
Köln – Männer mit nicht metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom, die ein hohes Risiko für die Entwicklung von Metastasen aufweisen, können von einer Therapie mit dem Androgenrezeptorblocker Apalutamid (Handelsname Erleada) profitieren. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) und vergibt in der Nutzenbewertung des Wirkstoffes einen Hinweis auf einen beträchtlichen Zusatznutzen.
Apalutamid wurde im Januar 2019 zur Hormonentzugstherapie des Prostatakarzinoms zugelassen. „Indiziert ist er zur Behandlung von Prostatakrebspatienten, deren Erkrankung kastrationsresistent geworden ist, aber noch nicht metastasiert hat. Das Ziel: Die Entwicklung von Metastasen soll hinausgezögert werden“, informiert das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) über die Therapie.
„Vor allem bei einem wichtigen patientenrelevanten Endpunkt zeigen sich deutliche Vorteile: bei der symptomatischen Progression“, berichtet das IQWiG. Dies ist ein aus mehreren Komponenten zusammengesetzte Endpunkt, der laut den Wissenschaftlern des Instituts in der Studie zu Apalutamid sorgfältig erhoben wurde.
„In der Vergangenheit haben wir die Art und Weise, wie Progression in onkologischen Studien definiert und erhoben wurde, oft kritisiert“, sagte Stefan Lange, stellvertretender Leiter des IQWiG. „Hier sind die Studienautoren ganz anders vorgegangen: Anstelle bloßer Messwerte, etwa eines Tumorwachstums um soundsoviel Millimeter, wurden pathologische Frakturen und Kompressionen des Rückenmarks ermittelt sowie Symptome, die einen chirurgischen Eingriff, eine neue systemische Krebstherapie oder eine Strahlentherapie nötig machten. Das ist eindeutig patientenrelevant“, so Lange.
In der Studie trat eine solche symptomatische Progression im Vergleichsarm der Studie etwa doppelt so häufig auf wie im Apalutamidarm. Auch Nebenwirkungen waren unter Apalutamid deutlich häufiger auf als im Vergleichsarm der Studie. Diese Nachteile wiegen laut dem IQWiG den Vorteil bei der symptomatischen Progression aber nicht auf.
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