Akupressur reduziert Schlafstörungen bei Krebs stärker

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Hong Kong – In einem aktuellen systematischen Review und Netzwerk-Metaanalyse erzielte Akupressur größere Effekte auf die Reduktion von Schlafstörungen bei Krebs als Akupunktur. Daher sollten Versorger von Krebspatientinnen und Krebspatienten Akupressurtechniken beherrschen, um deren Schlafqualität positiv beeinflussen zu können, empfehlen die Studienautoren (Worldviews on Evidence-Based Nursing 2022; DOI: 10.1111/wvn.12617)

Die Rate an Schlafstörungen ist bei onkologischen Patienten mit Werten zwischen 36 % und 59 % fast 3mal so hoch ist wie in der Allgemeinbevölkerung.

Die Akupunktur ist eine Behandlungsmethode der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) bei der eine therapeutische Wirkung durch Nadelstiche hervorgerufen wird. Die Akupressur ist eine nicht invasive stammende Therapieform der TCM mit mechanischem Druck.

Sowohl Akupunktur- als auch Akupressur-Anwendungen können auch zur Verringerung von Schlafstörungen bei Krebspatienten beitragen, werden bisher aber vornehmlich bei behandlungsbedingten Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen angewendet.

Allerdings sind Akupunktur-Behandlungen zum Beispiel bei Thrombozytopenie und Nadelphobien kontraindiziert.

Welche Therapieform den besten Nutzen zur Reduktion von Schlafstörungen bei Krebspatieninnen und Krebspatienten erreichen kann, haben chinesische Wissenschaftler untersucht.

Dazu werteten sie in einem systematischen Review und Netzwerk-Metaanalyse 24 randomisierte kontrollierte Studien (n=2.002) aus.

Darin wurden die Auswirkungen von sechs Anwendungen (manuelle Akupunktur, Elektroakupunktur, Akupressur, Scheinbehandlung, verbesserte Standardversorgung oder keine Behandlung) zur Verbesserung der Schlafqualität untersucht.

Im Vergleich zur verbesserte Standardversorgung zeigte die Akupressur die größte Effektstärke (moderat) zur Verringerung von Schlafstörungen, gefolgt von Akupunktur (ebenfalls moderat) und Elektroakupunktur (niedrig).

Im Vergleich zu keiner Behandlung war nur die Akupressur mit einer signifikanten Wirkung assoziiert (−1,06, 95% CrI -1,70 bis −0,42, n=9 Studien; Effektstärke: moderat) und für Elektroakupunktur bzw. Akupressur nicht signifikant.

Akupressur, manuelle Akupunktur und Elektroakupunktur waren wirksamer bei der Verbesserung des Schlafes als eine verbesserte Standardversorgung.

Die meisten Akupunktur- und Akupressur-Interventionen waren durch eine gute Verträglichkeit und hohe Adhärenz gekennzeichnet.

Die Studienautoren geben jedoch zu bedenken, dass die meisten Studien keine objektiven Parameter zur Beurteilung des Schlafs ansetzten, was die Bewertungen zum Interventionseffekt eventuell verzerrt.

Nach ihren Auswertungen kann die Akupressur als optimale Behandlung zur Verringerung von Schlafstörungen bei Krebspatienten bevorzugt empfohlen werden, schlussfolgern die Studienautoren.

Ob verschiedene Varianten von Akupunktur oder Akupressur unterschiedliche Auswirkungen auf den Schlaf bei Krebspatienten haben könnten, muss noch in weiteren Studien geklärt werden, betonen die Studienautoren.

„Basierend auf der verfügbaren Evidenz könnte Akupressur ein vielversprechenderer Ansatz als Akupunktur sein, um Schlafstörungen bei Krebspatienten zu reduzieren“, so die Einschätzung der Erstautorin Denise Shuk Ting Cheung von der School of Nursing an der Li Ka Shing Faculty of Medicine der Universität in Hong Kong (China).

Angehörige der Gesundheitsberufe aus onkologischen Einrichtungen sollten ein Akupressurtraining absolvieren, um eine Hilfe für Patienten mit Schlafproblemen bieten zu können, so der Rat der Studienautoren. © cw/aerzteblatt.de