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San Francisco – Das Konzept der aktiven Überwachung bei Prostatakrebs im Frühstadium wird in den USA zunehmend umgesetzt, aber immer noch auf einem zu niedrigen Niveau. Darüber hinaus bestehen große regionale und praxisspezifische Unterschiede in der Umsetzung, wie eine aktuelle Auswertung der AQUA-Registerdaten gezeigt hat (JAMA Network Open, DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2023.1439).
Aktives Zuwarten im Rahmen von regelmäßigen Kontrolluntersuchungen wird in den meisten Leitlinien als bevorzugte Behandlungsstrategie für Prostatakrebs im Frühstadium empfohlen. Die genaue Umsetzung ist in der klinischen Praxis jedoch nicht konkret definiert.
Zur Evaluierung wurden Daten von 20.809 neu diagnostizierten Patienten mit Prostatakrebs im Frühstadium aus dem AQUA Register (American Urological Association Quality) aus dem Zeitraum vom 1. Januar 2014 bis 1. Juni 2021 herangezogen. Das Frühstadium wurde definiert als PSA-Werte (Prostata-spezifisches Antigen) von unter 10 ng/ml, Gleason-Grad 1 und klinisches Stadium T1c bzw. T2a.
Das Durchschnittsalter dieser Kohorte betrug 65 Jahre (Bereich: 59-70). Nach Ethnien gegliedert waren 40,1 % weiße Amerikaner, 8,9 % afroamerikanische Amerikaner, 0,7 % Asiaten oder Pazifikinsulaner, 0,1 % indigene Völker Amerikas oder Alaska-Ureinwohner und 0,8 % weitere Ethnien.
Zu der anderen Hälfte (49,3 %) fehlten allerdings jegliche Informationen zur ethnischen Zugehörigkeit, da diese Angabe freiwillig war. In den Jahren 2014 bis 2021 stieg die Rate der aktiven Überwachung in dieser Kohorte kontinuierlich von 26,5 % im Jahr 2014 auf 59,6 % an. Das Angebot einer aktiven Überwachung im Praxisportfolio variierte jedoch stark von 4,0 % bis 78,0 % zwischen den einzelnen urologischen Praxen.
Im Vergleich zu direkt Therapierten waren Patienten unter aktiver Überwachung meistens älter, häufiger im Stadium T1 als T2 und kürzlicher diagnostiziert. Zwischen den Ethnien unterschieden sich die Anteile zur aktiven Überwachung nicht.
Das Angebot hat sich in den Jahren 2014 bis 2021 mehr als verdoppelt und scheint sich zunehmend zu etablieren. Trotzdem ist dieser Anteil laut Studienautoren immer noch zu gering. Daher ist noch Raum für weitere Fortschritte und Qualitätsoffensiven, um das Ausmaß von Überbehandlungen bei Prostatakrebs mit niedrigem Risiko weiter zu minimieren. © cw/aerzteblatt.de