Lokalisation von Metastasen als möglicher Prognosefaktor beim Prostatakarzinom

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Fukuoka – Bei Patienten mit Prostatakarzinom und geringer Metastasenlast scheint eine Lymphknoten­beteiligung (M1a) einen aggressiveren Verlauf vorherzusagen, als das Vorhandensein von Knochenme­tas­tasen (M1b).

Japanische Forscher untersuchten diverse klinische Parameter (z.B. Lokalisation der Metastasen, Alter, Tumor-Grading, M1a-c) als mögliche prognostische Faktoren bei Prostatakarzinompatienten mit hoher oder niedriger Metastasenlast. In der Studie (Cancer Science 2021; DOI: 10.1111/cas.14722) wurden 2.450 Männer mit der Erstdiagnose metastasierter Prostatakrebs eingeschlossen, die zwischen 2008 und 2017 in 30 Einrichtungen in Japan mit einer primären Androgendeprivationstherapie (ADT) behandelt wurden.

Unter den Studienteilnehmern wurden 34,3% mit niedriger und 65,7% mit hoher Metastasenlast eingestuft. Das mediane PFS betrug in beiden Gruppen jeweils 44,5 und 16,1 Monate, und das mediane OS betrug 103,2 sowie 62,7 Monate. Die meisten Patienten (86,7%) wurden mit CAB (chirurgische oder medizinische Kastration plus ein nichtsteroidales Antiandrogen der ersten Generation [Bicalutamid und Flutamid]) behandelt, und eine Minderheit von 14,0% erhielt eine lokale Strahlentherapie.

Bei den Patienten mit Lungen- (n=268) oder Lebermetastasen (n=33) wurden bei 73,9% bzw. 81,8% auch Knochenmetastasen beobachtet. Keiner der Patienten hatte gleichzeitig Metastasen an Lunge und Leber, so die Studienautoren.

Unabhängig von der Metastasenlast waren das PFS und OS jeweils signifikant assoziiert mit Tumor­grading und Gleason-Score. In der Gruppe mit niedriger Metastasenlast korrelierte das PFS mit Alter und PSA-Wert und das OS mit Schmerzen. Bei Patienten mit hoher Metastasenlast korrelierte das PFS mit Schmerzen, PSA-Wert, sowie therapeutischen Regimen und das OS mit dem Alter.

Bei den Patienten mit geringer Metastasenlast war M1a (nur einem befallenen nicht-regionalen Lymphknoten) mit einem schlechteren PFS assoziiert als M1b (Knochenmetastasen nachweisbar) (HR, 1,39; 95% KI, 1,11-1,73; p=0,0037). Bei geringer Metastasenlast war das Os vergleichbar zwischen den M1a- und M1b-Untergruppen (HR, 1,27; 95% KI, 0,93-1,74; p=0,13).

In der Gruppe mit hoher Metastasenlast war M1c (andere Organe, hier: Lungenmetastasierung) mit einem besseren PFS und OS assoziiert als M1b (PDF: HR, 0,65; 95% KI, 0,55-0,77; p<,0001 und OS: HR, 0,66; 95% KI, 0,52-0,83; p=0,0004). Ein hoher EOD-Score (extent of disease) und Lebermetastasierung waren ungünstige prognostische Faktoren sowohl für das PFS als auch OS in dieser Kohorte.

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die lokoregionale Tumorlast auf das maligne Krebspotenzial bei Patienten mit geringer Metastasenlast stärkere Einflüsse haben könnten, als bei Patienten mit hoher Metastasenlast, so das Fazit der Studienautoren.

So liefert diese Studie Hinweise darauf, dass M1a ein möglicher ungünstiger prognostischer Faktor bei geringer Metastasenlast ist. Jedoch geben die Studienautoren zu bedenken, dass metastasierender Prostatakrebs bei Patienten verschiedener Rassen biologisch und klinisch unterschiedlich sein kann. © cw/aerzteblatt.de