Ärzte misstrauen KI-generierten Patienten­informationen zu Prostatakrebs

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Tübingen/New York – Ärzte bewerten zwar die konkreten Antworten des Large Language Models ChatGPT zum Thema Prostatakarzinom positiv. Sie stehen den von einer Künstlichen Intelligenz (KI) generierten Inhalten aber im All­ge­meinen kritisch gegenüber.

Das zeigt die Umfrage eines internationalen Studienteams – sie ist in der Fachzeit­schrift Urology Practice er­schienen (2024; DOI: 10.1097/UPJ.0000000000000740). An der Umfrage nahmen mehr als 700 Onkologen oder Urologen teil, die Patienten mit Prostatakrebs behan­deln. Die Teilnehmer wussten nicht, dass es sich um eine Umfrage zur Bewertung von KI handelte.

Im ersten Studienteil erhielten die Teilnehmer (n = 602) die Antworten auf neun Fragen zum Prostatakarzinom. Diese Antworten stammten von medizinischen Autoren sowie von ChatGPT-4.0. Die Studienteilnehmer wurden gebeten, die Qualität der Antworten unter anderem hinsichtlich Klarheit, Genauigkeit, Relevanz und Vollständig­keit zu bewerten.

In einem zweiten Studienteil bewerteten die Studienteilnehmer die Antworten von ChatGPT-4.0 auf fünf kom­plexe medizinische Fragen im Vergleich zu Antworten aus der medizinischen Literatur. Die Antworten wurden auf einer fünfstufigen Skala bewertet. Außerdem gaben die Studienteilnehmer an, wie sie grund­sätzlich zu KI-gene­rierten Inhalten stehen.

Es zeigte sich: Im ersten Studienteil bevorzugten die Befragten bei sieben von neuen Fragen die Klarheit der KI-generierten Antworten gegenüber den Antworten der menschlichen Autoren. Trotz der Bevorzu­gung von KI-gene­rierten Antworten in einem verblindeten Setting hielten die Befragten medizini­sche Webseiten grundsätzlich für eine glaubwürdigere Quelle.

Die Befragten des zweiten Studienteils (n = 98) hielten medizinische Webseiten ebenfalls für glaubwürdiger als ChatGPT, bewerteten aber die KI-generierten Antworten bei allen Bewertungskriterien ebenfalls höher als die Antworten in der medizinischen Literatur.

Laut dem Studienteam kann die KI bereits mit professionell erstellten Inhalten konkurrieren, aber das man­gelnde Vertrauen von Ärztinnen und Ärzten hemme die breite Nutzung in der klinischen Praxis.

hil

Deutsches Ärzteblatt