Psychosoziale Krebsberatung für alle

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Psychosoziale Krebsberatungsstellen helfen nicht nur beim langen Weg durch den Behandlungsdschungel, sie unterstützen auch in belastenden Situationen oder zeigen Möglichkeiten zu weiteren Hilfsangeboten auf. Doch was, wenn die nächste Beratungsstelle zu weit entfernt liegt, die körperlichen Beeinträchtigungen zu groß sind, um dorthin zu kommen? Eine neue Krebsberatungs-App zur flexiblen psychosozialen Unterstützung von Patienten und Angehörigen soll Abhilfe schaffen.

Das Projektteam von der psychosozialen Krebsberatungsstelle am Uniklinikum Freiburg in Zusammenarbeit mit der Hochschule Heilbronn (HHN) und dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ist beim Wettbewerb #GesellschaftDerIdeen vom Bundesministerium für Bildung von Forschung als eines von zehn Teams für die Erprobungsphase nominiert wurden, was eine Fördersumme von maximal 200.000 Euro beinhaltet. Bereits im vergangenen Jahr hatte man als eins von dreißig Projekten den „Preis für soziale Innovationen“ erhalten.

Die Fördermittel fließen in die inhaltliche und technische Weiterentwicklung der App. Sie soll viele Funktionen verbinden, sowohl in belastenden Situationen helfen als auch unkompliziert Informationen und Kontaktmöglichkeiten bereit stellen, damit benachteiligte, vor allem im ländlichen Raum lebende Krebspatienten mehr Teilhabe an der Gesellschaft und eine verbesserte Lebensqualität erhalten. Dabei soll die persönliche Beratung nicht ersetzt, aber sinnvoll ergänzt werden.

Die Entwicklung erfolgt mit Einbezug von Betroffenen, Mitarbeitenden in der Beratung sowie Experten im Bereich E-Health und App-Entwicklung sowie wissenschaftlichen Erkenntnissen. Prof. Mahsa Fischer, Professorin für Wirtschaftsinformatik an der HHN mit Schwerpunkt mobiler und webbasierter Unternehmensanwendungen ist mit ihrem Team für die technische Entwicklung der App verantwortlich.

Nach den Befragungen in Freiburg ab Mitte Dezember beginnt die Arbeit in Heilbronn im März. „Zunächst einmal müssen die Anforderungen und Ideen gesammelt werden, bevor wir mit der technischen Umsetzung und dem Design beginnen“, erläutert Fischer. Eine Masterarbeit wird zunächst verschiedene Entwicklungsparadigmen untersuchen, um die ideale Umsetzungsform für gerade diese App heraus zu filtern. „Eine Herausforderung ist natürlich die besondere Situation der Zielgruppe, die psychisch schwer belastet ist und der geholfen werden soll.“ Auch das müsse beim Design berücksichtigt werden. Dazu kommen die speziellen Anforderungen an eine medizinische App, die medizinisch-informatischen Richtlinien, die eingehalten werden müssen, um die Anwendung für die Patienten sicher zu machen.

Das Ziel der zweijährigen Projektphase ist eine qualitätsgesicherte Entwicklung und Evaluation eines ersten Prototyps, der vielleicht auch von anderen Krebsberatungsstellen eingesetzt werden könnte.

 Quelle: Hochschule Heilbronn, 04.10.2021