Nebenwirkungen einer Chemotherapie in den Griff kriegen


Wenn eine Chemotherapie ansteht, löst das bei vielen Patienten und Patientinnen Ängste aus. Denn eine Chemotherapie greift nicht nur den Tumor an, sondern kann auch den kompletten Körper in in Mitleidenschaft ziehen.
Doch eine Chemotherapie ist heute viel besser verträglich als früher. Was für Möglichkeiten Ihnen unterstützend zur Verfügung stehen und was zu tun ist, um Langzeitfolgen zu vermeiden, haben wir für Sie zusammengefasst.

Kühlkappentherapie und Perücken bei Haarausfall

Die Haarwurzeln sind schnell teilende Zellen, die durch eine Chemotherapie vorübergehend geschädigt werden können. Nicht jede Chemotherapie verursacht jedoch Haarausfall, und tatsächlich gibt es seit einiger Zeit die so genannte Kühlkappen-Therapie, welche den Haarausfall eindämmen soll. Durch die Kälte wird die Kopfhaut während der Infusion schlechter durchblutet und die Gefäße verengen sich, sodass eine geringere Dosis des Medikaments in die Haarwurzeln gelangen kann. Trotzdem wird das Haar etwas ausgedünnt, der Haarausfall als solcher kann jedoch aufgehalten werden. Die Kosten von 100 Euro pro Anwendung müssen vom Patienten übernommen werden. Risikoreich ist diese Behandlung jedoch, wenn der Patient unter einer Tumorart leidet, die zu Absiedlungen in der Haut neigt. Ein Gespräch mit dem behandelnden Arzt kann Klarheit bringen.

Aber auch wenn die Haare ausfallen, gibt es Wege und Mittel, sich weiterhin wohl in seiner Haut zu fühlen. Für manche Frauen ist die Glatze kein Problem, andere fühlen sich mit einer Perücke wohler.  Ist diese gut gemacht, ist optisch kein Unterschied feststellbar. Die Krankenkasse übernimmt bei Frauen einen Grundbetrag von 400 Euro, Männerperücken werden nicht von jeder Krankenkasse bezahlt. Alternativen stellen Tücher, Mützen und Kappen dar und auch Accessoires können helfen, vom Haarverlust abzulenken.

In der Regel setzt der Haarwuchs zwei bis vier Wochen nach der letzten Chemotherapie-Anwendung wieder ein. Nach sechs Wochen ist oft schon so viel neues Haar vorhanden, dass auf die Perücke verzichtet werden kann.

Vorbeugende Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen

Ärzte unterscheiden drei Arten von Übelkeit und Erbrechen: Das akute Erbrechen, welches zwei bis vier Stunden nach der Therapie auftritt, das verzögerte Erbrechen, das bis zu 24 Stunden auf sich warten lässt und das antizipatorische Erbrechen. Bei letzterem stellen ähnlich wie bei Schwangeren optische Eindrücke und Gerüche die Ursache für die Übelkeit dar.

Gegen diese Beschwerden lässt sich allerdings im Voraus einiges unternehmen. Besonders wichtig sind der zeitliche Ablauf und die korrekte Einhaltung des Behandlungsschemas bei der Erstgabe der Chemotherapie. Es werden vorbeugend Medikamente verabreicht, welche die Übelkeit erst gar nicht entstehen lassen. Verbindet der Patient erst einmal Übelkeit und Erbrechen mit der Infusion, schleppt er diese Abwehrhaltung mit zu jeder neuen Chemotherapiesitzung. Sollte dennoch Übelkeit auftreten, können weitere Medikamente gegen die akuten Beschwerden eingenommen werden. So oder so: Der Alptraum, danach wochenlang das Badezimmer nicht verlassen zu können, ist Geschichte!

Körperlich aktiv sein gegen Erschöpfung

Müdigkeit und Erschöpfung sind die Nebenwirkungen, die leider kaum einem Chemotherapiepatienten erspart bleiben. Grund dafür ist unter anderem die durch die Chemotherapie verursachte Blutarmut. Körperliche Aktivität kann hier helfen: Patienten, die sich trotz der Krankheit bewegen, fühlen sich während der Therapie kraftvoller und minimieren die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls. Das ist mittlerweile durch Studien belegt, wie Prof. Tanja Fehm im Interview vom SABCS 2018 ausführt. Auch das Abdriften der Erschöpfung in die chronische Fatigue kann somit möglicherweise verhindert werden. Wichtig ist allerdings, die Balance zwischen An- und Überforderung zu finden. Mit den Kräften muss gehaushaltet werden und die Ziele müssen realistisch gesteckt werden!

Wärme und Bewegungsübungen gegen Nervenschmerzen

Weiterhin können Schäden an den Nerven der Hände und Füße die Folgen einer Chemotherapie sein. Diese äußern sich durch Veränderungen der Sensibilität, vermindertes Tastempfinden und ein beginnendes Taubheitsgefühl in Händen und Füßen. Häufig kann diese Nebenwirkung bei den Medikamenten Oxaliplatin, Taxol und Taxotere auftreten. In jedem Fall kann der Arzt Klarheit verschaffen, ob die Nervenschäden tatsächlich eine Nebenwirkung der verschriebenen Chemotherapie sind. Durch das Vermeiden von Kälte können die Beschwerden durch Polyneuropathien abgemildert werden. Bei kaltem Wetter empfiehlt es sich, Handschuhe und dicke Socken zu tragen. Experten raten außerdem zu regelmäßigen Bewegungsübungen. Gängig sind Knetübungen mit den Händen und die Füße über Rollen gleiten lassen. Im Test sind außerdem auch Kälteschuhe und -handschuhe, die durch die verminderte Durchblutung eine ähnliche Wirkung wie die oben vorgestellte Kältekappe entfalten.

Händewaschen und sorgfältige Hygiene gegen Abwehrschwäche

Durch die Chemotherapie werden leider nicht nur die Krebszellen, sondern auch die gesunden Zellen des Knochenmarks zerstört. Dieses ist neben den lymphatischen Organen für die Blutbildung zuständig. Auch die weißen Blutkörperchen sind für das Abwehrsystem werden dort gebildet und sind maßgeblich für die Immunabwehr verantwortlich. Wenn diese durch die Therapie verringert werden, sollte wegen der Infektgefahr eine besonders sorgfältige Körperpflege betrieben werden. Dazu zählen gründliches Händewaschen nach jedem Stuhlgang, regelmäßige Mundhygiene zum Vorbeugen einer Mundschleimhautentzündung  mit einer weichen Zahnbürste und auch regelmäßiges Baden und Duschen. Größere Menschenansammlungen und öffentlich stark frequentierte Orte sollten gemieden werden.

Essen nach dem Lustprinzip und viel Trinken zur Entgiftung

Verständlich ist das Bedürfnis, sich schnellstmöglich des Giftes zu entledigen. Experten warnen jedoch ausdrücklich vor dubiosen Diäten. Diese sind zum Teil sehr einseitig und können daher sogar schaden. Stattdessen wird klassisch empfohlen, viel zu trinken. Zwei bis drei Liter pro Tag helfen dabei, Medikamente auszuscheiden, die Schleimhäute zu schützen und Verstopfungen vorzubeugen. Es sollte gegessen werden, worauf Sie Lust haben – je ausgewogener, umso besser. Nikotin und Alkohol sollten jedoch vermieden werden oder zumindest nur in geringen Maßen aufgenommen werden. Sie stellen weitere Belastungen für den Körper dar, der eh schon einiges zu bewältigen hat. Sollten Durchfall und Verstopfungen auftreten, kann die Ernährung dementsprechend angepasst werden.

(jk)

Quellen:

[1] https://www.test.de/Chemotherapie-bei-Krebs-Kuehlkappe-gegen-Haarausfall-5176150-0/

[2] http://www.kliniken-suedostbayern.de/files/PDF-Dokumente/Fit_trotz_Chemotherapie_web.pdf

[3] https://www.apotheken-umschau.de/Krebs/Krebs-Gut-durch-die-Chemotherapie-549181.html

[4]  https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/chemotherapie-nebenwirkungen.php