Prostatakarzinom: Zeit bis zum Rezidiv mit Kombinationstherapie signifikant verlängern

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Shanghai – Erkrankte mit lokal fortgeschrittenem Prostatakrebs bleiben unter einem kombinierten Ansatz aus Chemo- und Hormontherapie länger progressionsfrei als im Vergleich zur Standard-Hormontherapie allein. Eine neoadjuvante Chemotherapie mit Docetaxel zeigte in dieser prospektiven Studie mittelfristig signifikan­te Verbesserungen. Es stehen allerdings noch weitere Studien über eine längere Nachbeobachtung von mehr als 3 Jahren aus (The Journal of Urology; DOI: 10.1097/JU.0000000000003876).

In vorherigen Untersuchungen wurde der Einsatz einer Taxan-basierten neoadjuvanten Chemotherapie bei nicht-metastasiertem Hochrisiko-PCa untersucht. Hier konnten teilweise Vorteile in Bezug auf biochemische Rezidive gezeigt werden. Die Rolle einer NCHT (Neoadjuvant chemohormonal therapy) blieb aber Gegenstand kontroverser Diskussionen, da die Ergebnisse uneindeutig waren, was zum Teil auf Variationen in Studien­designs und Patientenpopulationen zurückgeführt wurde.

„Unsere klinische Studie ist die erste, die eine längere Zeit bis zum biochemischen Rezidiv mit Chemotherapie plus Standard-Hormontherapie bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem Hochrisikoprostatakrebs zeigt“, kommentierte Mitautor Jiahua Pan, Mediziner am Institut für Urologie an der Shanghai Jiao Tong Universität in Shanghai. Demnach wäre ein kombinierter Behandlungsansatz auf Basis einer Docetaxel-Chemotherapie bei Erkrankten mit hohen Rezidivrisiko vorteilhaft.

In dieser Studienkohorte wurden 141 Männer mit lokal fortgeschrittenem Prostatakrebs eingeschlossen, die anhand ihrer spezifischen Merkmale mit höherer Wahrscheinlichkeit Metastasen entwickeln würden. Nach einer 2:1-Randomisierung erhielten die Hochrisikoteilnehmer im neoadjuvanten Setting entweder das Che­motherapeutikum Docetaxel plus Hormontherapie (Androgenentzug) oder nur eine Hormontherapie. In bei­den Gruppen folgte daraufhin ein Eingriff zur radikalen Prostatektomie und erweiterten Lymphknotendissek­tion.

Als Marker zur Abschätzung der Tumorkontrolle und zur Bestimmung des biochemischen progressionsfreien Überlebens, dienten die Messwerte der Serum-PSA-Spiegel (PSA, prostataspezifisches Antigen). Steigende PSA-Werte wurden als ein frühes Anzeichen für rezidivierenden oder fortschreitenden Status des Tumors gewertet.

Die erste Nachuntersuchung zur Messung des postoperativen Serum-PSA-Werts erfolgte 6 Wochen nach der OP und danach alle 3 Monate. Das biochemische Rezidiv wurde definiert als 2 aufeinanderfolgende steigende PSA-Werte von > 0,2 ng/ml, die im Abstand von 2 Wochen bestätigt wurden.

In beiden Gruppen wurde laut Studienautoren ein gutes pathologisches Ansprechen bei 65 % der Behandel­ten unter dem Kombinationsansatz und bei 48 % der Behandelten, die nur eine Hormontherapie erhielten, beobachtet. Die Anteile mit präoperativer therapeutischer Verbesserung des Tumorstagings und minimaler Resterkrankungen waren in beiden Studienarmen ähnlich.

Behandelte, die eine kombinierte Behandlung aus Chemo- und Hormontherapie erhielten, konnten das bio­chemische progressionsfreie Überleben länger aufrechterhalten. Nach 3 Jahren Nachbeobachtung (mediane Nachbeobachtungszeit: 53 Monate) lag dieser Anteil bei 29 % versus 9,5 % (p = 0,002). Die mediane Zeit bis zum Anstieg des PSA-Wertes betrug 17 Monate unter Chemo-Hormon-Therapie gegenüber 14 Monaten unter Hormontherapie allein.

Nebenwirkungen, wie z.B. Fatigue, Neutropenie, erektile Dysfunktion, Neuropathie, Diarrhö wurden vor allem im Kombinationsansatz dokumentiert und der Chemotherapiekomponente zugeordnet. Von den Behandelten im Kombinationsarm traten bei 19 % Grad 3- und bei 8,5 % Grad 4-Nebenwirkungen auf.

Um Aussagen zum Gesamtüberleben und zum Sterberisiko aufgrund von Prostatakrebs treffen zu können, wäre eine noch längere Nachbeobachtung und eine größere Studienkohorte von Nöten gewesen. Diese Arbeit liefert Hinweise darauf, dass der Zusatz einer neoadjuvanten Chemotherapie auf Docetaxel-Basis eine signifikante Verbesserung für Erkrankte mit lokal fortgeschrittenem Prostatakrebs bringen kann, so die Einschätzung der Wissenschaftler. © cw/aerzteblatt.de