Operation bei gutartiger Prostatavergrößerung mit dem Holmium-Laser

Mit Hilfe der Bildinformationen der integrierten Kamera steuert der Operateur die Position der Laserfaser an der Spitze des Resektoskops. Bild: Robert Woidich / Uniklinikum Würzburg

Seit vergangenem Jahr bietet die Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie des Uniklinikums Würzburg (UKW) Patienten mit gutartiger Prostatavergrößerung die Holmium-Laser-Enukleation an.

Im Jahr 2020 schaffte die von Prof. Hubert Kübler geleitete Klinik ein Holmium-Lasersystem der neuesten Generation an. Eines der wichtigsten Einsatzgebiete des chirurgischen Geräts ist das Entfernen der gutartig vergrößerten Innendrüse der Prostata. Man spricht dabei von Holmium-Laser-Enukleation (HoLEP).

Laserimpulse lösen Gewebe von der Kapsel ab

Einer der Experten des UKW für diesen Eingriff ist Dr. Charis Kalogirou. Der Oberarzt der Urologischen Klinik erläutert: „Bei der HoLEP wird unter Narkose oder Betäubung des Rückenmarks ein stabförmiges Resektoskop über die Harnröhre in die Prostata eingeführt. An der Spitze des Instruments befindet sich neben einer Kamera, die uns das Operationsgebiet zeigt, eine Laserfaser.“ Über diese kann der Operateur nur wenige Millimeter weit reichende Energieimpulse senden, die auf ihrem Weg das Gewebe ablösen. „Mit diesem hochpräzisen Werkzeug arbeiten wir ringsum an der Innenseite der Prostatakapsel entlang und lösen dabei Impuls für Impuls das Gewebe der gutartig gewucherten Innendrüse von der Kapsel ab. Wir imitieren quasi minimalinvasiv die offene Operation durch die Bauchdecke, bei der der Finger des Operateurs diesen Vorgang normalerweise übernimmt”, beschreibt Dr. Kalogirou.

Eine Besonderheit der am UKW eingesetzten Technologie im Vergleich zu Vorgängermodellen ist nach Angaben des Universitätsklinikums die Pulsmodulation. Das bedeutet, dass der Laser statt einem immer zwei Energieimpulse kurz hintereinander abgibt. Der zweite Impuls soll für eine bessere Blutstillung soren.

Sobald die Innendrüse – oder Adenom – vollständig abgelöst ist, wird sie in die hinter der Prostata liegende Blase geschoben. Nun tauscht der Operateur das Innenleben des Resektoskops aus: Die Lasereinheit wird ersetzt durch einen Morcellator. Diese kombinierte Zerkleinerungs- und Absaugeinheit zerkleinert mit winzigen rotierenden Messern das Adenomgewebe in der Blase und saugt es gleichzeitig nach außen ab. Hierdurch steht das entfernte Gewebe auch für die histopathologische Aufarbeitung zur Verfügung – ein Vorteil in Abgrenzung zu anderen, beispielsweise ablativen oder verdampfenden Operationsmethoden.

Vorteile gegenüber Alternativverfahren

Wie das UKW betont, habe die HoLEP hat gegenüber Alternativverfahren eine Reihe von weiteren Pluspunkten. So sei sie zum Beispiel auch bei sehr stark vergrößerter Prostata gut einsetzbar. Der Gewebeabtrag erfolge in der Regel sehr viel gründlicher als dies beispielsweise mit einer konventionellen Elektroschlinge möglich sei. Im Vergleich dazu – oder gar zu einem offenen Eingriff – ermögliche die HoLEP ein besonders blutungsarmes Operieren. „Ein Aspekt, der sich unter anderem bei Patienten auszahlt, die blutverdünnende Medikamente nicht absetzen dürfen“, betont Kalogirou und fährt fort: „Generell ist die Zielgruppe für eine Holmium-Laser-Enukleation breit: Nahezu jeder Patient mit gutartiger Prostatavergrößerung, bei dem medikamentöse Therapieversuche fehlgeschlagen sind und der eine operative Versorgung benötigt, kommt infrage.“ Die Urologischen Klinik des UKW hat nach eigenen Angaben schon über 100 dieser Eingriffe an der durchgeführt.

Der Laser zertrümmert auch Steine

Neben der HoLEP eignet sich das Holmium-Lasersystem auch für die Lithotripsie, das Zertrümmern von Blasen-, Harnleiter- und Nierensteinen. Auch hier erweist sich nach UKW-Angaben dessen Pulsmodulations-Technologie als Vorteil. „Bei den Vorgängermodellen mit einfachem Laserimpuls konnte der sogenannte Retropulsionseffekt dazu führen, dass der Stein rotiert, zurückweicht oder an einen schlecht zugänglichen Ort befördert wird. Der doppelte Impuls unseres Systems reduziert die Retropulsionskräfte signifikant“, weiß Kalogirou. Bisher sei der Laser schon in über 500 Lithotripsien am UKW eingesetzt worden, heißt es in der UKW-Mitteilung.

(UKW/ms)