mCRPC: Lutetium-177-PSMA-617 verlängert progressionsfreies und Gesamtüberleben

Das Schwermetall Lutetium gehört zu den Lanthanoiden. Sein radioaktives Isotop mit der Massenzahl 177 (Halbwertszeit: 6,734 Tage) ist ein Betastrahler und wird zur Radioligandentherapie benutzt. Foto: Bjoern Wylezich – stock.adobe.com

Das Prostataspezifische Membranantigen (PSMA) wird beim metastasierten kastrationsresistenten Prostatakrebs (mCRPC) stark exprimiert. Lutetium-177-PSMA-617 ist eine Radioligandentherapie, die Beta-Partikel-Strahlung an PSMA-exprimierende Zellen und die Mikroumgebung abgibt.

Die VISION-Studie belegt nun, dass diese Therapie das Bildgebungs-basierte progressionsfreie Überleben (PFS) und das Gesamtüberleben (OS) verlängert, wenn sie bei Patienten mit fortgeschrittenem PSMA-positivem mCRPC zur Standardversorgung hinzugefügt wird.

Das Team um Dr. Oliver Sartor vom Tulane Cancer Center in New Orleans, USA, hatte in die internationale, unverblindete Phase-III-Studie Patienten mit mCRPC eingeschlossen, die zuvor mit ≥1 Inhibitor des Androgenrezeptor-Signalweges und 1-2 Taxan-Regimen behandelt worden waren und PSMA-positive Gallium-68-gelabelte PSMA-11-PET/CT-Scans hatten. Von 1179 gescreenten Patienten wurden 831 im Verhältnis 2:1 randomisiert und erhielten entweder Lu-177-PSMA-617 (7,4 GBq alle 6 Wochen für 4-6 Zyklen) plus die vom Protokoll zugelassene Standardversorgung (ohne Chemotherapie, Immuntherapie, Radium-223 und Prüfpräparate) oder die alleinige Standardversorgung (06/2018 – Mitte 10/2019). Die Ausgangscharakteristika waren zwischen den Gruppen ausgewogen.

Die alternativen primären Endpunkte waren das Bildgebungs-basierte PFS und das OS, die für Hazard Ratios (HRs) von 0,67 bzw. 0,73 gepowert waren. Als wichtige sekundäre Endpunkte hatten die Autoren das objektive Ansprechen, die Krankheitskontrolle und die Zeit bis zu symptomatischen skelettalen Ereignissen definiert.

Die mediane Nachbeobachtung betrug 20,9 Monate. Wie die Auswertung ergab, verlängerte Lu-177-PSMA-617 plus Standardversorgung vs. alleinige Standardversorgung signifikant das Bildgebungs-basierte PFS (median 8,7 vs. 3,4 Monate; HR für Progression oder Tod 0,40; 99,2%-Konfidenzintervall (KI) 0,29-0,57; p<0,001) und OS (median 15,3 vs. 11,3 Monate; HR für Tod 0,62; 95%-KI 0,52-0,74; p<0,001). Alle wichtigen sekundären Endpunkte sprachen signifikant für Lu-177-PSMA-617. Die Inzidenz von unerwünschten Ereignissen ≥Grad 3 war mit Lu-177-PSMA-617 höher als ohne (52,7% vs. 38,0%), die Lebensqualität sei jedoch nicht beeinträchtigt gewesen, ergänzt das Team.

(sf)

Publikation:

Sartor O et al. Lutetium-177-PSMA-617 for Metastatic Castration-Resistant Prostate CancerQuelle: N Engl J Med 2021;385(12):1091-1103.