Weniger PSA-Screening, mehr metastasierter Prostatakrebs

Der PSA-Test als Instrument zur Prostatakrebs-Früherkennung ist umstritten. Foto: ©jarun011 – stock.adobe.com

Ein reduziertes Screening auf Prostatakrebs mittels Prostata-spezifischem Antigen (PSA) geht laut einer US-amerikanischen Studie mit erhöhten Diagnosen von metastasiertem Prostatakrebs einher. Die Studie wird auf dem Genitourinary Cancers Symposium der American Society of Clinical Oncology (ASCO) vorgestellt, das vom 11. bis 13. Februar online stattfindet.

In den USA verringerte sich demnach der durchschnittliche Prozentsatz der Männer ab 40 Jahren, die mit PSA auf Prostatakrebs untersucht wurden, von 61,8 Prozent im Jahr 2008 auf 50,5 Prozent im Jahr 2016. Gleichzeitig stieg die durchschnittliche Anzahl der Männer, bei denen metastasierter Prostatakrebs diagnostiziert wurde altersangepasst von 6,4 auf neun pro 100.000 Männer.

Die Autoren recherchierten von 2002 bis 2016 die altersbereinigten Inzidenzen von Prostatakrebs, der bei der Diagnose schon metastasiert war (pro 100.000 Männer) von der North American Association of Central Cancer Registries für jeden US-Bundesstaat. Sie ermittelten auch PSA-Screening-Schätzungen für jeden US-Staat vom Behavioral Risk Factor Surveillance System. Dieses System sammelt diese Informationen ab 2002 alle zwei Jahre für Männer im Alter von mindestens 40 Jahren. Die Wissenschaftler korrelierten dann für jeden Staat die Inzidenz von metastasiertem Prostatakrebs mit dem Anteil der Männer, die ein PSA-Screening pro Staat erhalten.

Es gab signifikante Unterschiede zwischen den Staaten in Bezug auf den Prozentsatz der Männer über 40 Jahre, die angaben, jemals ein PSA-Screening erhalten zu haben (40,1%-70,3%), und in Bezug auf die Inzidenz von metastasiertem Prostatakrebs bei der Diagnose nach Anpassung an das Alter (Bereich 3,3 bis 14,3 pro 100.000 Männer). Die statistische Modellierung zeigte jedoch, dass eine Verringerung des PSA-Screenings im Laufe der Zeit mit einer erhöhten Diagnose von metastasiertem Prostatakrebs verbunden war und dass Staaten mit einer stärkeren Verringerung des PSA-Screenings tendenziell eine größere Zunahme der Diagnose eines metastasierten Prostatakrebses aufwiesen.

„Die Variation zwischen Staaten ist eine der Stärken unserer Studie. Das Ausmaß des verringerten PSA-Screenings korrelierte mit dem Ausmaß der erhöhten Diagnosen einer metastasierenden Erkrankung, was darauf hindeutet, dass möglicherweise ein Zusammenhang auf Bevölkerungsebene besteht“, sagte Hauptautor Dr. Vidit Sharma von der University of California Los Angeles.

Eine Reihe von Leitlinien, die von der US Preventive Services Task Force (USPSTF), einer unabhängigen Gruppe nationaler Experten für Prävention und evidenzbasierte Medizin, veröffentlicht wurden, empfahlen in ihren Richtlinien 2008 und 2012 unabhängig vom Alter kein PSA-Screening. Die Empfehlungen wurden jedoch 2018 aktualisiert, um raten seitdem dazu, dass „Männer im Alter von 55 bis 69 Jahren nach einem Gespräch mit ihrem Arzt über die möglichen Vorteile und Schäden eine individuelle Entscheidung darüber treffen, ob sie untersucht werden sollen“. Die Task Force sprach sich gegen PSA-Screening bei Männern über 70 Jahren aus.

„Diese Studie legt nahe, dass ein reduziertes PSA-Screening möglicherweise auf Kosten von mehr Männern mit metastasierendem Prostatakrebs geht. Patienten sollten die mit dem PSA-Screening verbundenen Risiken und Vorteile mit ihrem Arzt besprechen, um das beste Vorgehen für sie zu ermitteln“, kommentierte Robert Dreicer, ASCO-Experte für Urogenitalkrebs.

Die Wissenschaftler planen als Nächstes, nach Korrelationen zwischen vermindertem Screening und Mortalität zu forschen und die Auswirkungen anderer Faktoren zu untersuchen.

(ms) Über ASCO Genitourinary Cancers Symposium