Ernährungsumstellung kann Prostatakrebs in Studie nicht aufhalten

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La Jolla/Kalifornien – Der Wechsel auf eine gesunde Ernährung hat Männer mit einem Prostatakarzinom in einer der seltenen randomisierten Ernährungsstudien nicht vor dem Fortschreiten des Tumorleidens bewahrt. Die abschließenden Ergebnisse der „Men’s Eating and Living“ (MEAL), die bereits vor 2 Jahren auf einer Urologentagung vorgestellt wurden, sind jetzt im amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2020; 323: 140-148) publiziert worden.

Die Epidemiologie des Prostatakarzinoms legt einen Einfluss der Ernährung nahe. Der Tumor tritt in Ländern mit einem westlichen Lebensstil deutlich häufiger auf als in anderen Regionen. Die altersstandardisierte Inzidenzrate ist in Nordamerika und Europa mit 73,7 und 62,1 auf 100.000 Einwohner um ein Vielfaches höher als in Afrika oder Asien (26,6 und 11,5/100.000). Dass dies nicht auf genetische Faktoren zurückzuführen ist, zeigt sich darin, dass chinesische Männer in den USA 16-mal häufiger erkranken als in China.

Die Ansicht, dass eine gesunde Ernährung vor einem Prostatakrebs schützt, ist deshalb weit verbreitet. Auch medizinische Fachgesellschaften wie die American Society of Clinical Oncology (ASCO) raten den Patienten dazu, ihre Ernährungsgewohnheiten zu ändern. Die Diagnose eines Prostatakarzinoms ist ein beliebter Anlass. Wegen des langsamen Wachstums des Tumors bleiben häufig noch viele Jahre, um das Fortschreiten des Tumors aufzuhalten. Dies umso mehr, als vielen Patienten nach der Diagnose nicht gleich zu einer Behandlung geraten wird, sondern zu einer aktiven Surveillance, die den Zeitpunkt der Therapie auf die Zeit verschiebt, in der die PSA-Werte deutlicher ansteigen. Viele Patienten sind angesichts der schockierenden Diagnose bereit, ihrem Leben eine Wende zu geben.

Die Leitlinien konnten ihre Empfehlungen jedoch nur auf Expertenmeinungen, epidemio­logische Untersuchungen und kleinere präklinische Studien stützen, deren Evidenz begrenzt ist. Die „Men’s Eating and Living“ oder MEAL-Studie sollte klinisch beweisen, dass eine Ernährungsumstellung den Tumor aufhalten kann.

An der Studie nahmen zwischen 2011 und 2015 an 91 US-Zentren 478 Patienten im Alter von 50 bis 80 Jahren teil, bei denen ein Prostatafrühkarzinom (Stadium bis cT2a) diagnostiziert worden war. Die Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip auf 2 Gruppen randomisiert. Eine Gruppe erhielt eine telefonische Ernährungsberatung durch das Moores Comprehensive Cancer Center in La Jolla. Die anderen Patienten erhielten keine Empfehlungen.

Die Teilnehmer im Interventionsarm wurden motiviert, 7 Mal am Tag eine Portion Gemüse (2 Kreuzblütler, 2 Tomatenprodukte, 3 andere Gemüsesorten) zu verzehren. Hinzu kamen 2 Portionen Vollkornprodukte, 1 Portion Bohnen oder andere Hülsenfrüchte und 2 Portionen Obst. Gemüsesäfte wurden zur Steigerung der pflanzlichen Nährstoffe empfohlen. Obstsäfte, Eisbergsalat und Kartoffeln zählten nicht zu den empfohlenen Gemüsesorten. Kreuzblütler wie Rosenkohl oder Brokkoli wurden als „Antikrebs-Gemüse“ empfohlen, ebenso Zwiebeln und Knoblauch.