Enzalutamid plus Docetaxel verzögert Progression des mCRPC

Autor: Dr. Judith Lorenz

In der Studie PRESIDE gingen Forschende der Frage nach, ob chemotherapienaive Patienten mit mCRPC von einem Fortführen des Androgenrezeptorinhibitors profitieren. © Chinnapong – stock.adobe.com

Patienten mit metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom, die aufgrund eines Tumorprogresses unter Enzalutamid Docetaxel und Prednisolon erhalten, profitieren im Hinblick auf das progressionsfreie Überleben von einer Weiterbehandlung mit Enzalutamid. Allerdings geht diese Strategie mit höheren Toxizitäten einher.

Einer bis zwei von zehn Männern mit einem Prostatakarzinom entwickelt eine metastasierte kastrationsresistente Konstellation. Während eine Androgendeprivationstherapie üblicherweise als Langzeitbehandlung zum Einsatz kommt, werden Hormontherapeutika der zweiten Generation in der Regel vor einer weiteren Linie abgesetzt, schreiben Prof. Dr. Axel Merseburger vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck und Kolleg:innen.1 Enzalutamid ist ein solcher antihormoneller Wirkstoff: Er inhibiert den Androgenrezeptor und ist für das metastasierte kastrationssensitive sowie für das metastasierte und nicht-metastasierte kastrationsresistente Prostatakarzinom (mCRPC) zugelassen. 

In der randomisierten Phase-3b-Studie PRESIDE gingen die Forschenden der Frage nach, ob chemotherapienaive Patienten mit mCRPC, die nach initialem Ansprechen auf Enzalutamid einen Tumorprogress erleiden, während der anschließenden Behandlung mit Docetaxel und Prednisolon von einem Fortführen der Enzalutamidgabe profitieren. Ihre Hypothese: Die Substanz verbessert die Kontrolle androgenrezeptorabhängiger und kastrationsresistenter Läsionen, wogegen Docetaxel stärker diejenigen Tumorherde hemmt, welche alternative Resistenzmechanismen gegen die Androgenrezeptorinhibition entwickelt haben. An der Studie beteiligten sich 123 Zentren in 16 europäischen Ländern. 

PRESIDE-Studiendesign

Voraussetzung für die Teilnahme an der ersten von insgesamt zwei Phasen war ein Adenokarzinom der Prostata ohne neuroendokrine oder kleinzellige Differenzierung, das – bei einem Serumtestosteronspiegel von 1,73 nmol/l oder weniger – unter Androgendeprivationstherapie oder nach bilateraler Orchiektomie einen Progress gezeigt hatte. 687 Männer erfüllten diese Kriterien. Sie nahmen zusätzlich zur Androgendeprivation täglich Enzalutamid ein. Nach 13 Wochen prüften die Forschenden, wie viele Betroffene inzwischen einen radiologischen oder PSA-Progress erlitten hatten. Diese schlossen sie von der weiteren Studienteilnahme aus. 271 Patienten, deren PSA-Wert in Woche 13 zunächst abgefallen war, die jedoch im weiteren Verlauf einen radiologischen und/oder PSA-Progress erlitten hatten, traten in die zweite Phase ein: Sie erhielten bis zu zehn Zyklen intravenöses Docetaxel in Kombination mit oralem Prednisolon. Gemäß Randomisierung nahm je etwa die Hälfte von ihnen täglich zusätzlich weiter Enzalutamid bzw. ein Placebo ein. 

Als primären Endpunkt definierten die Wissenschaftler:innen das progressionsfreie Überleben in der zweiten Studienphase. Diesbezüglich erwies sich Enzalutamid als überlegen: Die damit weiterbehandelten Männer lebten im Median 9,5 Monate, die Kontrollteilnehmer dagegen nur 8,3 Monate ohne Tumorprogress. Dies entsprach einer signifikanten Risikoreduktion um 28 % (Hazard Ratio 0,72; 95%-KI 0,53-0,96). 

Es zeichne sich zunehmend ab, dass Kombinationstherapien beim mCRPC den Tumorprogress hinauszögern können, kommentiert Prof. Dr. Masaki Shiota von der Universität Kyushu im japanischen Fukuoka.2 Für den durch Docetaxel und Enzalutamid gewonnenen Prognosevorteil zahlen die Betroffenen seiner Ansicht nach allerdings einen nicht zu vernachlässigenden Preis, nämlich die Inkaufnahme zusätzlicher toxischer Effekte. Das erhöhte Nebenwirkungsrisiko ist aus Sicht des Kommentators nur dann zu rechtfertigen, wenn die Kombinationsbehandlung noch weitere Prognosevorteile hat. Den Studienergebnissen zufolge war dies allerdings weder im Hinblick auf die objektive Ansprechrate noch Komorbiditäten bezüglich skelettbezogener Ereignisse oder die Lebensqualität der Fall. Aussagen zum krankheitsspezifischen oder Gesamtüberleben machte die PRESIDE-Studie nicht, bemängelt er zudem. Weitere Untersuchungen müssen nun folgen.

Quellen:
1. Merseburger AS et al. Lancet Oncol 2022; 23: 1398–1408. DOI: 10.1016/S1470-2045(22)00560-5
2. Shiota M. A.a.O.: 1345–1347. DOI: 10.1016/S1470-2045(22)00614-3