Erste Stiftungsprofessur für Onkologische Bewegungswissenschaften

 Prof. Dr. Freerk Baumann, Foto: Michael Wodak/Quelle: Uniklinik Köln

Prof. Freerk Baumann ist dem Ruf der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln gefolgt und startete im Juni 2021 mit seiner Forschungs- und Lehrtätigkeit an der Klinik I für Innere Medizin der Uniklinik Köln. Die Stiftungsprofessur wird von der Deutschen Krebshilfe gefördert.

Baumann ist ein international anerkannter Experte für Bewegungswissenschaften in der Onkologie. Seine zentrale wissenschaftliche Fragestellung: Wie lassen sich optimal klinisch relevante Nebenwirkungen der medizinischen Krebsbehandlung und Auswirkungen der Erkrankung durch gezielte Bewegungstherapie verhindern oder reduzieren?

Die Einflüsse von körperlicher Aktivität auf medizinisch-biologische, psychische und soziale Parameter bei Krebspatienten werden erst seit rund 15 Jahren systematisch erforscht. Baumann gilt auf diesem Gebiet als Pionier und hat unter anderem in klinischen Studien erstmals zeigen können, dass selbst unter einer Knochenmarktransplantation ein körperliches Training sicher und effektiv ist. Neben den klinischen Studien gestaltet er relevante Implementierungsarbeit, um möglichst vielen Patienten Zugang zu qualitätsgesicherten Bewegungsprogrammen zu ermöglichen.

Dazu entwickelte Baumann die OTT, die „Onkologische Trainings- und Bewegungstherapie“, und hat darüber zentrale evidenzbasierte Impulse für qualitätsgesicherte Bewegungsangebote – vor, während und nach – der Krebstherapie gesetzt. Auch der Direktor des Centrums für Integrierte Onkologie (CIO) an der Uniklinik Köln, Prof. Michael Hallek, sieht in auf den Patienten abgestimmte Bewegungsprogramme eine wichtige neue Therapieoption: „Bereits jetzt ist Bewegung eine effektive und gleichzeitig nebenwirkungsarme Therapie, die bei einigen Krankheitsbildern sehr gute Erfolge zeigt. Durch weitere Forschung sehe ich ein großes Potenzial, dass künftig viele Patienten mit einer Krebserkrankung aktiv und hochwirksam an ihrem Genesungsprozess mitarbeiten können.“

Prof. Gereon R. Fink, Dekan der Medizinischen Fakultät und Vorstandsmitglied der Uniklinik Köln, ergänzt: „Dass wir mit Freerk Baumann das Thema Bewegungswissenschaften in der Onkologie nun an unserer Fakultät erstmalig implementieren und langfristig weiter entwickeln können, freut mich sehr. Unser Ziel: Das Thema in Forschung und Lehre interdisziplinär zu verankern – dafür gibt es am Kölner Campus exzellente Voraussetzungen.“

„Ich möchte dieses hochspannende und innovative Thema wissenschaftlich und translational am Standort Köln weiter vernetzen und entwickeln. Dazu zählt insbesondere die Frage, inwiefern wir durch Bewegungsinterventionen die Möglichkeit haben, das Therapieansprechen, den Krankheitsverlauf und die Prognose beeinflussen können“ so Prof. Baumann. „Der Kölner Campus mit der Uniklinik und dem Centrum für Integrierte Onkologie sowie die enge Vernetzung mit der Deutschen Sporthochschule Köln bieten ideale Voraussetzungen, um das Thema Onkologische Bewegungswissenschaften national und international noch sichtbarer zu machen.“

Baumann wurde 1975 in Leer geboren und studierte von 1996 bis 2001 Sportwissenschaften mit den Schwerpunkten Rehabilitation und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule (DSHS) in Köln. Nach seiner Promotion 2005 arbeitete Baumann von 2005 bis März 2009 als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent am Institut für Rehabilitation und Behindertensport der Deutschen Sporthochschule Köln, bevor er dort 2009 an das Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin wechselte. Hier leitete er 2007 bis 2016 die Arbeitsgruppe „Bewegung, Sport und Krebs“.

Im April 2015 wurde er an der DSHS Köln zum Thema „Körperliche Aktivität bei onkologischen Erkrankungen“ habilitiert. Im selben Jahr gründete er die „Nationale Expertengruppe zu körperlicher Aktivität und Bewegungstherapie in der Onkologie (NEBKO)“, angegliedert an die Deutsche Krebsgesellschaft, deren Sprecher er ist. 2016 wechselte Baumann ans CIO und gründete die Arbeitsgruppe „Onkologische Bewegungsmedizin“.

Zusammen mit den Onkologen der Kölner Uniklinik und in Kooperation mit der Deutschen Sporthochschule Köln entwickelte er bereits seit 2010 mit der „Onkologischen Trainings- und Bewegungstherapie“ (OTT) ein Versorgungskonzept, das neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis und Therapie überträgt. Das Konzept hat mittlerweile in Deutschland und international Schule gemacht. Die nachhaltige Implementierung der qualitätsgesicherten „Onkologischen Trainings- und Bewegungstherapie“ in die Versorgungsstruktur onkologischer Patienten bildet einen wichtigen Schwerpunkt seiner Arbeit.

Seit 2009 hat Baumann über 100 peer-reviewed Artikel, zahlreiche Buchkapitel und drei Bücher veröffentlicht. Damit gehört er international zu den „most active authors“ seines Faches. Zudem arbeitet er als Experte und Mandatsträger in mehreren onkologischen S3-Leitlinien sowie Entwicklung moderner und innovativer Versorgungskonzepte mit. Zudem ist er Koordinator der S3Leitlinie „Bewegungstherapie in der Onkologie“, die derzeit in Umsetzung ist.

Die Stiftungsprofessur wird zunächst über fünf Jahre gefördert, mit anschließender Verstetigung. Quelle: Uniklinik Köln, 06.07.2021