Prostatakrebs: MRT-Screening findet viele Tumore auch bei niedrigen PSA-Werten

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London – Eine zehnminütige Magnetresonanztomographie (MRT) hat zusammen mit der Bestimmung der PSA-Dichte in einer Pilotstudie in BMJ Oncology (2023; DOI: 10.1136/bmjonc-2023-000057) viele Prostata­karzinome entdeckt, die beim PSA-Screening übersehen worden wären.

Die Früherkennung durch den Nachweis eines erhöhten prostataspezifischen Antigens (PSA) im Blut und die anschließende Behandlung haben in der „European Randomized Study of Screening for Prostate Cancer“ die Sterberate am Prostatakarzinom in den folgenden 16 Jahren zwar um 20 % gesenkt.

Das PSA-Screening ist jedoch wegen der hohen Zahl von falsch-positiven Befunden, die sich dann in einer schmerzhaften Prostatabiopsie nicht bestätigen, bei den betroffenen Männern unbeliebt und bei Experten umstritten.

Neue Impulse für die Früherkennung könnten sich aus der zunehmenden Verbreitung der Magnetresonanz­tomographie ergeben. Die Untersuchung ist im Gegensatz zur Computertomographie mit keinem Strahlenri­siko verbunden. Studien haben gezeigt, dass die Tumore im MRT gut zu erkennen sind, weshalb das MRT zu­nehmend nach einem Krebsverdacht durch PSA-Screening oder rektaler Untersuchung eingesetzt wird, um die Zahl der Biopsien zu begrenzen.

Die ReIMAGINE-Studie hat untersucht, ob das MRT auch als erste Screening-Untersuchung eingesetzt werden kann. Dabei könnte auch die PSA-Dichte bestimmt werden. Sie setzt den PSA-Wert mit dem in der MRT be­stimmten Volumen der Prostata in Beziehung. Auffällig ist eine PSA-Dichte von mehr als 0,12 ng/ml.

An der Studie nahmen 303 Männer im Alter von 50 bis 75 Jahren teil, die in Hausarztpraxen rekrutiert wur­den. Sie wurden am University College London mit einem 3-Tesla-MRT untersucht. Bei 48 Personen wurden in der MRT verdächtige Läsionen beobachtet. Eine weitere Person war durch eine erhöhte PSA-Dichte aufgefallen.

Interessant ist, dass 32 der 48 Männer mit einem positiven Befund im MRT einen PSA-Wert von unter 3 ng/ml hatten. Nach einem alleinigen PSA-Screening wären keine weiteren Untersuchungen veranlasst worden.

Wie Caroline Moore und Mitarbeiter vom University College London berichten, wurde bei 29 Männern ein klinisch signifikantes Prostatakarzinom gefunden, 15 von ihnen wären beim PSA-Screening übersehen worden. Bei drei Männern lag ein „low risk“-Krebs vor, der keine Behandlung erforderlich machte.

Moore schließt daraus, dass ein MRT-Screening die Zahl der entdeckten Prostatakrebse deutlich erhöhen könnte. Ob dies das Sterberisiko an dem langsam wachsenden Krebs senken würde, müsste jetzt in einer größeren randomisierten Studie untersucht werden. Ein Vertreter des „UK National Screening Committee“ hat die Ergebnisse der Studie gegenüber dem „Science Media Center“ als interessant bezeichnet.

Eine größere Studie sei jedoch noch nicht geplant. Die britischen Behörden setzen derzeit auf ein gezieltes PSA-Screening bei Personen mit hohem Risiko. Auch der Wert eines BRCA2-Gentests soll untersucht werden. © rme/aerzteblatt.de