Prostatakrebs­screening ermöglicht verlängertes progressionsfreies Überleben

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Rotterdam – Erkrankte Männer, die zuvor an einem Prostatakrebsscreening teilnahmen, waren um 5,6 Jahre länger progressionsfrei. Aktuelle Untersuchungen zum Nutzen des Prostatakrebsscreenings liefern weitere Gründe für ein gezieltes Screening.

Im Jahr 2009 zeigte die ERSPC-Studiengruppe (European Randomised Study of Screening for Prostate Cancer) bereits, dass ein Screening die prostatakrebsbedinge Mortalität um 20-35 % senken kann.

Prostatakrebs zählt zu den häufigsten Todesursachen bei Männern in Europa: Prostatakrebs ist beispielsweise die Nummer eins in Schweden und die zweithäufigste Todesursache in Deutschland.

Frühere und häufigere Diagnosen, die mit einem aktiven Screening auf Prostatakrebs (PCa) assoziiert sind, bedeuten auch, dass Männer länger mit ihrem Erkrankung leben. Es bestehen weiterhin Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf ihre Lebensqualität und möglicher Überdiagnosen.

In der aktuellen Auswertung, die auf dem EAU 2022 (European Association of Urology) präsentiert wurde, ging die ERSPC-Studiengruppe der Frage nach, ob zwischen der aktiven Screeninggruppe und der Kontroll­gruppe Unterschiede hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens zu verzeichnen sind.

Für das Fortschreiten der Erkrankung wurde die Zeit bis zum biochemischem Rezidiv (BCR, PSA≥2 ng/ml nach Strahlentherapie (RT) und PSA≥0,2 ng/ml nach radikaler Prostatektomie (RP)) und die Zeit bis zur Bildung von Metastasen ausgewertet.

Es wurden die Daten von 43.376 Männer im Alter von 55-74 Jahren ausgewertet, die auf ein Screeningarm (PSA-basiertes Screening) und Kontrollarm randomisiert wurden. In der Screeninggruppe wurden 14 % mit lokalisiertem PCa diagnostiziert und 1 % wiesen ein metastasiertes Stadium auf. Im Kontroll-Arm lagen diese Anteile jeweils bei 8 % und 2 % der Männer.

Nach der Diagnose lokalisiertes PCa lebten Männer in der Screeninggruppe durchschnittlich 8,0 Jahre ohne Progression und 7,1 Jahre im Kontroll-Arm über einen Zeitraum von 10 Jahren.

Bei einem BCR, dass jeweils bei 18-19 % der Männer in beiden Studiengruppen diagnostiziert wurde, lebten Männer aus dem Screeningarm durchschnittlich 7,2 Jahre ohne Progression über einen Zeitraum von 10 Jahren, während das progressionsfreie Überleben nur 1,6 Jahre für Männer im Kontrollarm betrug. Bei metastasierender Erkrankung lebten Männer unabhängig vom Studienarm durchschnittlich 5 Jahre über einen Zeitraum von 10 Jahren.

Nach der Diagnose BCR lebten Männer im Screeningarm durchschnittlich 5,6 Jahre länger als im Kontrollarm, schlussfolgert Erststudienautor und Doktorand Sebastiaan Remmers vom Erasmus MC Cancer Institute, University Medical Center Rotterdam, Dept. of Urology in Rotterdam.

Diese Ergebnisse bestätigen den Nutzen einer aktiven Früherkennung von Prostatakrebs. Männer, die sich aktiv einem Screening unterziehen, bleiben länger im früheren Stadium der Erkrankung ohne Anzeichen einer Progression, wo die Lebensqualität noch am wenigsten durch die Erkrankung beeinträchtigt wird. © cw/aerzteblatt.de