Urintest könnte Diagnostik bei Prostatakrebs erleichtern

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Witten/Herdecke – Wissenschaftler der Universität Witten/Herdecke haben ein Verfahren entwickelt, um Prostatakrebs von der ebenfalls sehr häufigen benignen Prostatahyperplasie (BPH) zu unterscheiden. Die Arbeitsgruppe um Lukas Markert und Andreas Savelsbergh nutzen dazu kleine Erbgutfragmente aus dem Urin. Die Arbeit ist in der Fachzeitschrift The Public Library of Science ONE erschienen (2021; DOI: 10.1371/journal.pone.0247930).

Die Forschenden konzentrierten sich bei ihren Analysen auf sogenannte Micro-RNAs (miRNA) und piwi-interacting-RNAs (piRNAs) in Urinproben. Dabei handelt es sich um kurze Moleküle der Erbinformation, die nicht selbst in Proteine übersetzt werden. Stattdessen regulieren sie das Abschreiben und den Transport von Geninformationen.

Die Forscher analysierten über ein sogenanntes Next-Generation-Sequencing mehr als 2.500 dieser kleinen RNAs in Urinproben. Mithilfe von Algorithmen des maschinellen Lernens konnten sie ein Muster darin entdecken. „Ändert sich die Zusammensetzung im Urin, spricht das scheinbar für oder gegen Prosta­takrebs“, erläutert Markert. Neben dem PSA-Wert und der Biopsie könnte dies als hilfreiches Diagnosekriterium in der Urologie etabliert werden, hoffen die Forscher.

„Wir sind froh über die deutlichen Ergebnisse unserer Untersuchung und hoffen, dass sie bald Anwen­dung finden können. Trotzdem ist uns bewusst, dass wir nur einen Grundstein gelegt haben“, sagte Markert. Weitere Forschung an größeren Patientengruppen müsse die Arbeit bestätigen. Außerdem sei die Entwicklung eines klinischen Test-Kits auf Basis der Daten nötig. Dafür hoffen die Forscher auf interessierte Partner aus der Industrie. © hil/aerzteblatt.de