In der neuen Leitlinie zu Prostatakrebs hat die digital-rektale Untersuchung (DRU) zur Früherkennung von Prostatakrebs weiter an Bedeutung verloren. Jetzt ist eine Kombination aus PSA-Blutdiagnostik und Bildgebung entscheidend, wie das Universitätsklinikum Freiburg in einer aktuellen Mitteilung betont.
Der November gilt als der Monat der Männergesundheit. Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Lange galt die DRU als Standard in der Prostatakrebs-Früherkennung. Seit Juli gibt es eine neue Leitlinie zum Prostatakrebs der Deutschen Gesellschaft für Urologie und zahlreicher Fachgesellschaften. Prof. Christian Gratzke, Ärztlicher Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Freiburg, ist einer der Autoren. Er begrüßt die aktuellen Empfehlungen für eine bessere und individuellere Diagnose von Patienten: „Für die Vorsorge spielt nun die Bestimmung des prostataspezifischen Antigens (PSA) im Blut und die Bildgebung eine wesentliche Rolle. Die Tastuntersuchung verliert zunehmend an Bedeutung.“
Die Aussagekraft des PSA-Werts wurde bislang oft kontrovers diskutiert: „PSA ist kein Tumormarker, sondern ein Organmarker“, betont Gratzke. Ein erhöhter PSA-Wert bedeutet nicht zwangsläufig, dass ein Karzinom vorliegt. „Vor allem ein deutlicher Anstieg des PSA-Werts in kurzer Zeit ist ein wichtiges Warnsignal“, sagt Gratzke. Allerdings kann das prostataspezifische Antigen, das ausschließlich von der Prostata gebildet wird, auch bei Entzündungen oder einer gutartigen Vergrößerung der Prostata ansteigen, nicht nur bei einem Karzinom. Hier setzt die Bildgebung mittels Magnetresonanztomografie (MRT) als entscheidendes diagnostisches Werkzeug an. Der Stellenwert der rektalen Fingeruntersuchung ist laut der neuen Leitlinie weiter gesunken.
Anhand der MRT-Bilder können Ärzte detailliert beurteilen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines Tumors ist. Außerdem erlaubt die Bildgebung, direkt die verdächtigen Bereiche zu identifizieren und gezielt Biopsien durchzuführen. Dank der modernen Technik können die MRT-Bilder mit Ultraschallaufnahmen fusioniert werden, was eine millimetergenaue Gewebeentnahme ermöglicht. „So erhöht sich die Treffgenauigkeit bei der Biopsie erheblich“, erläutert Gratzke.
Die neuen Leitlinien zur Prostatakrebsvorsorge basieren auf der höchsten medizinischen Evidenz und bieten klare Handlungsempfehlungen. Ziel ist es, unnötige Eingriffe zu vermeiden und gleichzeitig die bestmögliche Versorgung sicherzustellen. „Die Zeiten, in denen wir jeden Patienten mit einem nachgewiesenen Karzinom sofort operiert oder bestrahlt haben, sind vorbei“, erklärt Gratzke. Heute gelte es, den richtigen Weg für jeden Patienten individuell zu finden.
(Universitätsklinikum Freiburg / ms)