Prostatakrebs Therapie

Für Prostatakrebs gibt es eine Reihe an Behandlungsmöglichkeiten. Was Sie hierbei beachten sollten, erfahren Sie hier:

Mit welchen therapeutischen Maßnahmen Prostatakrebs behandelt wird, hängt maßgeblich davon ab, welches Stadium der Erkrankung bei einem Patienten vorliegt. Eine grundlegende Entscheidung wird nach der Ausbreitung des Tumors gefällt:

  • Ist der Tumor auf die Prostata begrenzt?
  • Ist umliegendes Gewebe befallen?
  • Sind Metastasen erkennbar?

Abwartende Beobachtung und aktive Überwachung

Abwartende Beobachtung

Bei der abwartenden Beobachtung wird nicht unmittelbar therapeutisch eingegriffen. Stattdessen wird ausgehend von den Beschwerden des Patienten eine Abwägung darüber getroffen, ob Eingriffe in einem guten Verhältnis zu möglichen Risiken und Nebenwirkungen stehen. Auch die Behandlung mit Schmerzmitteln findet nur statt, wenn Beschwerden auftreten.

Gleason-Score

Bei der abwartenden Beobachtung wesentlich ist der sogenannte Gleason-Score. In fünf Graden werden Abweichungen von Zellveränderungen bei zwei Zellproben beurteilt und zu einem Gesamt-Score zusammengefasst. Der Gleason-Score beträgt demnach mindestens 2 und maximal 10. Je höher der Wert, desto ungünstiger ist das Ergebnis für den Patienten.

Beide Zellproben werden während der Biopsie entnommen. Diese Vorgehensweise ist notwendig, weil Prostatakarzinome oftmals uneinheitlich sind. Durch die Laboruntersuchung werden Prognosen über das Tumorwachstum getroffen. Beim abwartenden Beobachten sollte nur dann nicht eingegriffen werden, wenn der Gleason-Score einen Wert unter 7 annimmt und die Lebenserwartung aufgrund einer anderen Erkrankung oder des Alters unter zehn Jahren liegt.

Abwartendes Beobachten kommt also dann zum Einsatz, wenn dem Patienten eine belastende Therapie erspart werden soll. Dies kann etwa der Fall sein, wenn andere schwerwiegende Begleiterkrankungen im Vordergrund stehen oder der Patient ein sehr hohes Lebensalter erreicht hat, in dem die Behandlung eines langsam wachsenden Prostatakarzinoms keine sinnvolle Maßnahme ist.

Aktive Überwachung

Bei der aktiven Überwachung spielen regelmäßige Kontrolluntersuchung die zentrale Rolle. Behandelt wird der Prostatakrebs nur, wenn der Tumor auffällig wird. Überwacht wird dabei oftmals bei jüngeren Patienten, auf die Folgendes zutrifft:

  • Prostatakarzinom lokal begrenzt
  • Tumorzellen in zwei oder weniger Stanzproben
  • Tumorbefall der Stanzproben liegt bei 50 Prozent oder weniger
  • Gleason-Score von 6 oder niedriger
  • PSA-Wert von 10 ng/ml oder niedriger
  • Lebenserwartung von mindestens 10 Jahren

Operation bei Prostatakrebs

Ein operativer Eingriff bzw. die Operation kann in einem frühen Krebsstadium als therapeutisches Mittel eingesetzt werden, um Prostatakrebs vollständig zu heilen. Dabei wird bei einer sogenannten radikalen Prostatektomie die gesamte Vorsteherdrüse inklusive der Samenblasen entfernt. Die Heilungschancen sind umso größer, je vollständiger ein Tumor entfernt werden kann.

Rückfallrisiko: Die vollständige Entfernung eines Prostatatumors wird als R0-Resektion bezeichnet. Je näher die Operation an einer R0-Resektion liegt, desto geringer ist das Rückfallrisiko.

Auch wenn die operative Entfernung der Prostata für gute Heilungschancen sorgt, ist dieses Verfahren mit Auswirkungen auf das alltägliche Leben verbunden. Trotz moderner Operationstechniken lassen sich Folgeerscheinungen wie Harninkontinenz oder Impotenz nicht gänzlich vermeiden.

Beckenboden trainieren

Als Patient können Sie jedoch selbst dazu beitragen, einige Folgeerscheinungen gezielt zu verbessern. Vorübergehende Harninkontinenz tritt relativ häufig nach einer Prostatektomie auf. Bis der Schließmuskel der Harnröhre seine volle Funktionsfähigkeit wiedererlangt hat, kann es einige Wochen oder Monate dauern. Durch gezielte Beckenbodenübungen verbessern Patienten die Funktionsfähigkeit des Harnröhrenschließmuskels. Nur bei etwa 5 bis 10 Prozent aller Patienten verbleibt eine dauerhafte Harninkontinenz.

Beckenbodentraining: Diese Art des Trainings umfasst verschiedene Anspannungs- und Entspannungsübungen, um die Muskulatur des Beckens kontrolliert zu bewegen. Beckenbodentraining wurde von Arnold H. Kegel erfunden und wird demnach auch als Kegeltraining bezeichnet.

Führen Sie Maßnahmen zur Entlastung der Muskulatur des Beckens einfach in ihrem Alltag durch:

  • Aufstehen: Rollen Sie sich zunächst auf die Seite und stehen erst dann auf. So reduzieren Sie den Druck auf den Beckenboden.
  • Heben: Das achtsame Heben von Gegenständen sorgt für eine Entlastung des Beckenbodens. Führen Sie Lasten nahe am Körper und heben Sie Gegenstände, in dem Sie aktiv in die Knie gehen und den Oberkörper gerade halten.
  • Atmung: Beim Heben von schweren Lasten sollten Sie nicht den Atem anhalten, da das Zusammenwirken von Bauch-, Beckenboden- und Rückenmuskulatur besser funktioniert, wenn Sie weiter atmen.
  • Husten: Schauen Sie bei starkem Husten über die Schulter anstatt sich nach vorn zu beugen, um den Druck auf den Beckenboden zu verringern.
  • Bauchmuskeltraining: Training der Bauchmuskel kann auch nach Ausheilung einer Prostatektomie problematisch sein. Der große Druck auf den Bauchraum kann Inkontinenzbeschwerden vergrößern.

Chemotherapie

Bei einer Chemotherapie werden spezielle Medikamente, sogenannte Zytostatika, eingesetzt. Diese sollen das Krebswachstum hemmen und somit die Tumorzellen zerstören. Bei einer Chemotherapie werden die Medikamente mithilfe einer Infusion in den Körper gebracht, wo sie sich verteilen und so die erkrankten Bereiche im gesamten Organismus angreifen. Aufgrund der Nebenwirkungen wird eine Chemotherapie meist erst nach einer Hormonbehandlung eingesetzt.

Grundsätzlich wirkt eine Chemotherapie auf alle Zellen mit rascher Zellteilung, also auf erkrankte und gesunde Zellen. Überwiegend sind dies:

  • Schleimhautzellen im Verdauungstrakt
  • Haarwurzelzellen
  • Blutbildende Zellen im Knochenmark

Damit verbunden sind die Nebenwirkungen, die bei einer Chemotherapie auftreten können. Gegen einzelne Nebenwirkungen können Sie gezielt Maßnahmen zur Linderung treffen:

Völlegefühl

Essen Sie kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt und meiden Sie schwer verdauliche Kost, wie etwa große Mengen an Fett, stark Angebratenes und blähende Gemüsesorten. Tipp: Speisen wie etwa Haferschleim, können die Beschwerden lindern.

Verstopfung

Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme und verzehren Sie ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte. Auch Obst und Gemüse können dazu beitragen, Verstopfung zu lindern.

Übelkeit

Verteilen Sie ihre Mahlzeiten über den Tag und achten Sie auf langsames, genießerisches Essen. Fett und Zucker sollten ebenso gemieden werden wie stark gewürzte Speisen. Entspannen Sie sich nach einer Mahlzeit, legen Sie sich jedoch nicht hin. Lindernd wirken können trockene Lebensmittel wie Toast oder Zwieback sowie kühle Getränke.

Mangelernährung

Um Mangelernährung zu erkennen, sollten Sie während einer Therapie regelmäßig ihr Gewicht kontrollieren. Als Faustregel gilt: Ein Gewichtsverlust von etwa fünf Prozent innerhalb eines halben Jahres deutet auf eine Mangelernährung hin.

Beschwerden im Bereich des Mundes

Achten Sie auf eine regelmäßige Mundhygiene und halten Sie Mund und Lippen durch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr in kleinen Schlucken feucht. Bonbons und Kaugummi regen den Speichelfluss an.

Geschmacksstörungen

Oft beobachtet werden Aversionen gegen Fleischprodukte. Da eine eiweißreiche Ernährung während einer Therapie jedoch notwendig sein kann, sollten Sie Eiweiße über fleischlose Lebensmittel aufnehmen. Dies sind etwa Milchprodukte, Tofu oder Eier.

Eingesetzte Zytostatika bei Prostatakrebs

Im Rahmen der Erstlinientherapien mit Mitteln der ersten Wahl und Zweitlinientherapien mit alternativen Mitteln bei ausbleibendem Behandlungserfolg, kommen unterschiedliche Zytostatika zum Einsatz. Welche Behandlungsschritte im Einzelnen erforderlich sind und welche Substanzen im Rahmen der Chemotherapie eingesetzt werden, wird individuell entschieden.

Hormonbehandlung und weitere Behandlungsmöglichkeiten

Hormonbehandlung

Sie kommt zum Einsatz, um andere Therapieverfahren in ihrer Effektivität zu steigern. Oftmals erhalten Patienten eine hormonelle Therapie, wenn bei der Diagnosestellung bereits Metastasen erkennbar waren oder der Prostatakrebs unter Anwendung einer Therapie weiter fortgeschritten ist.

Je nach festgestellten Bedingungen kann die Dauer einer Hormonbehandlung variieren:

Status des KarzinomsDauer der Hormonbehandlung
Lokal fortgeschrittenes Prostatakarzinom2 bis 3-monatige unterstützende Hormonbehandlung bei angewandter Strahlentherapie
Lokal fortgeschrittener Prostatakarzinom, hohes Rückfallrisiko und/oder Metastasen in den Lymphknoten2 bis 3-jährige unterstützende Hormonbehandlung nach angewandter Strahlentherapie
Radikale Prostatektomie sowie anschließend festgestellte Metastasen in den LymphknotenMindestens 2-jährige unterstützende Hormonbehandlung

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

Eine weitere therapeutische Maßnahme ist beispielsweise die Radionuklidtherapie, die bei vorhandenen Knochenmetastasen zum Einsatz kommt. Auch das Immunsystem selbst kann als Waffe gegen Tumorzellen eingesetzt werden. Im Rahmen einer Immuntherapie wird ein Impfstoff ähnliches Medikament in den Körper gebracht, das eine gezielte Reaktion des Immunsystems auslösen soll, um Tumorzellen zu attackieren. Dazu können dem Patienten auch zunächst T-Zellen entnommen (Blutabnahme) und derart verändert werden, dass Karzinomzellen von Prostatakrebs erkannt werden können. Die Immuntherapie ist derzeit für Prostatakrebs noch nicht zugelassen.

Geprüft OA Dr. med. Otto Krieger: Stand 13.12.2018 https://selpers.com/