Eine neue Studie von Forschern des Karolinska Institutet in Schweden, die im “New England Journal of Medicine” veröffentlicht wurde, zeigt, dass das Screening durch Magnetresonanztomographie (MRT) und gezielte Biopsien im Rahmen des Prostatakrebs-Screenings Überdiagnosen möglicherweise um die Hälfte reduzieren könnte. Die Ergebnisse wurden am 09.07.2021 auf dem Kongress der European Association of Urology (EAU) vorgestellt.
„Unsere Ergebnisse aus einer großen, randomisierten Studie zeigen, dass moderne Methoden zur Früherkennung von Prostatakrebs die Vorteile des Screenings beibehalten und gleichzeitig die Schäden erheblich verringern. Damit wird das größte Hindernis für die Einführung eines landesweiten Screenings beseitigt“, erklärte Tobias Nordström, außerordentlicher Professor für Urologie am Department of Clinical Sciences, Danderyd Hospital am Karolinska Institutet, der die STHLM3MRI-Studie leitet.
Jährlich bekommen EU-weit etwa 1,4 Millionen Männer eine Prostatakrebsdiagnose und 375.000 Männer sterben an der Krankheit. Frühere Studien haben gezeigt, dass ein organisiertes Screening zu einer früheren Erkennung führen und dadurch das Risiko von Todesfällen durch Prostatakrebs verringern kann.
Aktuelle Screening-Methoden – PSA-Tests in Kombination mit herkömmlichen Biopsien – führen jedoch auch zu unnötigen Biopsien und dem Nachweis zahlreicher kleinerer Tumoren mit geringem Risiko. Folglich hat sich außer Litauen kein Land für die Einführung eines landesweiten Prostatakrebs-Früherkennungsprogramms entschieden, da die Vorteile die Nachteile nach Ansicht der jeweiligen Zulassungsgremien nicht übersteigen.
„Verfeinerte Screening-Methoden sind erforderlich, um die Überdiagnose und Übertherapie von Niedrigrisiko-Tumoren zu reduzieren und unnötige Biopsien und biopsiebedingte Nebenwirkungen zu vermeiden“, erklärt Martin Eklund, außerordentlicher Professor am Department of Medical Epidemiology and Biostatistics, Karolinska Institutet, der ebenfalls für die STHLM3MRI-Studie verantwortlich ist.
Die Ergebnisse der STHLM3MRI-Studie deuten darauf hin, dass Überdiagnosen halbiert werden können, indem herkömmliche Prostatabiopsien durch MRT und gezielte Biopsien ersetzt werden. Die Anzahl unnötiger Biopsien und die Identifizierung von kleineren Low-Risk-Tumoren wird reduziert, während die neue Methode ebenso viele klinisch signifikante Tumoren erkennen kann.
Studie führte auch neuen Bluttest ein
STHLM3MRI ist eine randomisierte Studie, die zwischen 2018 und 2021 mit Teilnehmern aus dem Bezirk Stockholm durchgeführt wurde und an der 12.750 Männer teilnahmen. Die Teilnehmer lieferten zunächst eine Blutprobe ab für die PSA-Analyse sowie die Analyse mit dem neuen Stockholm3-Test, der von Forschern des Karolinska Institutet entwickelt wurde. Männer, deren Tests erhöhte Werte zeigten, wurden dann zufällig für traditionelle Biopsien oder MRT ausgewählt. In der MRT-Gruppe wurden Biopsien ausschließlich bei verdächtigen Tumoren durchgeführt, die durch MRT identifiziert wurden.
Anschließend wurde in der Studie untersucht, wie der Stockholm3-Test mit MRT kombiniert werden könnte, um die Methode zum Prostatakrebs-Screening weiter zu verbessern.
„Wir werden in Kürze den zweiten der beiden Hauptberichte der STHLM3MRI-Studie präsentieren, in der wir die Rolle eines neuartigen Bluttests als Ergänzung zur MRT beim Prostatakrebs-Screening untersuchen. Die Zukunft der Prostatakrebsdiagnostik umfasst wahrscheinlich sowohl verbesserte Bluttests als auch MRT. In der westlichen Welt gibt es seit einiger Zeit ein landesweites Screening auf Brust- und Gebärmutterhalskrebs bei Frauen. Wir können endlich zeigen, dass auch Männer ihr Risiko für bösartige Krebserkrankungen durch ein bundesweites Prostatakrebs-Screening mit modernen Methoden senken können“, so Nordström abschließend.
Ein Argument mehr für die Aufnahme von Prostatakrebs in das europäische Früherkennungsprogramm?
Prof. Hendrik Van Poppel, Adjunct Secretary General der EAU, sagte zu diesen Ergebnissen: „Es ist aufregend, solche Durchbrüche auf dem Gebiet der Früherkennung von Prostatakrebs zu sehen. Eine Innovation wie STHLM3MRI ist ein noch überzeugenderes Argument für die Europäische Kommission, einen risikostratifizierten Ansatz zur Früherkennung von Prostatakrebs in ganz Europa zu verfolgen. Die EAU arbeitet hart daran, sicherzustellen, dass die Früherkennung von Prostatakrebs bei der Umsetzung des europäischen Plans gegen Krebs berücksichtigt wird, um die Sterblichkeit von Europas häufigstem Krebs bei Männern zu senken und gleichzeitig die Herausforderungen von Überdiagnose und Überbehandlung zu bewältigen. Wir sind sehr gespannt, wie STHLM3MRI weiterhin zu diesem Ziel beitragen kann.“
Die Forschung wurde finanziert von der Schwedischen Krebsgesellschaft, dem Schwedischen Forschungsrat, dem Schwedischen Forschungsrat für Gesundheit, Arbeitsleben und Wohlfahrt, Karolinska Institutet, Hagstrandska Minnesfonden, Region Stockholm, dem Schwedischen Druidenorden, der Åke Wiberg Foundation, dem Schwedischen e -Science Research Center (SeRC) und Prostatacancerförbundet (Prostate Cancer Association). Henrik Grönberg, Eklund und Nordström sind Partner der Firma A3P Biomedical AB, die die Entwicklungsrechte des Stockholm3-Tests hält.
(EAU/ms)
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