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Ein Mann, seine Drohne und eine Unachtsamkeit mit Folgen

  • Dr. med. Thomas Kron
  •  Medizinische Nachrichten
  •  26.04.2021

Kernbotschaft

Drohnen können selbst für ihre Besitzer gefährlich sein. Dies zeigt die Krankengeschichte eines 60-jährigen Mannes, die belgische Ärzte schildern.

Der Patient und seine Geschichte 

Der Mann suchte die Notaufnahme eines Krankenhauses in Liège auf, nachdem die von ihm selbst gesteuerte Renndrohne (vier Propeller) mit seinem Gesicht kollidiert war. Der Patient führte zum Zeitpunkt des Unfalls ein Landemanöver durch, hielt dabei aber den Sicherheitsabstände nicht ein und verlor die Kontrolle über die Drohne, als sie sich ihm näherte. Seine ophthalmologische Anamnese: beidseitige Katarakt-Operation, kein retinaler pathologischer Befund, Sehvermögen 6/6 beidseits.

Befunde, Therapie und Verlauf

  • Risswunden an der Stirn und am linken oberen und unteren Augenlid, verursacht durch die  Propeller der Drohne. 
  • CT-Scan des Gehirns und der Orbita: keine Frakturen. 
  • Die ophthalmologische Untersuchung mit der Spaltlampe ergab eine Blutung in die vordere Kammer, eine schwere intraokulare Entzündung sowie eine anteriore Dislokation des Kapselsacks, die eine Korektopie verursachte.
  • Eine großes subkonjunktivale Blutung und eine Bindehautläsion ließen die Autoren eine penetrierende Globusverletzung vermuten. Daher chirurgische Exploration mit folgendem Befund: partielle Sklerarissur
  • Okulärer Ultraschall-B-Scan: Ausschluss von Glaskörperblutung, Netzhautablösung oder Aderhautblutung
  • Gemäß Protokoll erfolgte eine antibiotische Prophylaxe mit oralem Moxifloxacin 400mg einmal täglich für 5 Tage. Postoperativ topische entzündungshemmende und antibiotische Tropfen
  • Postoperative Untersuchung vier Monate später mit OCT:
  • Makula deutlich geschädigt, äußere Netzhautatrophie 
  • Die foveale Dicke hatte von 245 μm auf 143 μm abgenommen 
  • Die Sehschärfe verbesserte sich auf 6/30; kein Anstieg des Augeninnendrucks 
  • Der Patient wurde konservativ weiter behandelt,  da die Makulaveränderungen die Sehschärfe einschränkten und der Patient es vorzog, keinen intraokularen Linsenaustausch durchführen zu lassen.    

Schlussfolgerungen und Empfehlungen

Die Fallgeschichte zeigt den Autoren zufolge, dass selbst erfahrene Nutzer einer Drohne wie ihr Patient einen Unfall haben können, wenn sie die Sicherheitsanweisungen nicht oder unzureichend befolgen. Aufgrund der zunehmenden Nutzung von Drohnen im Freizeitbereich fordern die belgischen Ärzte, verstärkt über das Risiko von Augenverletzungen aufzuklären. Sie empfehlen zudem, die Regulierung der Drohnen-Nutzung zu verbessern: Zudem empfehlen sie das Tragen von Schutzbrillen und ein verbessertes Design der Drohnen. Darüber hinaus weisen sie darauf hin, dass im Falle eines Augentraumas immer eine Globusruptur ausgeschlossen werden muss.  Im Falle eines Augentraumas sei außerdem eine Nachuntersuchung zwingend  erforderlich, um Langzeitkomplikationen wie intraokulare Entzündungen, Netzhautablösungen oder Glaukom auszuschließen.