G-BA: ambulante Brachytherapie beim Prostatakarzinom

Brachytherapie

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat einen Beschluss zur interstitiellen Brachytherapie beim lokal begrenzten Prostatakarzinom mit niedrigem Risikoprofil gefasst. Eine unzureichende Datenlage hatte zunächst zur Aussetzung des Bewertungsverfahren geführt, die dazu führte, dass die Brachytherapie nur stationär unter Anwendung von qualitätssichernden Maßnahmen durchgeführt werden konnte. Der Abbruch der PREFERE-Studie im Jahr 2016, die neue Erkenntnisse liefern sollte, musste aufgrund von nicht ausreichender Patientenrekrutierung vorzeitig beendet werden. Daraufhin führte das Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) eine Update-Recherche durch die dem G-BA in November 2018 als Rapid Report zur aktuellen Datenlage zur Beschlussfassung vorlegte. Die Entscheidung des G-BA berücksichtigt die Ergebnisse und Empfehlung des IQWIG sowie Health-Technology-Assessment-Berichte und insbesondere die aktuelle deutsche S3-Leitlinie.

Der Beschluss bestätigt einerseits den Rahmen für die stationäre Versorgung zur Durchführung der LDR-Brachytherapie. Andererseits kann die Brachytherapie nun auch von Ärztinnen und Ärzten als ambulante Leistung zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung erbracht und entsprechend abgerechnet werden sobald eine Abrechnungsziffer festgesetzt wurde.

Das Prostatakarzinom und seine Therapieoptionen

Das Prostatakarzinom stellt mit 23 % die häufigste Krebserkrankung beim Mann dar. Die bösartige Veränderung der Prostata kann im fortgeschrittenen Stadium sowohl Fernmetastasen bilden als auch benachbarte Gewebe, wie Samenblase, Harnblase und Dickdarm infiltrieren. Der Krankheitsverlauf ist im Gegensatz zu anderen Krebsarten auch ohne eine Krebstherapie sehr langsam fortschreitend. Von einer kurativen Therapie profitieren daher nur Männer mit einer Lebenserwartung von mehr als 10-15 Jahren.

Als kurative lokale Therapieformen empfiehlt die aktuelle S3-Leitlinie die radikale Prostataektomie (RP) und die perkutane Strahlentherapie (EBRT) sowie die aktive Überwachung für Patienten mit lokal begrenztem Prostatakarzinom unabhängig vom Tumor-Risikoprofil. Liegt ein niedriges Risikoprofil vor ist die Low-Dose-Rate (LDR)-Brachytherapie als Monotherapie eine weitere Therapieoption. Welche Therapie zur Anwendung kommt entscheiden viele Faktoren wie z.B. das Alter des Mannes, mögliche Begleiterkrankungen und auch die persönliche Präferenz des Patienten.

Was ist die LDR-Brachytherapie?

Bei der permanenten interstitiellen LDR-Brachytherapie handelt es sich um ein organerhaltendes, minimalinvasives Bestrahlungsverfahren. Hierbei wird die radioaktive Strahlenquelle als Seeds über Hohlnadeln in die zu bestrahlende Prostata eingebracht. Der Krebs wird von „innen“ bestrahlt. Als LDR-Strahlenquelle wird in der Regel Jod-125 oder Palladium-103 verwendet. Durch die gezielte Verteilung in der Prostata soll ein größtmöglicher Bestrahlungseffekt erzielt werden bei gleichzeitiger größtmöglicher Schonung des umliegenden Gewebes wie der Harnblase und dem Rektum. Eine Entfernung der Prostata ist nicht von Nöten und die Brachytherapie bringt somit weniger Therapienebenwirkungen im Vergleich zur operativen Behandlung mit sich.

Quellen Autor:Dr. Anja von Au (Medizinjournalistin)