Prostatakarzinom nach Radiotherapie und ADT: PSA-Tiefstwert ermöglicht frühe Überlebensprognose

Dtsch Arztebl 2023; 120(33-34): [25]; DOI: 10.3238/PersASCO.2023.08.21.13

Eckert, Nadine

Der PSA-Tiefstwert 6 Monate nach Abschluss der Radiotherapie (RT) könnte bei Patienten mit lokalisiertem Prostatakarzinom (PCa), die mit RT und Androgendeprivationstherapie (ADT) behandelt werden, Hinweise auf das langfristige Überleben geben.

Becken-CT, Bestrahlungsplan für die 3D-konformale Radiotherapie eines Prostatakarzinoms. Foto: elena/stock.adobe.com

Radiotherapie (RT) plus Androgendeprivationstherapie (ADT) sind Standard beim lokalisierten PCa mit intermediärem oder hohem Risiko. „Würde es allerdings gelingen, Surrogatmarker für langfristige Outcome-Parameter wie das PCa-spezifische Überleben, das metastasenfreie Überleben und das Gesamtüberleben (OS) zu finden, könnte dies die Entwicklung neuer zusätzlicher systemischer Therapien beschleunigen – und potenziell Patienten für eine (De-)Eskalation der Therapie identifizieren“, schreibt die Forschungsgruppe um Praful Ravi MD vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston, USA, im Kongressabstract des Jahreskongresses der American Society of Clinical Oncology (ASCO 2023) in Chicago. Sie stellten auf dem ASCO eine Untersuchung vor, die zu dem Schluss kommt, dass der PSA-Tiefstwert 6 Monate nach Abschluss der Radiotherapie (RT) bei Patienten mit lokalisiertem Prostatakarzinom (PCa), die mit RT und Androgendeprivationstherapie (ADT) behandelt werden, Hinweise auf das Langzeitüberleben geben könnte (1).

Ihre Analyse individueller Patientendaten basiert auf randomisiert-kontrollierten Studien des Kollaborationsprojekts ICECAP, die im Follow-up den PSA-Wert gemessen hatten. Die Patienten wurden entsprechend ihrer Behandlung in Gruppen eingeteilt: RT allein, RT+ADTkurz (3–6 Monate) und RT+ADTlang (18–36 Monate).

Als PSA-Nadir war der niedrigste PSA-Wert definiert, der innerhalb von 6 Monaten nach Abschluss der RT gemessen wurde. Insgesamt konnten 10 415 Patienten aus 16 randomisiert-kontrollierten Studien eingeschlossen werden. Sie wurden median 10,1 Jahre nachbeobachtet.

In dieser Zeit erreichten 98 % der Patienten in der RT-Gruppe, 84 % der Patienten in der RT+ADTkurz-Gruppe und 77 % der Patienten in der RT+ADTlang-Gruppe einen PSA-Nadir ≥ 0,1 ng/ml innerhalb von 6 Monaten nach Abschluss der RT.

Nach Adjustierung um Alter, ECOG-Status, klinisches T-Stadium, Gleason-Score und PSA bei Randomisierung war ein PSA-Tiefstwert ≥ 0,1 ng/ml assoziiert mit einem schlechteren PCa-spezifischen Überleben, metastasenfreien Überleben und OS bei Patienten in der RT+ADTkurz-Gruppe sowie der RT+ADTlang-Gruppe.

In der RT+ADTkurz-Gruppe betrug die Hazard Ratio (HR) für das PCa-spezifische Überleben 1,97, für das metastasenfreie Überleben 2,92 und für das OS 1,26. In der RT+ADTlang-Gruppe betrug die HR für das PCa-spezifische Überleben 1,97, für das metastasenfreie Überleben 1,58 und für das OS 1,59. Eine schwächere Assoziation fand sich bei den Patienten in der RT-Gruppe (PCa-spezifisches Überleben: HR 1,82; metastasenfreies Überleben: HR 2,23; OS: HR 1,72).

Die Forschenden schlussfolgern, dass ein PSA-Nadir ≥ 0,1 ng/ml innerhalb von 6 Monaten nach Abschluss der RT bei Patienten mit lokalisiertem PCa, die eine RT+ADT erhalten, ein starker prognostischer Faktor für PCa-spezifisches Überleben, metastasenfreies Überleben und OS ist.

„Dies könnte als früher Studienendpunkt genutzt werden, um bei der Erprobung neuer systemsicherer Therapien in Kombination mit RT+ADT ein Signal zu erkennen. Auch bei der Identifikation von Patienten für (De-)Eskaltionsstudien könnte sich der PSA-Nadir als nützlich erweisen.“

DOI: 10.3238/PersASCO.2023.08.21.13

Nadine Eckert