Therapiewahl: Warum Prostatakrebs-Patienten unbedingt mitentscheiden sollten

Original Titel:
Decision regret in men living with and beyond non-metastatic prostate cancer in the UK: a population-based patient-reported outcome study

Kurz & fundiert

  • Wissenschaftler fragten Prostatakrebs-Patienten im Stadium I-III, ob sie die Therapiewahl bereuten
  • Sie stellten fest, dass Patienten die Therapiewahl häufiger bereuten, wenn sie nicht in der Entscheidungsfindung miteinbezogen wurden
  • Auch Patienten, die stärker unter Nebenwirkungen litten, bereuten die Therapieentscheidung häufiger

DGP – Bereuen Sie die Therapieentscheidung? Würden Sie sich wieder so entscheiden? Diese und andere Fragen stellten Wissenschaftler Prostatakrebs-Patienten im Stadium I-III. Sie stellten fest, dass die Patienten die Therapieentscheidung häufiger bereuten, wenn sie bei der Entscheidungsfindung nicht oder nur wenig miteinbezogen wurden und wenn sie stärker unter Nebenwirkungen litten.


Prostatakrebs-Patienten im Stadium I-III stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Doch wer die Wahl hat, hat die Qual. Da jede Therapie ihre Vor- und Nachteile hat, kommt es nicht selten vor, dass die Patienten im Nachhinein ihre Entscheidung bereuen und sich wünschen, sie hätten sich für einen anderen Behandlungsweg entschieden. Wissenschaftler aus dem Vereinigten Königreich wollten dies genauer wissen. Sie befragten Betroffene, ob sie die Therapiewahl bereuten. Sie untersuchten, ob es einen Zusammenhang zwischen der Beteiligung an der Therapiewahl und der Zufriedenheit mit der Entscheidung gab.

Wissenschaftler befragten Prostatakrebs-Patienten, ob sie die Therapiewahl bereuten

Die Wissenschaftler baten Männer aus dem Vereinigten Königreich 18 bis 42 Monate nach ihrer Prostatakrebs-Diagnose mehrere Fragebögen auszufüllen. Ein spezieller Fragebogen zielte darauf ab, festzustellen, wie zufrieden die Patienten mit der Therapiewahl waren bzw. ob sie diese bereuten. 17 193 Männer mit Prostatakrebs im Stadium I bis III folgten der Bitte und beantworteten diesen und weitere Fragebögen. Je nachdem, ob und wie stark die Patienten ihre Therapieentscheidung bereuten (gar nicht, leicht oder moderat/stark), wurden sie in drei verschiedene Gruppen eingeteilt. 36,6 % der Patienten bereuten ihre Entscheidung nicht, 43,3 % taten es leicht und 20,0 % der Befragten bereuten sie moderat/stark.

Patienten, die mitentschieden, bereuten die Therapiewahl seltener

Bei der Auswertung der Patientendaten stellten die Wissenschaftler fest, dass das Risiko, die Therapiewahl zu bereuen, größer war, wenn die Männer angaben, dass ihre Ansichten nicht berücksichtigt wurden (6,4-mal so hohes Risiko) oder dass sie in „einem gewissen Grad“ bei der Entscheidung miteinbezogen wurden (4,6-mal so hohes Risiko), im Vergleich zu Männern die „definitiv“ miteinbezogen wurden. Ob die Patienten ihre Therapieentscheidung bereuten, war auch davon abhängig, ob sie Probleme mit der Darmfunktion, der Sexualfunktion oder der Harnfunktion hatten. Die Männer, die von solchen Problemen moderat bis stark betroffen waren, bereuten die Therapiewahl häufiger als Männer, die nur milde oder keine solcher Probleme hatten. Die Wissenschaftler stellten außerdem einen Zusammenhang zwischen einer besseren Lebensqualität und einem geringeren Maß an Bereuen fest.

Patienten mit Prostatakrebs im Stadium I-III profitierten somit davon, wenn sie an der Entscheidungsfindung mitwirkten. Patienten, die in die Entscheidungen miteinbezogen wurden, bereuten die Therapiewahl hinterher seltener als die Patienten, deren Ansichten nicht berücksichtigt wurden. Patienten sollten daher ermuntert werden, sich bei der Therapiewahl einzubringen. Dass sich Mitentscheiden für die Prostatakrebs-Patienten lohnt, zeigte auch eine andere Studie, von der wir bereits berichteten (Studie von van Stam und Kollegen, 2018 in der medizinischen Fachzeitschrift The Journal of urology veröffentlicht).

© Alle Rechte: DeutschesGesundheitsPortal.de