MRT zur Prostatakrebs-Erkennung: Doppelbefundung sinnvoll

Magnetresonanztomographie: Die Ergebnisse sind nicht immer eindeutig. Foto: digitale-fotografien – stock.adobe.com

Scans der multiparametrischen Magnetresonanztomographie (mpMRT) zur Erkennung von Prostatakrebs nach positivem PSA-Test sollten am besten von mehr als einem erfahrenen Radiologen beurteilt werden. Dies zeigen neue Ergebnisse der PROBASE-Studie, die auf dem Deutschen Krebskongress in Berlin vorgestellt wurden.

In der Prostatakrebs-Screening-Studie PROBASE waren 46.495 Männer im Alter von 45 Jahren, die zwischen 2014 und 2019 eingeschrieben waren, randomisiert worden, um entweder sofort oder erst mit 50 Jahren einen PSA-Test zu erhalten. In der aktuellen Publikation in „European Urology“ geht es um Teilnehmer der ersten Screening-Runde mit 45 Jahren, bei denen der PSA ≥3 ng/ml lag. Sie erhielten eine mpMRT, gefolgt von einer transrektalen Ultraschallfusionsbiopsie (FBx), bei der sowohl MRT-geführt als auch und systematisch Biopsiestanzen entnommen wurden.

Sowohl Radiologen der lokalen Klinik als auch zwei erfahrene Referenzradiologen (>10.000 Prostata-MRT-Untersuchungen) werteten die mpMRT-Scans aus und beurteilten sie mittels Prostate Imaging-Data and Reporting System (PI-RADS). Für die aktuelle Publikation verglichen die Autoren um Erstautor Dr. Matthias Boschheidgen vom Universitätsklinikum Düsseldorf die erhobenen Scores und ermittelten die Sensitivität, den negativen Vorhersagewert (negative predictive value, NPV) und die Genauigkeit (accuracy), bezogen aus die PI-RADS-Grenzwerte 3 vs. 4 für die Detektion von Prostatakrebs.

Von den 186 Teilnehmern unterzogen sich 114 einer mpMRT und FBx. Prostatakrebs wurde bei 47 (41%) festgestellt, von denen 33 (29%) ein klinisch signifikantes Prostatakarzinom aufwiesen (csPC; Gradgruppe ≥2 nach International Society of Urological Pathology). Die Interobserver-Zuverlässigkeit zwischen lokalen und Referenz-PI-RADS-Scores war mäßig (k=0,41). Bei einem Grenzwert von PI-RADS 4 zeigten die Referenzradiologen eine bessere Leistung für die csPC-Erkennung (Sensitivität 79%; NPV 91%; Genauigkeit 85%) als die lokalen (Sensitivität 55%, NPV 80%, Genauigkeit 68%). Die Referenzradiologen übersahen bei einem Cut-off von PI-RADS <3 keinen Prostatakrebs. Die Autoren berechneten, dass die mpMRT bei PI-RADS ≥4 als Biopsie-Grenzwert negative Biopsien um 68% reduzieren und die Erkennung nicht signifikanter Prostatakarzinome in 71% der Fälle vermeiden würde.

„Das Prostata-MRT ist bei einer jungen Screening-Population schwer auszuwerten“, resümieren die Mediziner um Korrespondenzautor Prof. Lars Schimmöller, Düsseldorf. „Die MRT-Genauigkeit der csPC-Erkennung hängt stark von der Erfahrung des Beurteilenden ab, und eine doppelte Befundung kann ratsam sein.“ Bevor die MRT in das Prostatakrebs-Screening für Männer im Alter von 45 Jahren einbezogen wird, seien weitere Daten erforderlich.

(ms)

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Mehr zur PROBASE-Studie: PROBASE-Studie belegt: Digital-rektale Untersuchung reicht zur Früherkennung von Prostatakrebs nicht aus

Quelle

Boschheidgen M, Albers P, Schlemmer HP et al. Multiparametric Magnetic Resonance Imaging in Prostate Cancer Screening at the Age of 45 Years: Results from the First Screening Round of the PROBASE Trial. Eur Urol 2024 Feb;85(2):105-111.