Inkontinenz nach Prostata-OP: Nutzen konservativer Maßnahmen unklar

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Newcastle – Nach einem Eingriff an der Prostata wegen einer Krebserkrankung oder einer gutartige Hyperplasie leiden manche Patienten bekanntlich unter Harninkontinenz.

Konservative Behandlungen wie Beckenbodentraining, elektrische Stimulation und verschiedene Änderungen der Lebensweise sollen helfen, diese einzudämmen – die Evidenz für diese nicht chirurgi­schen und nicht-pharma­kologischen Maßnahmen ist aber gering, berichet eine Cochrane-Arbeitsgruppe in einem neuen Review.

Er ist in der Cochrane Database of Systematic Reviews erschienen (2023; DOI: 10.1002/14651858.CD014799.pub2). Die Arbeitsgruppe schloss 25 Studien mit 3.079 Teilnehmern ein, die unter einer Urininkontinenz nach Prostata-OP litten.

Dreiundzwanzig Studien untersuchten Männer, die sich zuvor einer radikalen Prostatektomie oder einer radikalen retropubischen Prostatektomie unterzogen hatten, während eine Studie Männer untersuchte, die sich einer transurethralen Resektion der Prostata unterzogen hatten. Eine Studie machte keine Angaben zu früheren Operationen. „Die meisten Studien wiesen in mindestens einem Bereich ein hohes Risiko der Verzerrung auf“, so die Cochrane-Autoren.

Vier Studien berichteten über Beckenbodentraining plus Biofeedback im Vergleich zu keiner Behandlung, Scheinbehandlung oder verbalen oder schriftlichen Anweisungen. Danach kann Beckbodentraining plus Biofeedback dazu führen, dass mehr Männer über eine Heilung der Inkontinenz nach 6 bis 12 Monaten berichten. Aber: Laut Messungen von Ärzten in den Studien ist die Wahrscheinlichkeit für eine Heilung der Inkontinenz sogar geringer.

Elf Studien untersuchten Kombinationen von konservativen Behandlungen im Vergleich zu keiner Behandlung, Scheinbehandlung /oder mündlichen oder schriftlichen Anweisungen. Die Cochrane-Gruppe berichtet, dass es zwischen den Behandlungskombinationen und der Kontrollgruppe nur geringe Unterschiede in Bezug auf die Heilung oder Verbesserung der Inkontinenz zwischen 6 und 12 Monaten gab.

Die Sicherheit der Evidenz in den Studien war laut den Cochrane-Autoren „gemischt“. „Trotz insgesamt 25 Studien ist der Wert konservativer Maßnahmen bei Harninkontinenz nach einer Prostataoperation allein oder in Kombination nach wie vor ungewiss“, lautet das Fazit der Gruppe. Die vorhandenen Studien seien in der Regel klein und wiesen methodische Schwächen auf. © hil/aerzteblatt.de