App reduziert krebsbedingte Fatigue

/picture alliance, Hauke-Christian Dittrich

Berlin – Die deutschsprachige Version der App „Untire“ reduziert bei Patienten mit moderater bis schwerer krebsbedingter Fatigue die Erschöpfung und verbessert die Lebensqualität. Das zeigt eine randomisiert-kon­trollierte Studie, deren Ergebnisse beim 36. Deutschen Krebskongress in Berlin vorgestellt werden (Abstract 168).

Die Untire-App ist eine digitale Gesundheitsanwendung (DiGA), die entwickelt wurde, um Erschöpfung (Fati­gue) bei Brustkrebspatientinnen und -patienten sowie Überlebenden zu reduzieren. Sie basiert auf erprobten Methoden der Psychoonkologie und integriert Elemente der kognitiven Verhaltenstherapie, Akzeptanz- und Commitment-Therapie, Psychoedukation sowie achtsamkeitsbasierte Übungen.

Zudem sind in der App spezifische Bewegungsübungen erhalten, die zur Steigerung der körperlichen Aktivität beitragen. Sie kann von Ärzten oder Psychotherapeuten verordnet werden, die Kosten werden durch die Krankenkasse des Patienten übernommen.

Studie mit Patienten aus Deutschland

Für die randomisiert-kontrollierte Studie wurden Patienten mit moderater bis schwerer krebsbedingter Fati­gue aus ganz Deutschland per Zeitungsanzeigen und Werbung in den sozialen Medien rekrutiert. Sie erhielten entweder die Standardversorgung (n=111) oder die Standardversorgung ergänzt um die deutschsprachige Version der Untire-App (n=104).

Zu Studienbeginn sowie nach 4, 8 und 12 Wochen wurden Fatigue, Lebensqualität, Stress, Depressionen und Angstgefühle beurteilt.

Zum Ende der Studie zeigte sich in der Interventionsgruppe eine signifikante Reduktion der Fatigue (p=0,0016; Cohen’s d = 0,47 [geringer Effekt]), die den klinisch relevanten minimalen klinisch wichtigen Unterschied („minimal clinically important difference“ [MCID]: -0,57) überstieg.

Der MCID ist die kleinste Änderung in einem Behandlungsergebnis, die ein einzelner Patient als wichtig einstufen würde.

Konsistente Therapieeffekte

Die krankheitsbezogene Lebensqualität verbesserte sich in der Gruppe, die die App verwendet hatte, ebenfalls signifikant (p=0,0178, Cohen’s d = 0,35 [geringer Effekt]). Subgruppen- und Sensitivitätsanalysen, etwa hin­sicht­lich Beschäftigung mit der App und demographischen Merkmalen, sprachen für konsistente Therapie­effekte und Robustheit der Ergebnisse.

Die Studienergebnisse werden beim Kongress von Simon Spahrkäs, dem Erstautor der Studie, präsentiert. Er ist, wie auch weitere Autoren der Studie, bei dem Unternehmen Tired of Cancer angestellt, welches die Un­tire-App vertreibt.

Die Forschenden schlussfolgern: „Diese Studie bestätigt die Wirksamkeit und Sicherheit der deutschsprachi­gen Untire-App hinsichtlich Reduktion von Fatigue und Verbesserung der Lebensqualität bei Krebspatienten und Krebsüberlebenden mit moderater und schwerer Fatigue.“ © nec/aerzteblatt.de