ESMO 2018: Lokale Strahlentherapie verbessert das Überleben bei metastasiertem Prostatakrebs mit geringer Krankheitslast

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Die Bestrahlung der Prostata verbessert das Gesamtüberleben bei Männern mit neu diagnostiziertem metastasierendem Prostatakrebs, die eine niedrige metastatische Krankheitslast aufweisen, jedoch nicht bei Patienten mit höherer Krankheitslast. Dies geht aus einer zuvor eingeplanten Analyse einer großen Vergleichsstudie hervor, die beim ESMO 2018 Congress vorgestellt wurde (1).
“Die Standardbehandlung für Männer mit neu diagnostiziertem metastasiertem Prostatakrebs ist derzeit eine alleinige medikamentöse Behandlung”, erklärte der Hauptautor Dr. Chris Parker vom Royal Marsden NHS Foundation Trust im britischen Sutton. “Obwohl sich die Ergebnisse verbessert haben, sterben Männer in der Regel noch immer innerhalb von etwa fünf Jahren an metastasiertem Prostatakrebs, daher besteht Bedarf an einer effektiveren Behandlung. Wir wollten wissen, ob die Bestrahlung der Prostata nicht nur die lokale Kontrolle verbessert, sondern auch die Progression der metastasierten Erkrankung verlangsamt. “
Die mehrarmige, mehrstufige STAMPEDE-Studie schloss einen randomisierten Phase-III-Vergleich ein, um zu testen, ob eine Strahlentherapie der Prostata das Gesamtüberleben bei Männern mit neu diagnostiziertem metastasierendem Prostatakrebs verbessert. Dies basierte auf der Hypothese, dass Primärtumoren bei Männern mit metastasiertem Prostatakrebs zur allgemeinen Krankheitsprogression und kürzeren Überlebenszeiten beitragen könnten.
Die Studie umfasste 2061 Patienten (Durchschnittsalter 68 Jahre) aus Großbritannien und der Schweiz, bei denen neu ein metastasiertes Prostatakarzinom diagnostiziert wurde. Sie wurden randomisiert einer Standardbehandlung (SOC) aus lebenslanger Androgenentzugstherapie plus frühem Docetaxel ab 2016 oder der SOC plus Strahlentherapie der Prostata zugeteilt. Der Bestrahlungsschema war 55 Gy/20f täglich über 4 Wochen oder 36 Gy/6f wöchentlich über 6 Wochen.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Strahlentherapie der Prostata das versagensfreie Überleben (Hazard Ratio [HR] 0,68; 95%-Konfidenzintervall 0,68-0,84), nicht aber das Gesamtüberleben (HR 0,92, 95% CI 0,80, 1,06) bei der gesamten Patientengruppe verbesserte.
Eine präspezifizierte Subgruppenanalyse zeigte, dass die Strahlentherapie der Prostata das Gesamtüberleben bei knapp mehr als einem Drittel der 819 Männer mit geringer Last an metastasierter Erkrankung (32%) verbesserte (HR=0,68; 95%-KI 0,52-0,90). Im Gegensatz dazu wurde das Gesamtüberleben bei den 1120 Männern mit höherer Last an Metastasen durch die Strahlentherapie nicht verbessert. Eine höhere Krankheitslast bei Prostatakrebs wird definiert als vier oder mehr Knochenmetastasen mit mindestens einer außerhalb des Achsenskeletts und/oder viszerale Metastasen (2).
Die Strahlentherapie der Prostata wurde gut vertragen, wobei 5% der Patienten Nebenwirkungen von Grad 3-4 während der Behandlung und 4% nach der Behandlung aufwiesen. “Das Risiko für Nebenwirkungen der Blase und des Darms war leicht erhöht, aber diese waren eher leicht. Die Nebenwirkungen werden durch den Überlebensvorteil sicherlich aufgewogen”, sagte Parker.
“Die Strahlentherapie der Prostata verbessert das Überleben von Männern mit metastasiertem Prostatakrebs, die eine geringe Krankheitslast haben”, berichtete Parker. “Sie sollte neben der medikamentösen Behandlung eine Standardbehandlung für Männer mit oligometastasierter Erkrankung sein”, empfahl er.
Parker stellte fest, dass die Prostata-Strahlentherapie eine einfache Technik ist, die weithin verfügbar und relativ günstig ist. Daher ist er der Meinung, dass sie einfach zu implementieren ist. Er fügte hinzu, dass die Studienergebnisse auch für Männer mit einer Becken-Lymphknoten-positiven, aber nicht metastasierten Erkrankung (N1M0) relevant sind, bei der der Zusatz einer Strahlentherapie zur medikamentösen Behandlung kurativ sein könnte.
Prof. Karim Fizazi vom Gustave-Roussy-Institut der Universität Paris Sud, Frankreich, kommentierte die Ergebnisse für die ESMO: “Diese Studie belegt zum ersten Mal, dass die Behandlung des lokalen Primärtumors bei Männern mit metastasiertem Prostatakarzinom und minimal disseminierter Erkrankung mit einer Verbesserung des Gesamtüberlebens einhergeht. “Er fügte hinzu, dass der Befund, dass es bei Männern mit einer höheren Krankheitslast keinen signifikanten Anstieg des Gesamtüberlebens gab, mit der zuvor berichteten HORRAD-Studie übereinstimmt (3).
In Anbetracht der Auswirkungen auf die klinische Praxis schlug Fizazi vor: “Für Männer mit neu diagnostiziertem oligometastasiertem Prostatakrebs ist es sehr wahrscheinlich, dass diese Daten die klinische Praxis verändern.” Mit Blick auf die Zukunft sagte er: “Für Männer mit höherer Krankheitslast werden mehr Daten benötigt, um zu sehen, ob eine lokale Vorbehandlung lokale Symptome verbessert oder verhindert, was für sich genommen ihren Einsatz auch ohne einen Vorteil in punkto Gesamtüberleben rechtfertigen könnte. “
Im Hinblick auf die Limitierungen stellte Fizazi fest, dass, obwohl die Studie eine große, randomisierte Phase-III-Studie war, nur 18% der Patienten früh Docetaxel erhalten hatten und keiner früh Abirateron, obwohl diese Behandlungen heutzutage Teil der Standardbehandlung bei fitten Männern sind.
Referenzen:
Abstract LBA5_PR ‘Radiotherapy (RT) to the primary tumour for men with newly-diagnosed metastatic prostate cancer (PCA): survival results from STAMPEDE (NCT00268476)’. Annals of Oncology, Volume 29 Supplement 8 October 2018
Sweeney CJ, Chen Y-H, Carducci M et al. Chemohormonal therapy in metastatic hormone-sensitive prostate cancer. NEJM 2015; 373: 737-746.
Boevé L, Hulshof M, Vis A et al. PD10-10 a prospective, randomized controlled trial evaluating overall survival in patients with primary bone metastatic prostate cancer (MPCA) receiving either androgen deprivation therapy (ADT) or ADT combined with concurrent radiation therapy to the prostate, final data from the HORRAD trial. The Journal of Urology 2018; 199: e231-e232. 

Quelle
ESMO 2018 Congress