Ausdauersport kann Neuropathie nach Chemotherapie lindern

/sawitreelyaon, stock.adobe.com

New Haven/Connecticut – Ein Sportprogramm, dass Patientinnen nach einer Chemotherapie des Ovarialkarzi­noms zum regelmäßigen Walking motivierte, hat in einer randomisierten Studie nicht nur die Lebensqualität verbessert. Es kam laut einer Analyse in JAMA Network Open (DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2023.26463) auch zu einer gewissen Linderung der neuropathischen Symptome, die eine häufige Folge der Chemotherapie sind.

Die Neuropathie, an der bis zu 90 % aller Patientinnen nach einer platinbasierten Chemotherapie (vor allem bei Verwendung von Paclitaxel) leiden, kann die Lebensqualität über das Ende der Behandlung hinaus be­einträchtigen. Die WALC-Studie („Women’s Activity and Lifestyle Study in Connecticut“) hatte untersucht, ob Sport den Patientinnen helfen kann, die Folgen der strapaziösen Therapie besser zu überstehen.

An der Studie nahmen 134 Patientinnen teil, die ihre Chemotherapie absolviert hatten. Vielleicht auch als Folge der Behandlung waren die Frauen körperlich kaum aktiv. Die mittlere Dauer sportlicher Aktivität lag bei 28 Minuten in der Woche.

Die Hälfte der Teilnehmerinnen wurde gebeten, sich in den folgenden sechs Monaten durch regelmäßiges Walking sportlich zu betätigen. Das Ziel waren 150 Minuten pro Woche. Zur Motivierung erhielten sie einmal in der Woche einen Telefonanruf.

Sofern sie in ihrem Bewegungstagebuch nicht geschummelt hatten, gelang es 58 Patientinnen (83,8 %), mehr als 80 % der Bewegungszeit zu erreichen. In der randomisierten Kontrollgruppe erhielten sie in den Telefo­naten lediglich Informationen zur Erkrankung, ohne zu sportlicher Aktivität ermuntert zu werden.

In einer früheren Publikation (JNCI 2017; DOI: 10.1093/jnci/djx072) hatten Yang Zhou und Mitarbeiter von der Yale School of Medicine in New Haven bereits berichtet, dass sich das Sportprogramm günstig auf die Le­bens­qualität auswirkt. Der primäre Endpunkt der Studie war der Fragebogen „SF-36“. Hier war es in der kör­perlichen Komponente zu einer Verbesserung um 3,7 Punkte gekommen (während sich die psychische Kom­ponente nicht verbesserte).

In der aktuellen Studie haben Anlan Cao und Mitarbeiter von derselben Arbeitsgruppe untersucht, ob die Sporttherapie sich auch günstig auf die Chemotherapie-induzierte Neuropathie (CIPN) ausgewirkt hat. Unter einer CIPN litten zu Beginn der Studie 127 der 134 Teilnehmerinnen mit einem mittleren CIPN-Score von 8,4 Punkten. Der CIPN-Score bewertet 11 unterschiedliche Aspekte der Neuropathie mit 0 bis 4 Punkten (also insgesamt bis zu 44 Punkten), wobei höhere Werte eine stärkere Neuropathie anzeigen.

Wie Cao berichtet, hatte sich der CIPN-Score nach 6 Monaten in der Trainingsgruppe um 1,3 Punkte gebessert gegenüber einer Verschlechterung um 0,4 Punkte in der Kontrollgruppe. Der Unterschied zwischen den Gruppen betrug 1,6 Punkte und war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,2 bis 3,1 Punkten signifikant.

Bei den 127 Patientinnen, die zu Beginn CIPN-Symptome angegeben hatten, betrug die Differenz 2,0 Punkte (0,5 bis 3,6 Punkte). Am meisten besserten sich die Beschwerden in den Füßen, die Gelenkschmerzen und die Muskelkrämpfe sowie das allgemeine Schwächegefühl, was sich plausibel auf die Sporttherapie zurückführen lässt.

Die Differenz mag gering erscheinen. Eine Verbesserung um einen Punkt könne jedoch bedeuten, dass eine Patientin, die zuvor recht „starke Beschwerden“ in einer der Komponenten verspürte, jetzt hier nur noch „leichte Beschwerden“ hat, oder aber sie könnte sich von „leicht“ zu „überhaupt nicht“ gebessert haben, schreibt Cao.

Da es sich um eine nachträgliche Analyse handelt, sind die Ergebnisse nicht beweisend. Die Wirksamkeit müsste streng genommen in einer weiteren Studie überprüft werden. Studien zur sportlichen Begleitbe­handlung sind in der Krebstherapie allerdings selten. Dass die aktuelle Studie mit gerade eimal 134 Teilnehmerinnen bisher die größte ihrer Art war, spricht hier Bände. © rme/aerzteblatt.de