PSA-Anstieg nach Prostataentfernung – Ein spezielles bildgebendes Verfahren kann Krebszellen auch schon bei niedrigen PSA-Werten aufspüren

Original Titel:
Efficacy, Predictive Factors, and Prediction Nomograms for 68Ga-labeled Prostate-specific Membrane Antigen-ligand Positron-emission Tomography/Computed Tomography in Early Biochemical Recurrent Prostate Cancer After Radical Prostatectomy

Bei einem Wiederanstieg des PSA-Wertes nach einer Operation gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Für die Therapiewahl ist entscheidend, wo im Körper die verbliebenen Krebszellen sitzen. Deutsches Forscher fanden heraus, dass mit einem speziellen bildgebenden Verfahren, der PET/CT mit 68Ga-PSMA117Lu-PSMA (Prostata-Spezifisches-Membran-Antigen) bietet eine neuartige Behandlungsmöglichkeit für Patienten, bei denen der Prostatakrebs nicht mehr auf eine Hormontherapie anspricht. Deutsche Forscher fanden heraus, dass 117Lu-PSMA selbst dann noch verträglich ist, wenn der Patient zuvor bereits mit einer 223Ra-Radiotherapie behandelt wurde., Prostatakrebszellen auch dann schon aufgespürt und lokalisiert werden können, wenn der PSA-Wert noch sehr niedrig ist. Sie entwickelten ein Vorhersagemodel, mit dem Ärzte und Patienten gemeinsam die Wahrscheinlichkeit berechnen können, dass bei dem Patienten mithilfe der Untersuchung Krebszellen ausfindig gemacht werden können. Das frühe Aufspüren von Krebszellen hilft dabei, schnell eine geeignet Therapie beginnen zu können.


Unglücklicherweise kommt es nicht selten dazu, dass der Prostatakrebs zurückkehrt, nachdem er vermeintlich durch eine operative Entfernung der Prostata entfernt wurde. Dies äußert sich zuerst in einem PSA (prostataspezifisches Antigen)-Anstieg, nachdem der PSA-Wert nach der Operation zunächst gesunken war. Steigt der PSA-Wert nach der Operation wieder auf mindestens 0,2 ng/ml und ist dieser Anstieg in mindestens zwei aufeinanderfolgenden Messungen sichtbar, ist von einem biochemischen Rezidiv die Rede. In diesen Fällen muss entschieden werden, wie weiter vorgegangen werden soll. Handelt es sich bei dem Rezidiv um Tumorabsiedlungen in andere Körperregionen (Metastasen), muss eine Behandlung erfolgen, die auf dem gesamten Körper wirkt, wie z. B. eine Hormon- oder Chemotherapie. Ist der Tumor jedoch nur an der Operationsstelle zurückgekehrt, weil nicht alle Tumorzellen bei der Operation entfernt wurden, ist noch eine weitere lokale Behandlung mit einer Strahlentherapie möglich. In diesem Fall kann der Patient noch immer geheilt werden. Aufgrund der verschiedenen Vorgehensweisen je nach Lokalisation des Tumors ist es wichtig, zu wissen, wo sich die Krebszellen im Körper befinden. Bei frühen biochemischen Rezidiven sind die herkömmlichen bildgebenden Verfahren jedoch meist nicht in der Lage, die Krebszellen aufzuspüren. Eine relativ neue, vielversprechende Möglichkeit bietet das Radiopharmakon 68Ga-PSMA (68Gallium-markierter Ligand des prostataspezifischen Membranantigens), das mit einer Kombination aus der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und der Computertomographie (CT) im Körper sichtbar gemacht werden kann. Bei 68Ga-PSMA handelt es sich um eine radioaktive Substanz, die an bestimmten Strukturen von Prostata- und Prostatakrebszellen bindet. Die Strahlungen dieser Substanz können mit Hilfe eines PET-Geräts erfasst und dargestellt werden. Wird die PET mit der CT, die die Organe und Geweben abbildet, kombiniert, lässt sich die Strahlung von 68Ga-PSMA besser lokalisieren.

Wissenschaftler untersuchten Patienten mit niedrigen PSA-Werten

Wissenschaftler der Technischen Universität München veröffentlichten nun eine Studie in der gut angesehenen medizinischen Fachzeitschrift European Urology, in der sie untersucht haben, wie gut sich die PET/CT mit 68Ga-PSMA dazu eignet, einen zurückgekehrten Tumor schon früh (bei noch niedrigen PSA-Werten) aufzuspüren. Hierzu untersuchten die Wissenschaftler 272 Prostatakrebs-Patienten, bei denen es nach der operativen Prostataentfernung zu einem PSA-Anstieg auf 0,2 ng/ml bis 1,0 ng/ml kam. Die Patienten wurden aufgrund ihres PSA-Wertes in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe bildeten Patienten mit einem sehr niedrigem PSA-Wert zwischen 0,2 ng/ml und 0,5 ng/ml (134 Patienten), während die Patienten mit PSA-Werten von 0,6 ng/ml bis 1,0 ng/ml der Gruppe mit niedrigen PSA-Werten zugewiesen wurden (138 Patienten).

Bei den meisten Patienten konnten durch das bildgebende Verfahren Krebszellen aufgespürt werden

Insgesamt konnten bei den Untersuchungen bei 65 % aller Patienten Auffälligkeiten entdeckt werden, die auf Krebszellen hindeuteten. Dies war jedoch häufiger bei Patienten mit niedrigem PSA-Wert als bei Patienten mit sehr niedrigem PSA-Wert der Fall. Es konnten nämlich bei 74 % der Patienten mit einem niedrigem PSA-Wert Veränderungen festgestellt werden, die auf einen Prostatakrebs hindeuten. Bei den Patienten mit einem sehr niedrigem PSA-Wert war das bei nur 55 % der Patienten der Fall. Am häufigsten wurden Krebszellen in den Lymphknoten im Becken oder hinter dem Bauchfell gefunden. Die zweithäufigste Körperstelle, an der Krebszellen gefunden wurden, war die Operationsstelle. In diesen Fällen handelte es sich dann nicht um Metastasen, sondern um ein sogenanntes lokales Rezidiv, welches mit einer lokalen Therapie (z. B. Bestrahlung) behandelt werden kann. Knochenmetastasen waren die dritthäufigste Ursache für den Wiederanstieg des PSA-Wertes bei den Patienten, bei denen Krebszellen detektiert werden konnten. Knochenmetastasen traten jedoch häufiger bei Patienten mit einem niedrigen PSA-Wert auf als bei Patienten mit einem sehr niedrigem PSA-Wert. Generell stieg die Wahrscheinlichkeit, mit der Tumorzellen aufgespürt werden konnten, mit steigendem PSA-Wert. Auch bei Patienten, die sich zum Zeitpunkt der Untersuchung in einer Hormontherapie befanden, konnten häufiger Auffälligkeiten in der PET/CT mit 68Ga-PSMA festgestellt werden als bei den Patienten, die sich keiner Hormontherapie unterzogen.

Die Forscher entwickelten ein Vorhersagemodel für die Effektivität der Untersuchung

Mithilfe der gewonnenen Erkenntnisse entwickelten die Wissenschaftler ein Vorhersagemodel, mit dem die Wahrscheinlichkeit, dass mit Hilfe der PET/CT mit 68Ga-PSMA die Krebszellen lokalisiert werden können, eingeschätzt werden kann. Der Arzt kann so anhand von klinischen Werten der Patienten besser beurteilen, ob eine solche Untersuchung speziell für den Patienten sinnvoll ist oder nicht.

Bei den meisten Patienten, bei denen der PSA-Wert nach der Prostataentfernung wieder auf 0,2 ng/ml bis 1,0 ng/ml anstieg, konnten mit Hilfe der PET/CT mit 68Ga-PSMA Prostatakrebszellen im Körper aufgespürt und lokalisiert werden. Es scheint somit sinnvoll zu sein, diese Untersuchungsmethode auch dann schon durchzuführen, wenn der PSA-Wert noch sehr niedrig ist. Um einschätzen zu können, welcher Patient von der Untersuchung profitieren kann und wer vermutlich nicht, haben die deutschen Wissenschaftler ein Vorhersagemodel entwickelt, mit dem Ärzte und Patienten gemeinsam die Wahrscheinlichkeit berechnen können, dass bei dem Patienten mithilfe der Untersuchung Krebszellen ausfindig gemacht werden können. Je früher bestimmt werden kann, wo die Krebszellen sitzen, desto früher kann bereits eine gezielte Therapie begonnen werden.

Referenzen:
Rauscher I, Düwel C, Haller B, Rischpler C, Heck MM, Gschwend JE, Schwaiger M, Maurer T, Eiber M. Efficacy, Predictive Factors, and Prediction Nomograms for 68Ga-labeled Prostate-specific Membrane Antigen-ligand Positron-emission Tomography/Computed Tomography in Early Biochemical Recurrent Prostate Cancer After Radical Prostatectomy. Eur Urol. 2018 Jan 18. pii: S0302-2838(18)30010-1. doi: 10.1016/j.eururo.2018.01.006.