Rein MRT-gesteuerte Biopsie halbiert Risiko der Detektion von nichtsignifikantem Prostatakrebs

Besser nur dann biopsieren, wenn sich ein verdächtiger Befund in der Magnetresonanztomographie (MRT) zeigt: Mit dieser Strategie konnten schwedische Urologen die Überdiagnostik stark senken. Foto (Symbolbild MRT-Gerät): phonlamaiphoto – stock.adobe.com

Eine neue Studie, die im „New England Journal of Medicine“ publiziert wurde, lässt das PSA-Screening auf Prostatakrebs, an das sich ab einem Wert von ≥3 ng/ml ausschließlich MRT-gesteuerte Biopsien anschließen, gut dastehen.

Wurde bei einem negativen MRT-Ergebnis auf eine Biopsie verzichtet, konnte die Hälfte der Diagnosen eines klinisch unbedeutenden Prostatakarzinoms vermieden werden. Gleichzeitig beurteilen die Wissenschaftler um Prof. Jonas Hugosson von der Sahlgrenska Academy in Göteborg, Schweden, das damit verbundene Risiko, eine unheilbare Krebserkrankung beim Screening oder als Intervallkarzinom zu diagnostizieren, als sehr gering.

Die bevölkerungsbasierte Studie hatte bereits 2015 begonnen. Dafür wurden Männer im Alter von 50 bis 60 Jahren eingeladen, sich einem PSA-Screening und bei einem Wert ≥3 ng/ml einer MRT der Prostata zu unterziehen. Dabei wurden sie randomisiert für die Gruppe mit systematischer Biopsie, in der sie sich einer solchen und – falls verdächtige Läsionen im MRT gefunden wurden – einer MRT-gesteuerten Biopsie unterzogen, oder der Gruppe mit ausschließlich MRT-gesteuerter Biopsie im Falle einer verdächtigen Läsion. Bei jeder Vorstellung wurden die Männer je nach PSA-Wert 2, 4 oder 8 Jahre später zu einer erneuten Untersuchung eingeladen. Als primären Endpunkt hatten die Autoren die Erkennung von klinisch unbedeutendem Prostatakrebs (Grad 1 nach International Society of Urological Pathology [ISUP]) festgelegt. Der Nachweis von klinisch signifikantem Krebs (ISUP-Grad ≥2 ) galt als sekundärer Endpunkt. Ebenfalls bewertet wurde die Detektion von klinisch fortgeschrittenem oder Hochrisiko-Krebs (metastasiert oder ISUP-Grad 4 oder 5).

Nach einer medianen Nachbeobachtung von 3,9 Jahren (ca. 26.000 Personenjahre in jeder Gruppe) stellten die Autoren bei 185/6575 Männern (2,8%) in der Gruppe mit ausschließlich MRT-gesteuerter Biopsie und bei 298/6578 (4,5 %) in der Gruppe mit zunächst systematischer Biopsie Prostatakrebs fest. Somit beziffern sie das relative Risiko, klinisch unbedeutenden Krebs zu erkennen, in der Gruppe mit MRT-gesteuerter Biopsie vs. jener mit systematischer Biopsie auf 0,43 (95%-Konfidenzintervall [KI] 0,32–0,57; p<0,001). Bei Wiederholungsrunden des Screenings fiel es niedriger aus als in der 1. Runde (relatives Risiko 0,25 vs. 0,49).

Das relative Risiko für die Diagnose eines klinisch signifikanten Prostatakarzinoms betrug 0,84 (95%-KI 0,66-1,07). Die Zahl der per Screening oder als Intervall­karzinom entdeckten fortgeschrittenen oder risikoreichen Karzinome betrug 15 in der Gruppe mit MRT-gesteuerter Biopsie und 23 in jener mit systematischer Biopsie (relatives Risiko 0,65; 95%-KI 0,34–1,24). Ferner wurden 5 schwere unerwünschte Ereignisse dokumentiert (3 in der Gruppe mit systematischer und 2 in der Gruppe mit MRT-gesteuerter Biopsie).

(sf/ms)     

Quellen: Autoren: Hugosson J et al. Results after Four Years of Screening for Prostate Cancer with PSA and MRI. N Engl J Med 2024;391(12):1083-1095.