Forscher konnten bei Männern mit metastasiertem hormonsensitivem Prostatakrebs mit der Ergänzung von Enzalutamid zur Androgendeprivationstherapie das Risiko für Krankheitsprogression oder Tod im Vergleich zu Plazebo als Ergänzungstherapie signifikant um 61% reduzieren.

Metastasierter hormonsensitiver Prostatakrebs (metastatic hormone-sensitive prostate cancer [mHSPC]), definiert als metastasierte Erkrankung bei Patienten, die noch keine Hormontherapie erhalten haben oder weiterhin auf diese ansprechen, macht in den USA bis zu 5% der jährlichen Inzidenz von Prostatakrebs aus. Früher war die Androgendeprivationstherapie (ADT) mit einem luteinisierenden Hormon-Releasing Hormonagonisten / Rezeptorantagonisten oder die bilaterale Orchiektomie die Standardtherapie für Männer mit mHSPC. Bei der Mehrzahl der Patienten entwickelte sich jedoch auch nach einer initialen Therapieantwort unter alleiniger ADT innerhalb von ein bis drei Jahren eine kastrationsresistente Erkrankung.
Studien von Kombinationstherapien von ADT mit anderen Behandlungen wie einer Docetaxel-Chemotherapie oder dem selektiven Androgen-Biosynthesehemmer Abirateronacetat zeigten signifikante klinische Vorteile, einschließlich einer signifikanten Verbesserung des Gesamtüberlebens. Diese Kombinationen sind als Behandlungsstandard in die Behandlungsrichtlinien eingegangen. Die Zulassungsstudie von Abirateronacetat plus ADT plus Prednison umfasste Hochrisikopatienten und schloss eine vorangegangene Chemotherapie aus.
Enzalutamid, ein starker Androgenrezeptorhemmer, zeigte in Studien bei metastasiertem und nicht-metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakrebs signifikante klinische Vorteile. Außerdem fanden sich in einer Phase-II-Studie eine langfristige Verringerung der PSA-Werte (Prostataspezifisches Antigen) mit minimalen Änderungen der gesamten Knochenmineraldichte und des globalen Gesundheitszustands.
Zielsetzung
Ein wissenschaftliches Team um Andrew. J. Armstrong vom Duke Cancer Institute Center for Prostate and Urologic Cancers, in Durham, North Caroline, USA, untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit von Enzalutamid bei metastasiertem hormonsensitivem Prostatakrebs (mHSPC) unabhängig von einer Vorbehandlung mit Docetaxel und vom Erkrankungsvolumen [1].
Methodik
ARCHES ist eine multinationale, doppelt verblindete Phase-III-Studie, in der 1.150 Männer mit mHSPC nach dem Zufallsprinzip Enzalutamid (160 mg pro Tag) oder Plazebo zusätzlich zu einer Androgenentzugstherapie (ADT) erhielten. Die Patienten wurden nach Krankheitsvolumen und vorheriger Chemotherapie mit Docetaxel stratifiziert. Der primäre Endpunkt war das radiografisch belegte progressionsfreie Überleben.
Ergebnisse
Die
Studiendaten belegen, dass das Risiko für eine radiografisch belegte
Progression oder den Tod unter Enzalutamid plus ADT gegenüber Plazebo
plus ADT signifikant verringert war (Hazard Ratio 0,39; 95%-KI 0,30 bis
0,50; P<0,001; Median nicht erreicht vs. 19,0 Monate). Ähnliche
signifikante Verbesserungen des progressionsfreien Überlebens wurden für
auf der Grundlage des Krankheitsvolumens und der vorherigen
Docetaxel-Therapie vordefinierte Subgruppen ermittelt.
Enzalutamid
als Ergänzung zur ADT verringerte signifikant das Risiko für eine
Progression, bestimmt anhand des prostataspezifischen Antigens, für die
Einleitung einer neuen antineoplastischen Therapie, für das erste
Auftreten eines Symptoms im Skelett, für eine Kastrationsresistenz und
für eine Schmerzprogression. Unter Enzalutamid plus ADT erreichten mehr
Männer einen nicht nachweisbaren Spiegel an PSA und / oder eine
objektive Therapieantwort (P<0,001).
Patienten in beiden
Behandlungsgruppen berichteten über ein hohes Grundniveau der
Lebensqualität, das über den Beobachtungzeitraum aufrechterhalten wurde.
Nebenwirkungen dritten Grades oder höher wurden für 24,3% der Patienten
berichtet, die Enzalutamid plus ADT erhalten hatten, gegenüber 25,6%
der Patienten, die Plazebo plus ADT erhalten hatten. Es traten keine
unerwarteten unerwünschten Ereignisse auf.
Fazit
Im Vergleich zu Plazebo führte die Ergänzung der ADT mit Enzalutamid bei Männern mit mHSPC zu klinisch bedeutsamen Verbesserungen in Bezug auf die wichtigsten Wirksamkeitsendpunkte. Dabei gab es keine Veränderungen in der zu Studienbeginn mit hoch angegebenen Lebensqualität.
Enzalutamid wurde im Allgemeinen gut vertragen. Eine vorläufige Sicherheitsanalyse bestätigt das Sicherheitsprofil von Enzalutamid aus früheren klinischen Studien bei kastrationsresistentem Prostatakrebs.
Die Studienautoren schlagen vor, Enzalutamid plus ADT als Behandlungsoption für Männer mit mHSPC in Betracht zu ziehen, einschließlich Männern mit geringem Krankheitsvolumen oder Patienten, die zuvor Docetaxel erhalten haben. Sie empfehlen zusätzliche Studien, um zu klären, ob Kombinations- oder sequentielle Ansätze mit Androgenrezeptor-gezielten Therapien oder Chemotherapien für das anfängliche Management bevorzugt werden sollten.
Quelle:
- Armstrong et al. (2019) ARCHES: A Randomized, Phase III Study of Androgen Deprivation Therapy With Enzalutamide or Plazebo in Men With Metastatic Hormone-Sensitive Prostate Cancer. Journal of Clinial Oncology, DOI: 10.1200/JCO.19.00799
Die Studie ist unter der Nummer NCT02677896 bei ClinicalTrials.gov registriert und wurde von Astellas Pharma und Pfizer finanziell unterstützt.
Autor: Dr. Elke Schlüssel (Medizinjournalistin)
Stand: 15.08.2019