Zirkulierende Tumorzellen zeigen Prognose beim metastasierten Prostatakarzinom an

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Los Angeles – Der Nachweis von zirkulierenden Tumorzellen (CTC) im Blut ermöglicht bei Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom eine Abschätzung der Prognose. Nachdem ein US-Team dies bereits für metastasierte kastrationsresistente Tumore (mCRPC) zeigen konnte, stellen die Mediziner in JAMA Network Open (2024, DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2024.37871) entsprechende Ergebnisse für metastasierte hormonsensitive Prostatakarzinome (mHSPC) vor.

Bei vielen Krebspatienten lassen sich Tumorzellen im Blut nachweisen. Nicht jede CTC wird zum Ausgangs­punkt einer Metastase. Das Risiko steigt jedoch mit der Zahl der CTC. Bei Patienten, die bereits Metastasen haben, sind die CTC ein zuverlässiger Prognosemarker.

In den USA ist bereits seit 2004 der Test CellSearch zugelassen. Neben Brustkrebs und Darmkrebs gehört auch das metastasierte Prostatakarzinom zu den Anwendungsgebieten.

Onkologen der Keck School of Medicine in Los Angeles hatten CellSearch in einer früheren Studie an Patien­ten mit mCRPC eingesetzt. Amir Goldkorn und Mitarbeiter hatten die Daten der Studie S0421 des Krebsnetz­werks SWOG ausgewertet. Die Studie hatte untersucht, ob der Endothelinrezeptor-Antagonist Atrasentan die Therapieergebnisse von mCRPC-Patienten verbessert, die bereits mit Docetaxel plus Prednison behandelt wurden.

Die Ergebnisse zeigten, dass Patienten mit weniger als 5 CTC pro 7,5 ml noch median 26 Monate lebten gegenüber 13 Monaten bei einem Nachweis von mehr als 5 CTC pro 7,5 ml. Besonders ungünstig war, wenn es trotz der Behandlung in den ersten 3 Wochen zu einem Anstieg der CTC gekommen war. Goldkorn ermittelt eine Hazard Ratio von 2,55 für ein verkürztes Gesamtüberleben (Journal of Clinical Oncology 2014; DOI: 10.1200/JCO.2013.51.7417).

Jetzt haben Goldkorn und Mitarbeiter die Analyse für das mHSPC wiederholt. Datengrundlage bildete dieses Mal die SWOG-Studie S1216. Sie hatte den CYP17-Inhibitor Orteronel mit dem Antiandrogen Bicalutamid bei Patienten mit neu diagnostiziertem mHSPC verglichen, die bereits eine Androgendeprivationstherapie erhielten. Bei 503 Teilnehmern war vor Beginn der Behandlung mit CellSearch die Zahl der CTC bestimmt worden.

Erneut hatte die Zahl der CTC einen deutlichen Einfluss auf die Überlebenszeiten. Patienten mit 1 bis 4 CTC pro 7,5 ml überlebten median noch 56,2 Monate gegenüber nur 27,9 Monate bei 5 oder mehr CTC pro 7,5 ml. Bei Patienten ohne CTC-Nachweis war das mittlere Überleben nach median 78 Monaten noch nicht erreicht.

Die CTC sind allerdings nicht der einzige Prognosemarker. Bereits die anderen Risikofaktoren erzielten in einer ROC-Analyse (Receiver Operating Characteristic) für die Vorhersage eines 3-Jahres-Überlebens einen AUC-Wert (Area Under the Curve) von 0,73. Das Ergebnis von CellSearch verbesserte den AUC-Wert lediglich auf 0,79, was noch weit von einem exakten Vorhersagewert von 1,0 entfernt ist.

Der Zusatznutzen von CellSearch dürfte deshalb trotz des deutlichen Einflusses auf das Gesamtüberleben begrenzt sein. Die deutschen Fachgesellschaften empfehlen CellSearch nicht, weil bisher nicht durch Studien belegt ist, dass eine durch das Ergebnis gesteuerte Therapie die Behandlungsergebnisse verbessern kann. © rme/aerzteblatt.de