese Woche Apothekern vorbehalten waren, kein Geheimnis gemacht.
Im Vereinigen Königreich gingen Kinder im Rahmen der ersten Phase des von Boris Johnson geplanten „vorsichtigen Fahrplans aus dem Lockdown“ am Montag in England wieder zur Schule, obwohl Berater vor einer neuen Welle warnten, falls die Einschränkungen zu früh gelockert werden. Abgeordnete haben die 37 Milliarden Pfund an Kosten für den „Test and Trace (Test und Nachverfolgung)“-Service in England kritisiert, der darin versagt hat, weitere Lockdowns unnötig zu machen. Bis Dienstag wurden 22,8 Millionen erste Impfstoffdosen und 1,3 Millionen zweite Impfstoffdosen verabreicht.
Forscher des Vereinigten Königreichs haben ein Zytokin als Blutmarker identifiziert, der GM-CSF genannt wird und bei der Identifizierung von Personen helfen könnte, die ein höheres Risiko tragen, eine schwere COVID-19-Erkrankung zu entwickeln. Die Ergebnisse wurden in Science Immunology veröffentlicht.
Eine Analyse von Patienten, die während der ersten COVID-19-Welle einen Herzanfall erlitten, wurde in Aging Clinical and Experimental Research veröffentlicht und ergab ethnische Unterschiede. Die Autoren merkten an, dass die klinischen Richtlinien überarbeitet werden sollten, um zusätzliche Risiken für schwarze und asiatische Gruppen und ethnische Minderheiten mit einzubeziehen.
In Italien ändert die Regierung den Impfplan, da das Land damit kämpft, die Impfkampagne zu verwalten. Laut dem National Institute of Health sind nur 19 % der Personen über 80 Jahre vollständig geimpft. Es werden keine Prioritäten mehr für spezielle Kategorien eingeräumt werden: nach den Mitarbeitern des Gesundheitswesens und den älteren Personen werden die Impfungen nach Alter durchgeführt werden, um die Organisation zu vereinfachen. Gebrechliche Patienten und spezielle Gruppen, wie systemrelevante Arbeiter und Lehrer, protestieren dagegen. Elf von 23 Regionen haben bereits die Alarmgrenze für die verfügbare Kapazität an Intensivstationen überschritten. Das ganze Land wird vermutlich in den nächsten Tagen zur roten Zone erklärt werden und für das Wochenende und die Osterfeiertage ist ein strenger Lockdown geplant. Die Anzahl an COVID-19-Patienten mit lang anhaltenden neurologischen Erkrankungen steigt und die Italienische Gesellschaft für Neurologie startete am 10. März an mehreren Prüfzentren eine landesweite „NeuroCovid“-Studie.
Spanienwird einen Pilotversuch zum COVID-19-Pass durchführen, der durch die Europäische Union koordiniert wird. Wie vom Minister für Industrie, Handel und Tourismus bekannt gegeben, zielt der Pilotversuch darauf ab, diese digitalen Anti-COVID-19-Impfzertifikate „auf ihre Eignung zu testen“ sowie „sie anwendungsbereit zu haben, sobald die Pandemiedaten dies erlauben“.
Am vergangenen Mittwoch, zu einem Zeitpunkt, an dem die Fallzahlen in Spanien abnahmen, hat die Regierung zusammen mit den Gemeinden entschieden, die Bewegungsfreiheit innerhalb der Regionen über die Karwoche hinweg einzuschränken.
Der Generalrat der amtlichen Ärzteverbände (General Council of Official Medical Associations) hat den Gesundheitsminister dazu aufgefordert, die Entscheidung zu überprüfen, den Impfstoff von AstraZeneca nicht an diejenigen über 55 zu verabreichen. Mehr als 5.000 Allgemeinärzte werden von der Vereinigung Amyts dazu aufgerufen, an einem unbefristeten Streik teilzunehmen, der diesen Mittwoch beginnt, um unter anderem gegen das strukturelle Defizit von „mehr als 600 Hausärzten und 200 Kinderärzten“ in den Gesundheitszentren von Madrid zu protestieren.
In Portugal fielen die Übertragungsraten nach den Rekordzahlen für Erkrankungs- und Todesfälle im Januar auf den niedrigsten Stand in Europa. Der Erfolg dieser Bekämpfung ist eine Folge einer Ausgangssperre, die am 22. Januar begann und für die noch immer kein Enddatum festgelegt ist. Die Übertragungsrate (Rt), die die Ansteckungsrate für das Virus angibt, liegt für Portugal derzeit bei 0,74. Laut den Gesundheitsämtern beginnt die Impfung, Auswirkungen auf die Population der über 80-Jährigen zu zeigen, was an einer Abnahme der Krankenhauseinweisungen und der Belegung von Intensivbetten abzulesen ist. Bis Dienstag (den 9.) wurden in Portugal 1.044.091 Impfdosen verabreicht. Die erste Dosis wurde bereits an 748.575 Personen (ungefähr 7,48 % der Bevölkerung) verabreicht, während 295.516 (2,9 %) bereits beide Dosen des Impfplans erhalten haben. Die derzeitige Erwartung ist die, dass das Land den Prozess einer phasenweisen Lockerung der Einschränkungen in den kommenden Wochen beginnt.
In Brasilien gerät SARS-CoV-2 weiter außer Kontrolle. Dienstag (der 9.) war in diesem Land der todbringendste Tag der Pandemie, mit 1.954 Todesfällen durch COVID-19. Die Gesundheitssituation ist ernst: In 13 Bundesstaaten sind mehr als 90 % der Intensivbetten belegt. Weitere sieben Bundesstaaten weisen eine Belegungsrate von über 80 % auf. Von den Gouverneuren wird erwartet, dass sie strengere Maßnahmen verabschieden, um die Bewegungen von Personen zu kontrollieren.
In São Paulo, dem am stärksten bevölkerten Bundesstaat mit der besten medizinischen Infrastruktur, verstarben seit Anfang des Monats mindesten 30 COVID-19-Patienten, während sie auf einen Platz auf der Intensivstation warteten. Die Impfung verläuft weiterhin langsam und es besteht das Risiko für Unterbrechungen aufgrund des Mangels an Impfdosen. Bis Dienstag (den 9.) erhielten 4,13 % der brasilianischen Bevölkerung den Impfstoff. Von diesen bekamen nur 1,41 % die zweite Impfdosis. Bis zum 10. registrierte das Land 11.125.017 Erkrankungsfälle und 268.568 Todesfälle aufgrund der Erkrankung.
In einer mit Spannung erwarteten Richtlinie gaben die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) der Vereinigten Staaten diese Woche an, dass Personen, die vollständig gegen COVID-19 geimpft sind, ohne Maske und in Innenräumen sicher mit Personen zusammenkommen können, die keine hohen Erkrankungsrisiken tragen und noch nicht geimpft sind. Die Agentur empfiehlt geimpften Personen, weiterhin Masken zu tragen, wenn sie sich in der Öffentlichkeit und in der Nähe von Personen mit einem hohen Risiko für eine schwere Erkrankung aufhalten oder wenn sie ungeimpfte Personen aus mehr als einem Haushalt besuchen. Außerdem sollten geimpfte Personen weiterhin unnötige Reisen vermeiden.
In der Zwischenzeit haben Forscher mithilfe von Daten aus zwei Impfüberwachungsprogrammen der CDC Informationen von mehr als 30.000 schwangeren Frauen analysiert, die entweder den Impfstoff von Pfizer oder den Impfstoff von Moderna erhalten haben. Sie fanden heraus, dass sowohl die lokalen als auch die systemischen Reaktionen zwischen schwangeren und nichtschwangeren Frauen im Alter von 16–54 Jahren ähnlich waren. Unter denjenigen, die eine zusätzliche Nachuntersuchung erhalten hatten, waren die Raten an schwangerschaftsbedingten Ergebnissen wie Fehlgeburt, Totgeburt oder Schwangerschaftsdiabetes ähnlich den Raten in der Allgemeinbevölkerung.