Sequenz beim mCRPC (metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinoms): Neue Daten zur Erstlinientherapie

Aktuellen Daten zufolge kann sich die Erstlinientherapie des nicht- oder mild-symptomatischen metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinoms (mCRPC) mit Abirateronacetat (Zytiga®) + Prednison/Prednisolon positiv auswirken auf das PSA-Ansprechen unter der Folgetherapie. Bei der Planung der Sequenz sollte man daher nach Ansicht von Experten auch die Wirksamkeit der Folgetherapien im Blick haben. In der Erstlinientherapie des nicht- oder mild-symptomatischen mCRPC sollte gemäß aktueller S3-Leitlinie Abirateronacetat + Prednison/Prednisolon (Abirateron/P) oder Enzalutamid zum Einsatz kommen (1). Für die Wahl zwischen diesen beiden Optionen im klinischen Alltag könne u.a. auch die Wirksamkeit von Folgetherapien eine Rolle spielen, erläutert Prof. Dr. Kurt Miller, Berlin.

So wiesen mehrere retrospektive Studien darauf hin, dass eine initiale Therapie mit Abirateron/P gefolgt von Enzaluamid zu einem besseren PSA50-Ansprechen (Abfall des PSA-Wertes um mind. 50%) in der zweiten Therapielinie führte (27-37%) als mit der umgekehrten Sequenz (13-17%). Die mCRPC-Patienten waren teils mitDocetaxel vorbehandelt und teils Chemotherapie-naiv (2-4).

Erstmals prospektive Phase-II-Daten

In der ersten prospektiven, offenen Phase-II-Studie zur Sequenztherapie des mCRPC zeigte sich ähnliches: Hier war das PSA50-Ansprechen bei Männern, die zunächst Abirateron/P und dann Enzalutamid erhalten hatten, in der zweiten Therapielinie signifikant höher als bei der umgekehrten Abfolge (31% vs. 4%; p<0,001; koprimärer Endpunkt) (5). Auch das PSA-progressionsfreie Überleben (PSA-PFS) unter der Folgetherapie war signifikant länger bei Therapiestart mit Abirateron/P (median 2,7 vs. 1,3 Monate; p<0,001; sekundärer Endpunkt).

Bei 2 weiteren Endpunkten zeigte sich eine nicht-signifikante, numerische Überlegenheit. Dies galt für die mediane Zeit bis zur zweiten PSA-Progression (kombiniertes PSA-PFS über 1. und 2. Therapielinie; 13,6 Monate vs. 11,9 Monate bei Start mit Enzalutamid; p=0,106; koprimärer Endpunkt) (5). Ebenfalls traf dies zu auf das kombinierte PFS über beide Therapielinien, das bei Therapiestart mit Abirateron/P um 3,6 Monate besser war (13,6 vs. 10 Monate; p=0,22; sekundärer Endpunkt) (5).

Die Studie schloss Chemotherapie-naive mCRPC-Patienten ein, die in der Erstlinie randomisiert Abirateron/P oder Enzalutamid erhielten (je n=101) und bei PSA-Progress zur jeweils anderen Therapie wechselten (n=65 bzw. 71) (5).

„Wir haben zum ersten Mal prospektive Phase-II-Daten, nach denen sowohl die PSA50-Ansprechrate als auch die Zeit bis zur PSA-Progression in der zweiten Therapielinie besser sind, wenn wir die Therapie mit Abirateron/P beginnen und bei Progress mit Enzalutamid fortsetzen als bei umgekehrtem Vorgehen“, fasst Miller zusammen.

Kasuistik: Sequenztherapie beim mCRPC mit Abirateron/P in der Erstlinie

Anknüpfend an die aktuellen Daten berichtet Dr. Eva Hellmis, Duisburg, von einem Patienten, der seit Erstdiagnose des metastasierten Prostatakarzinoms mit einer Sequenztherapie, in der Abirateron/P in der Erstlinientherapie des mCRPC zum Einsatz kam, inzwischen mehr als 64 Monate erfolgreich behandelt werden konnte.

Die Diagnose eines ossär und lymphogen metastasierten Prostatakarzinoms (cT3 N2 M1, G3, Gleason 8 (4+4)) erfolgte im April 2013. Hellmis begann zunächst eine konventionelle ADT mit einem GnRH-Analogon, im Juli 2013 wurde durch Addition eines Androgenrezeptorblockers auf eine max. Androgenblockade umgestellt. Im Dezember erreichte der PSA-Wert einen Nadir von 0,062 ng/ml.

Aufgrund eines klinischen und radiologischen Progresses, d.h. der Entwicklung einer Kastrationsresistenz, mit zunehmenden Schmerzen verabreichte Hellmis ab Dezember 2014 Abirateron/P. Hierunter wurde der Patient wieder schmerzfrei bei gutem Allgemeinzustand (ECOG 0), der PSA-Wert fiel im Februar 2015 auf einen Nadir von 0,085 ng/ml. Nachdem sich unter dieser Therapie die Erkrankung rund 2 Jahre gut stabilisierte, verabreichte Hellmis jeweils aufgrund eines Progresses ab November 2016 9 Zyklen Docetaxel, ab Juli 2017 eine Docetaxel-Rechallange-Therapie und ab November 2017 Enzalutamid.

„Mehr als 5 Jahre nach Erstdiagnose eines metastasierten Prostatakarzinoms ist der Patient nach einer modernen Sequenztherapie weitgehend beschwerdefrei bei derzeit stabiler Erkrankung“, so das Fazit von Hellmis.

Mit freundlicher Unterstützung der Janssen-Cilag GmbH Anne Krampe-Scheidler Literatur:
(1) S3-Leitlinie Prostatakarzinom 5.0, 2018. https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/prostatakarzinom (Zugriff: 16.09.18).
(2) Terada N et al. Int J Urol 2017;24(6):441-8.
(3) Miyake H et al. Clin Genitourin Cancer 2017;15(4):E591-7.
(4) Maughan BL et al. Prostate 2017;77:33-40.
(5) Khalaf D et al. J Clin Oncol 36 2018 (suppl; abstr 5015) & Poster, ASCO 2018. http://ascopubs.org/doi/abs/10.1200/JCO.2018.36.15_suppl.5015 (Zugriff: 12.10.2018).