Prostatakarzinom: PSA-Spiegel kein zuverlässiger Prädiktor

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Chicago – Ob steigende PSA-Spiegel als zuverlässige Surrogatparameter für das Überleben von Patienten mit Prostatakrebs dienlich sind, bleibt weiterhin fraglich. In der aktuellen Metaanalyse war ein biochemisches Rezidiv zwar mit einem höheren Sterberisiko verbunden, die Ergebnisse waren aber nicht konsistent (Journal of Clinical Oncology, 2023: DOI: 10.1200/JCO.23.00617).

Etwa ein Drittel der Männer mit lokal begrenztem Prostatakarzinom weisen nach einer Behandlung (zum Beispiel Prostatektomie, Strahlentherapie) ein biochemisches Rezidiv auf. Biochemische Rezidive gemessen anhand von steigenden PSA-Spiegeln (Prostata-spezifisches Antigen) treten viel früher im Krankheitsverlauf auf als beispielsweise Metastasen. Daher werden sie als Surrogatparameter für Vorhersagen auf das Gesamt­überleben bei Prostatakrebs untersucht. Bisherige Analysen lieferten jedoch widersprüchliche Ergebnisse.

In der aktuellen Arbeit wurde das Thema erneut aufgegriffen. Dafür analysierten amerikanische Wissenschaft­ler Daten von 10.741 Patienten aus 11 Studien, in der die Effekte von Therapie­anpassungen wie Dosiseskala­tion der Strahlentherapie, die zusätzliche Anwendung einer Androgendeprivationstherapie (ADT) und eine Verlängerung der ADT untersucht wurden.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass ein biochemisches Rezidiv (BCR) wohl mit einem höheren Sterberisi­ko verbunden war. Es wurden aber trotzdem nicht alle Kriterien eines zuverlässigen Surrogatparameters für das Gesamtüberleben erfüllt: „Ein Grund für unser Ergebnis könnte sein, dass viele Patienten in der Studie an Ursachen starben, die nichts mit Prostatakrebs zu tun hatten”, so die Einschätzung des Seniorstudienautors Amar Kishan von der Abteilung für Radioonkologie an der Universität von Kalifornien in Los Angeles.

Die Stärke der Korrelation zwischen biochemischem Rezidiv und Gesamtüberleben variierte und war größer, wenn Todesfälle aufgrund nicht krebsbedingter Ursachen mitberücksichtigt wurden.

Therapieanpassungen, wie Dosiseskalation, die Zugabe von Kurzzeit-ADT und die Verlängerung der ADT-Dauer verbesserten das Auftreten eines BCR signifikant (Hazard Ratio [HR], 0,71 [95-%-Konfidenzintervall (95 % CI) 0,63 bis 0,79]; HR 0,53 [95 % CI 0,48 bis 0,59] und HR 0,54 [95 % CI 0,48 bis 0,61]).

Eine Kurzzeit-ADT (HR: 0,91 [95 % CI 0,84 bis 0,99]) und eine Verlängerung der ADT (HR: 0,86 [95 % CI 0,78 bis 0,94]) verbesserten das Gesamtüberleben signifikant, eine Dosiseskalation der Strahlentherapie dagegen nicht (HR: 0,98 [95 % CI 0,87 bis 1,11]).

Ein BCR nach 48 Monaten war in allen drei Gruppen mit einem schlechteren Gesamtüberleben assoziiert (HR: 2,46 [95 % CI 2,08 bis 2,92]; HR: 1,51 [95 % CI 1,35 bis 1,70]; und HR, 2,31 [95 % CI 2,04 bis 2,61]).

Nach Adjustierung der BCR wurden jedoch keine signifikanten Effekte auf das Gesamtüberleben beobachtet (HR: 1,10 [95%-KI: 0,96 bis 1,27]; HR: 0,96 [95%-KI: 0,87 bis 1,06] bzw. 1,00 [95%-KI: 0,90 bis 1,12]).

Die Studienautoren schlussfolgern daraus, dass nur eine schlechte bis bescheidene Korrelation zwischen dem BCR-basierten Surrogat-Parameter-Ansatz auf das Gesamtüberleben (OS) detektiert wurde. Die Ergebnisse variierten je nach Therapieregime und auch, wenn Todesfälle aufgrund nicht krebsbedingter Ursachen mitberücksichtigt wurden, zu stark.

Daher plädieren die Studienautoren dafür, die Verwendung des BCR als potenziellem Prädiktor auf das OS bei lokalisiertem Prostatakarzinom nicht in Betracht zu ziehen. © cw/aerzteblatt.de