Barbara Reinke M.A. Unternehmenskommunikation
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Eine Krebserkrankung ist lebensverändernd und für Körper und Psyche belastend. Um Tumorpatienten während und nach der Behandlung im Krankenhaus und der dortigen psychoonkologischen Betreuung dabei unterstützen zu können, mit den Belastungen umzugehen, haben Experten der Universitätsmedizin Mainz ein emotionsbasiertes, psychoonkologisches Onlineangebot zur Selbsthilfe entwickelt: „epos“. Ob das zusätzliche Angebot als Ergänzung zu bestehenden psychosozialen Versorgungsangeboten die psychischen Belastungen von Krebspatienten wirksam reduzieren kann und es somit vermag, eine Lücke in der psychosozialen Versorgung zu schließen, ist Gegenstand der kontrollierten epos-Studie.
Die Diagnose Krebs wird von Betroffenen und ihren Angehörigen häufig als tiefer Einschnitt in ihr Leben erlebt und ist oft verbunden mit schwierigen Gefühlen wie Angst, Hilflosigkeit und Kontrollverlust. Während der Behandlung in den Kliniken unterstützen Psychoonkologen die Tumorpatienten dabei, mit der Krankheit und diesen teils als überwältigend empfundenen Gefühlen umzugehen. Doch viele psychischen Belastungen kommen erst bei der Rückkehr nach Hause zum Vorschein. Dann ist es jedoch oft schwierig, passende psychologische Unterstützung zu erhalten – sei es aufgrund von mangelnden ambulanten Versorgungsangeboten in einigen Regionen, schlechter Erreichbarkeit oder aufgrund krankheits- bzw. behandlungsbedingter Einschränkungen.
Die Arbeitsgruppe E-Mental Health der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz hat im Rahmen des vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) geförderten Projekts „POSOP – Psychosoziale Online-Selbsthilfe für onkologische Patienten“ das emotionsbasierte, psychoonkologische Onlineangebot zur Selbsthilfe „epos“ entwickelt. Dabei handelt es sich um ein digitales, patientennahes Programm, das Menschen mit einem Krebsleiden mittels Videos, Audios, Texten und interaktiven Übungen hilft, den Blick auf die eigenen Gefühle und den Umgang mit der Erkrankung zu lenken und besser damit umzugehen. Vier Beispielpatienten und zwei Experten leiten digital durch das Programm und zeigen verschiedene Bewältigungswege auf.
Im aktuellen zweiten Schritt des Forschungsprojekts untersuchen die Wissenschaftler nun im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie, ob und wie häufig die Patienten das Hilfsangebot akzeptieren und nutzen, und auch wie wirksam das Programm ist. Die Ergebnisse der Studie sollen wichtige Hinweise darauf geben, wie die konventionelle Behandlung von Krebspatienten durch ein digitales Angebot ergänzt werden kann. Sollte sich epos als wirksam erweisen, kann die psychosoziale Versorgung von Krebspatientinnen und -patienten damit ergänzt und verbessert werden.
Noch bis Juni 2021 können sich Betroffene unter www.epos.unimedizin-mainz.de über die Studie informieren und sich für die kostenlose Teilnahme anmelden.
Die Online-Selbsthilfe wurde auf der Grundlage psychoonkologischer Behandlungsleitlinien und Bedingungen in Deutschland sowie eigener wissenschaftlicher Vorarbeiten in den Bereichen Psychoonkologie, E-Mental Health und emotionsbasierter Therapiekonzepte entwickelt.