Würzburg/Heidelberg – Der Wirkstoff Terbinafin, der bei Pilzinfektionen eingesetzt wird, könnte eine Therapieoption beim Prostatakarzinom sein. Das berichten Forschungsteams der Julius-Maximilians-Universität und dem Universitätsklinikum Würzburg und dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) Heidelberg in der Fachzeitschrift Nature Communications (2021; DOI: 10.1038/s41467-021-25325-9).
Zunächst zeigten die Wissenschaftler, dass Prostatakarzinome große Mengen des Enzyms Squalen Epoxidase (SQLE) bilden. SQLE wird in Zellen für die Synthese von Cholesterin gebraucht und das Team konnte zeigen, dass das Enzym das Wachstum von Prostatakarzinomzellen fördert.
Bei der Suche nach einem SQLE-Blocker wurden die Wissenschaftler bei dem Wirkstoff Terbinafin fündig. Dieses Medikament blockiert die Funktion von SQLE und wird normalerweise zur Behandlung von Pilzinfektionen verwendet.
Bei Mäusen, denen humane Prostatakarzinomzellen implantiert wurden, zeigte die Gabe von Terbinafin ein Absterben von Tumorzellen und eine Reduktion des Tumorwachstums. Außerdem konnte das Team zeigen, dass eine SQLE-Blockade bei Prostatakarzinompatienten zu einer Reduktion des prostataspezifischen Antigens (PSA) führte.
„Unsere Studie hat gezeigt, dass SQLE eine neuartige Zielstruktur für die Behandlung von fortgeschrittenem Prostatakrebs sein könnte und dass Hemmstoffe von SQLE in klinischen Studien genauer untersucht werden sollten“, erklärte Almut Schulze, Abteilungsleiterin am DKFZ.
„Eine Weiterentwicklung des Wirkprinzips von Terbinafin könnte eine neue Therapie für Patienten mit fortgeschrittenen Prostatakarzinomen darstellen. Ein solches ‚repurposing‘ von existierenden Medikamenten hat große Vorteile, da Wirkung und Sicherheitsprofile bereits bekannt sind“, erläuterte Charis Kalogirou, Oberarzt und Erstautor der Studie von der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie am Universitätsklinikum Würzburg. © hil/aerzteblatt.de