Prostatakarzinom: Mikro-Ultraschall kann MRT bei Biopsie ersetzen

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Toronto – Ein Mikro-Ultraschallgerät mit einer dreifach höheren Auflösung hat in einer Vergleichsstudie die Biopsie von verdächtigen Läsionen der Prostata mit der gleichen Präzision ermöglicht wie die derzeitige Standardmethode, die die Abbildung aus einer früheren Magnetresonanztomografie (MRT) mit der konventionellen Sonografie fusioniert.

Dies zeigen die Ergebnisse einer internationalen Nichtunterlegenheitsstudie, die auf einem Kongress der European Association of Urology in Madrid vorgestellt und im amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2025; DOI: 10.1001/jama.2025.3579) publiziert wurden.

Männern, die sich für eine Früherkennung entscheiden, wird bei einem erhöhten PSA-Wert oder bei einem auffälligen rektalen Tastbefund zunächst zu einer Biopsie geraten, um die Diagnose eines Prostatakarzinoms zu sichern.

Standard waren lange Zeit ungezielte systematische Stanzbiopsien, bei denen in der Regel 10 bis 12 Gewebezylinder aus allen Regionen der Prostata entnommen wurden. Das ist schmerzhaft und manchmal mit Komplikationen wie Infektionen oder einem Harnverhalt verbunden.

Heute ist es möglich, die Gewebeentnahme auf Regionen der Prostata zu beschränken, in denen zuvor in einem multiparametrischen MRT ein Tumor erkennbar war. Die Biopsie erfolgt in einer zweiten Untersuchung unter transrektaler Ultraschallsicht (TRUS). Die Urologen verwenden dabei ein Ultraschallgerät, in das die MRT-Aufnahmen eingelesen und anschließend mit den Abbildungen des Ultraschalls bei der Biopsierung fusioniert werden.

Dieses Verfahren ist umständlich, weil 2 Untersuchungen im zeitlichen Abstand notwendig sind, von denen eine, das MRT, kostspielig und nicht überall verfügbar ist. Das MRT erfordert den Einsatz eines potenziell toxischen Kontrastmittels (Gadolinium), und die Untersuchung ist bei Trägern künstlicher Hüftgelenke nicht möglich. Zudem besteht die Gefahr, dass die Fusion von früherem MRT-Bild und der aktuellen Ultraschallsicht nicht optimal ist.

Eine mögliche Alternative zum MRT-TRUS könnte eine Mikro-Ultraschalluntersuchung sein. Das Gerät eines kanadischen Herstellers verspricht eine gegenüber dem normalen Ultraschall dreifach erhöhte Auflösung im Bereich von 70 µm, die die Darstellung des Tumors mit vergleichbarer Genauigkeit wie im MRT verspricht. Die Biopsie könnte ohne Zeitverlust durchgeführt werden.

Die vom Hersteller gesponserte OPTIMUM-Studie hat untersucht, ob die Mikro-Ultraschalluntersuchung die Tumore ebenso zuverlässig erkennt wie eine MRT-TRUS-gesteuerte Biopsie. An der Studie beteiligten sich in 8 Ländern 20 Zentren (deutsche Beteiligung: Berlin, Brandenburg, Tübingen und Magdeburg).

Die Patienten wurden auf eine MRT-TRUS oder eine Mikro-Ultraschalluntersuchung randomisiert. In der Gruppe mit Mikro-Ultraschalluntersuchung war bei einem Teil der Patienten zusätzlich ein MRT durchgeführt worden. In allen 3 Gruppen wurde zum Abschluss noch eine systematische Stanzbiopsie durchgeführt.

Nach den jetzt von Adam Kinnaird vom Sunnybrook Health Sciences Center in Toronto und Mitarbeitern vorgestellten Ergebnissen haben sich beide Strategien als gleichwertig erwiesen. Kinnaird wertete die Daten von 678 Patienten aus, bei denen tatsächlich eine Biopsie durchgeführt wurde. Der mediane PSA-Wert betrug 7,9 ng/ml.

Ein klinisch signifikantes Prostatakarzinom (Gleason Gruppe 2 oder höher) wurde in der Gruppe mit ausschließlicher Mikro-Ultraschalluntersuchung bei 57 von 121 Teilnehmern (47,1 %) gefunden. In der Gruppe mit zusätzlichem MRT waren es 106 von 226 Teilnehmern (46,9 %) und in der Gruppe mit der MRT-TRUS-gesteuerten Biopsie 141 von 347 (42,6 %) Patienten. Bei diesen Zahlen wurden auch Tumore berücksichtigt, die in einer anschließenden systematischen Stanzbiopsie gefunden wurden.

Kinnaird ermittelt eine Differenz zwischen Mikro-Ultraschalluntersuchung und MRT-TRUS von 3,52 Prozentpunkten, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall zwischen -3,95 und 10,92 Prozentpunkten statistisch nicht signifikant war. Dies war der primäre Endpunkt der Studie.

Sekundärer Endpunkt war der Vergleich zwischen Mikro-Ultraschall plus MRT und MRT-TRUS. Die Differenz betrug hier 4,29 Prozentpunkte mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 4,06 bis 12,63 Prozentpunkten. Wichtig für die Bewertung ist, dass die 95-%-Konfidenzintervalle nicht die Non-Inferioritätsmarge überschritten, die vor Studienbeginn bei -10 Prozentpunkten festgelegt worden war. Damit hatte die Studie ihr Ziel erreicht.

In einer weiteren Analyse verglich Kinnaird die Tumore (Gleason Gruppe 2 oder höher), die allein durch die gezielten Biopsien entdeckt wurden. Dies war in der Mikro-Ultraschallgruppe bei 38,0 % und in den MRT-TRUS-Gruppe bei 34,1 % der Patienten der Fall, was die Non-Inferiorität unterstreicht. In der Gruppe, die Mikro-Ultraschall mit MRT kombinierte, wurde allein durch die gezielten Biopsien bei 40,3 % der Patienten ein klinisch relevanter Tumor gefunden.

Der Vergleich zu der ersten Analyse zeigt, dass durch den Verzicht auf systematische Biopsien durchaus Tumore unerkannt bleiben. Dies muss allerdings mit den Risiken und Unannehmlichkeiten einer systematischen Biopsie verglichen werden.

Jochen Walz vom Institut Paoli-Calmettes Cancer Center in Marseille bewertet die Ergebnisse als Vertreter der European Association of Urology positiv. Die Mikro-Ultraschalluntersuchung sei ein weiteres „sehr wichtiges Instrument“ zur Diagnose des Prostatakarzinoms. Sie vermeide mögliche Fehler, die sich aus der Fusion der MRT-Bilder mit dem konventionellen Ultraschall ergeben könnten.

Die Ultraschalluntersuchung erfordere allerdings ein gewisses Training, um die Tumore zu erkennen und die Bilder korrekt zu interpretieren. Wenn dies jedoch gemeistert werde, könnten die neuen Geräte die Diagnostik beschleunigen, erklärte Walz. Durch den Wegfall des MRTs könne die gezielte Biopsie auch in weniger entwickelten Gesundheitssystemen verfügbar werden.

rme