Salvage-Radiatio nach Prostataentfernung: Höhere Strahlendosis ohne Vorteil

Salvage-Bestrahlung bei biochemischem Rezidiv: 64 Gy reichen. Foto: ©Thomas Hecker – stock.adobe.com

Ein internationales Forschungsteam hat herausgefunden, dass erhöhte Strahlungsdosen nach Prostataentfernung wegen Prostatakrebs keine Vorteile bezüglich der Verhinderung einer erneuten Krebsausdehnung bringen. Dagegen sind sie mit deutlichen Mehrbelastungen der Patienten verbunden.

Bei lokalisiertem Prostatakrebs ist die radikale Prostatektomie eine Behandlungsoption mit guten Heilungschancen. Allerdings kann es nach einer Prostataentfernung zu einem erneuten Tumorwachstum kommen. Um dies zu überwachen, wird nach der Operation regelmäßig der PSA-Wert bestimmt. Bei Hinweisen auf eine erneute Tumoraktivität erfolgt meist eine Bestrahlung des Orts, wo zuvor die Prostata gelegen hatte. Diese «Salvage Radiotherapy» (SRT) mit dem nochmaligen Ziel der Heilung war Gegenstand der vorliegenden Studie. Verglichen wurden die Behandlung mit einer «konventionellen» Dosis gegenüber einer «gesteigerten» Dosis.

Aus mehreren älteren, retrospektiven bzw. unkontrollierten Studien hatte es Hinweise gegeben, dass eine «gesteigerte» Strahlendosis zu besseren Resultaten führen könnte. Diese These sollte mit der randomisierten SAKK-09/10-Studie mit hohem Evidenzgrad überprüft werden. Von den 350 teilnehmenden Patienten wurden je 175 wurden mit konventioneller (64 Gy) bzw. mit gesteigerter (70 Gy) Bestrahlungsdosis behandelt. Ziel der Studie war es, die Überlegenheit einer erhöhten Strahlendosis in Bezug auf das Ausbleiben einer biochemischen Progression (Freedom From Biochemical Progression, FFBP), also dem Ausbleiben einer erneuten Aktivität des Tumors innerhalb von 5 Jahren nach der Operation, zu belegen.

Prof. Daniel Aebersold, Direktor und Chefarzt der Universitätsklinik für Radio-Onkologie am Inselspital/Universitätsspital Bern, Schweiz, hält fest: «Diese Annahme wurde mit der SAKK 09/10-Studie klar widerlegt. Zwei zentrale Ergebnisse liegen nun vor: Erstens bringt eine erhöhte Strahlendosis keinen Vorteil bezüglich einer erneuten Tumoraktivität innert 5 Jahren. Zweitens gibt es nach einer intensiveren Bestrahlung mehr Nebenwirkungen im Darmbereich».

Die Nachbestrahlung bei Patienten mit operiertem Prostatakrebs zielt darauf ab, den Tumor definitiv zu beseitigen und zugleich die Beschwerden für Patienten so klein wie möglich zu halten. «Dank der Wahl der ‘konventionellen’ Dosis müssen die Patienten nur an 32 statt an 35 Tagen bestrahlt werden», sagt Aebersold. «Das sieht auf den ersten Blick nach wenig aus. Aber praktisch bedeutet es eine Reduktion von Darmbeschwerden um die Hälfte, nämlich von 22% auf 11%. Das sind wichtige Vorteile für Patienten, die wir dank der SAKK 09/10-Studie ermitteln konnten.»

(Universitätsspital Bern / ms)

Publikation:

Ghadjar P et al. Dose-intensified Versus Conventional-dose Salvage Radiotherapy for Biochemically Recurrent Prostate Cancer After Prostatectomy: The SAKK 09/10 Randomized Phase 3 Trial. Eur Urol, 14.06.2021