Auf dem ESMO vorgestellte Forschungsergebnisse zu Xofigo® (Radium-223-dichlorid) ergänzen sowohl aus klinischen als auch aus nicht-interventionellen Studien das Verständnis bezüglich der optimalen Anwendung von Radium-223 in der Therapiesequenz des metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinoms (mCRPC).
Als Teil des laufenden klinischen
Entwicklungsprogramms zu Radium-223 präsentierte Bayer Sicherheitsdaten
aus der klinischen Studie ERA-223 (Abstract Nr. LBA30). Die Studie
untersuchte die Anwendung von Radium-223 in Kombination mit
Abirateronacetat plus Prednison/Prednisolon. Bayer entblindete die
Studie 2017, nachdem ein erhöhtes Risiko für Knochenfrakturen (28,6% vs.
11,4%) und ein reduziertes medianes Gesamtüberleben (30,7 Monate vs.
33,3 Monate) bei Patienten, die Radium-223 in Kombination mit
Abirateronacetat plus Prednison/Prednisolon erhielten, beobachtet wurde,
verglichen mit Patienten, die Placebo in Kombination mit
Abirateronacetat plus Prednison/Prednisolon erhielten.
Nach Beurteilung dieser Daten durch den Ausschuss für Humanarzneimittel
(CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und Entscheidung der
Europäischen Kommission wurde die Anwendung von Radium-223 wie folgt
geändert: Xofigo® wird als Monotherapie oder in Kombination
mit einem LHRH-Analogon zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit
metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom und
symptomatischen Knochenmetastasen ohne bekannte viszerale Metastasen
angewendet, bei denen die Erkrankung nach Erhalt von mindestens 2
vorausgehenden systemischen Therapielinien zur Behandlung des mCRPC
(außer LHRH-Analoga) fortschreitet, oder für die keine andere verfügbare
systemische mCRPC Therapie geeignet ist (1). Das Risiko-Nutzen-Profil
von Radium-223 bleibt bei Beachtung der Änderung weiterhin positiv.
Darüber hinaus wurden beim ESMO weitere Daten zur Anwendung von
Radium-223 in der Therapiesequenz des mCRPC und zu knochenbezogenen
Endpunkten präsentiert.
So untersuchte eine Analyse des internationalen Early Access Programms
(iEAP) für Radium-223 (Präsentation Nr. 824P) das Auftreten von
symptomatischen skelettalen Ereignissen (SSE), einschließlich Frakturen,
das Gesamtüberleben und die Anwendung knochenprotektiver Substanzen in
Abhängigkeit von einer Vortherapie mit Abirateron. In die Studie wurden
708 mCRPC-Patienten eingeschlossen, darunter 223 Patienten, die mit
Abirateron vorbehandelt waren. 85 % der mit Abirateron vorbehandelten
Patienten hatten zudem bereits eine Therapie mit Docetaxel erhalten. Die
Ergebnisse zeigten, dass bei Patienten, die mit Abirateron vorbehandelt
waren, der zeitliche Abstand zwischen der Diagnose von
Knochenmetastasen und Einleitung der Radium-223-Therapie länger war, was
vermuten lässt, dass die Krankheit bei diesen Patienten bei Einleitung
der Radium-223-Therapie bereits weiter fortgeschritten war. Leitlinien
empfehlen in diesem Krankheitsstadium den Einsatz von knochenprotektiven
Substanzen. Diese scheinen in der klinischen Praxis bei dieser
Patientenpopulation seltener eingesetzt worden zu sein. Bei Patienten,
die mit Radium-223 behandelt wurden, wurde das Auftreten pathologischer
und nicht-pathologischer Frakturen berichtet. Dies war war jedoch
unabhängig von einer Abirateron-Vortherapie.
Eine retrospektive Analyse von Daten aus dem
Flatiron-Prostatakrebsregister mit elektronischen Krankenakten aus mehr
als 245 onkologischen Kliniken in den USA (Präsentation Nr. 827P)
untersuchte das klinische Outcome der Radium-223-Therapie bei mit
Abirateron oder Enzalutamid vorbehandelten Patienten. Die Analyse
umfasste klinische Erfahrung aus vier Jahren von 625 mit Radium-223
behandelten Patienten, von denen 29,9% (n=187) vorher eine Abirateron-
und 26,2% (n=164) eine Enzalutamid-Behandlung abgeschlossen hatten. Ein
hoher Anteil der Patienten berichtete bereits vor Beginn der
Radium-223-Therapie skelettbezogene Ereignisse (SRE) (insgesamt 50%
[314/625]).
Während oder nach der Therapie mit Radium-223 traten SRE mit einer
ähnlichen Häufigkeit bei den mit Abirateron oder Enzalutamid
vorbehandelten Patienten auf (21% [39/185] und 20% [33/163]).
Pathologische Frakturen wurden bei 10% (61/623) der Patienten berichtet.
Die Ergebnisse zeigen, dass eine sequentielle Therapie mit Radium-223
nach Abirateron oder Enzalutamid keinen negativen Einfluss auf die
Sicherheit in Bezug auf den Knochen hat, verglichen mit der
Gesamtkohorte. Diese Praxisdaten bestätigen erneut, dass die Therapie
mit Radium-223 nach 2 Vortherapien gut durchführbar ist.
„Die auf der ESMO-Tagung vorgestellten Daten leisten einen Beitrag zu
den verfügbaren Studiendaten aus Klinik und Praxis, welche die
Verträglichkeit und Wirksamkeit von Radium-223 belegen“, sagte Prof. Dr.
Kurt Miller, Senior Consultant an der Klinik für Urologie der Charité
Berlin. „Insbesondere die Daten zur sequentiellen Anwendung von
Radium-223 sind sehr hilfreich für unsere Therapieentscheidungen im
Klinikalltag, denn Ziel sollte es sein, dass der Patient von allen zur
Verfügung stehenden lebensverlängernden Therapieoptionen profitieren
kann. Daher sollte Radium-223 nach zwei vorangeganene Therapien
eingeplant werden, bevor sich viszerale Metastasen entwickeln und es zu
spät ist.“
Quelle: Bayer